Inside Wall Street Der Chrysler-Konkurs
30.04.2009, 22:26 UhrEine Überraschung war es nicht, als Barack Obama das Konkursverfahren für Chrysler ankündigte. Die Börse hatte längst spekuliert, dass das Unternehmen nicht mehr zu retten sei - jetzt soll es neu organisiert werden. Und doch sind viele Fragen offen, darunter die wichtigste: Kann eine Sanierung im Gläubigerschutz überhaupt funktionieren?
Eine Zukunft für Chrysler ist trotz Milliardenspritzen der Regierung und einigem Goodwill der Gläubiger nämlich alles andere als sicher. Denn die Gläubiger, darunter etwa 40 Banken, Hedgefonds und andere Investoren, stellen nach wie vor Forderungen an das Management. Aus gutem Grund: Andere wichtige Chrysler-Partner haben Zugeständnisse bekommen, darunter etwa die Gewerkschaften. Die könnten für ihre Bereitschaft Löhne und Gehälter anzupassen einen beträchtlichen Anteil an Chrysler erhalten soll - möglicherweise eine Mehrheit.
Das Aus droht weiterhin
Entsprechend wollen die Banken ihre Schulden nicht vergeben, ohne selbst Garantien für die Zukunft zu erhalten. Dass sie ihre Forderungen sehr ernsthaft durchzusetzen versuchen, haben Chrysler und die Regierung in den letzten Tagen gemerkt, als eine eigentlich geplante Rettung des Konzers über einen Schuldenabbau in reduzierter Höhe am Widerstand der Gläubiger gescheitert ist.
Das Angebot an die Gläubigerbanken hatte zuletzt bei 33 Prozent der Schulden gelegen, viel mehr wird man ihnen auch in den nächsten Monaten der Restrukturierung kaum bieten können. Sollte der Widerstand bestehen bleiben, droht Chrysler damit die Liquidation - und das endgültige Aus der Traditionsmarke.
Das wiederum hätte deutlich schlimmere Folgen für hunderttausende von Amerikanern, die direkt oder indirekt von der Zukunft Chryslers abhängig sind. Darunter etwa die 54 000 Mitarbeiter, die zur Zeit noch beschäftigt bleiben und weiter Autos bauen sollen. Kleinere, wohlgemerkt, mit dem Knowhow von Fiat, doch genau darin liegt ja die einzige Überlebenschance des kranken Konzerns.
Zulieferer sorgen sich
Sorgen machen sich auch die Mitarbeiter zahlreicher Zulieferer, deren Unternehmen von Chrysler abhängig sind. Ebenso wie die Autohändler, von denen einige in den nächsten Monaten die Türen dicht machen werden. Der Apparat soll verschlankt werden, während man gleichzeitig neue Finanzierungshilfen sichern will. Chrysler wird hierbei ausgerechnet von GMAC unterstützt, der Finanztochter des Konkurrenten General Motors, an der Chrysler-Eigner Cerberus einen großen Anteil hält.
Während die Frage nach einer Zukunft für Chrysler spannend bleibt, sorgt sich die Wall Street um andere Firmen. Es liegt nahe, sich noch einmal genauer mit General Motors zu beschäftigen, wo ähnliche Probleme wie bei Chrysler gelöst werden müssen. Wenn die Chrysler-Gläubiger eine Liquidierung durchsetzen und möglicherweise einen größeren Teil ihrer Schulden wieder einholen können, könnte auch dem großen Bruder ein solches Schicksal drohen. Den Markt würde das vielmehr erschüttern, zumal dann weitere potenzielle Konkursverfahren - etwa für Citigroup oder Bank of America - diskutiert werden müssten.
Quelle: ntv.de