Börsengang oder Verkauf? Der Milliardenpoker um Grohe
24.09.2013, 19:35 Uhr
Grohe: Börsengang oder Verkauf?
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Das deutsche Traditionsunternehmen Grohe steht vor einem einschneidenden Richtungswechsel: Die Eigentümer wollen den Badausrüster und Geberit-Konkurrenten loswerden, am liebsten als Ganzes. Aber auch ein Gang aufs Börsenparkett ist drin. Der Poker hat begonnen.
Das Ringen um die Zukunft des Bad-Ausrüsters Grohe geht in die heiße Phase. Das Unternehmen könnte demnächst an die Börse gebracht oder an den japanischen Rivalen Lixil verkauft werden, sagten zwei mit dem Verkaufsprozess von Grohe vertraute Personen. "Jetzt pokert jede Seite um den besten Preis", betonte ein anderer Insider. Der Schweizer Konzern Geberit, der ebenfalls als potenzieller Käufer gehandelt wurde, ist dagegen nicht mehr im Rennen. Das Unternehmen habe keine bindende Offerte für Grohe abgegeben, teilte Geberit mit.
Die gute Entwicklung der Aktienmärkte spreche für ein "Initial Public Offering" (IPO) des Unternehmens aus Hemer im Sauerland, erklärten Banker. Bereits am Donnerstag könnten die Eigner ankündigen, die Firma an die Börse bringen zu wollen ("Intention to float"), sagte einer von ihnen. Andererseits hätte der Verkauf an einen Wettbewerber den Charme, das Unternehmen auf einen Schlag loszuwerden. Bei einem Börsengang würden die Grohe-Eigentümer, die Finanzinvestoren TPG Capital und Credit Suisse, nur einen Anteil verkaufen. Damit gingen sie das Risiko ein, lange auf einen guten Zeitpunkt für die Veräußerung der restlichen Anteile zu warten.
"Heuschrecken" am Werk
Von den Bietern, die verbindliche Gebote für Grohe eingereicht haben, sei Lixil der Favorit, erklärten Insider. Die Japaner hätten rund drei Milliarden Euro geboten. Ursprünglich hatten die Eigentümer aber auf bis zu 4 Milliarden Euro gehofft. Der japanische Bad- und Kücheneinrichter Lixil erklärte, das Unternehmen wolle expandieren. Zukäufe seien dabei eine Option. Alle anderen Beteiligten wollten sich nicht äußern.
Das Unternehmen Friedrich Grohe besteht seit 1936 und beschäftigt heute rund 9000 Mitarbeiter. Vergangenes Jahr erzielte Grohe ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) von 273 Millionen Euro, der Umsatz lag bei 1,4 Milliarden Euro. Grohe erreichte damit nur eine EBITDA-Marge von rund 19 Prozent. Das liegt ein gutes Stück unter den 25 Prozent, die Geberit schafft.
TPG und Credit Suisse hatten 2004 für Grohe 1,5 Milliarden Euro bezahlt. Ihre Umstrukturierungsmaßnahmen lösten wenig später die "Heuschreckendebatte" um die Rolle von Finanzinvestoren in der deutschen Wirtschaft aus. Heute gilt Grohe allerdings als ein Musterbeispiel für einen gelungenen Konzernumbau unter Führung von Finanzinvestoren.
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa