Jörg Asmussen im Porträt Der Strippenzieher
09.09.2011, 17:12 UhrDer eventuelle neue EZB-Chefvolkswirt Jörg Asmussen ist ein "Roter". Dennoch wollte Bundesfinanzminister Schäuble nicht auf ihn verzichten und beließ in auf dem Posten des Staatssekretärs. Ansehen erwarb sich Asmussen vor allem während der Finanzkrise.
Dem CDU-Mann folgt womöglich ein Sozialdemokrat: Jörg Asmussen soll in das Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) einziehen, als Nachfolger für den im Streit gehenden Christdemokraten Jürgen Stark.
Der 1966 in Flensburg geborene Ökonom arbeitet seit 2008 als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, für das er zuvor unter anderem als Chef der Abteilung für internationale Finanzmarkt- und Währungspolitik zuständig war. Diese Erfahrung dürfte ihm nun gelegen kommen. Der damalige SPD-Minister Peer Steinbrück berief Asmussen 2008 zum Staatssekretär. Sein CDU-Nachfolger Wolfgang Schäuble behielt ihn trotz des "falschen" Parteibuchs.
Ansehen erwarb sich Asmussen vor allem während der Finanzkrise. Er zog hinter den Kulissen die Strippen - etwa bei der Rettung der Düsseldorfer IKB Industriebank mit Steuergeldern in Milliardenhöhe. Allerdings ist der fließend Englisch sprechende Asmussen nicht unumstritten. Er saß im Aufsichtsrat der staatseigenen Förderbank KfW, der die IKB größtenteils gehörte. Kritiker warfen ihm vor, von den riskanten Immobiliengeschäften der Bank gewusst, sie aber nicht verhindert zu haben. Ein persönliches Fehlverhalten konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden.
Wiedersehen mit altem Bekannten
Im EZB-Rat wird Asmussen bei den regelmäßigen Ratssitzungen auf einen alten Bekannten treffen: Bundesbank-Chef Jens Weidmann. Beide studierten bei dem langjährigen Bundesbankpräsidenten Axel Weber, der seinen Posten wie auch Stark im Streit um den EZB-Kurs in der Schuldenkrise hinwarf. Weber wiederum verdankte seine Berufung Asmussen, der sich 1999 beim damaligen Finanzminister Hans Eichel (SPD) erfolgreich für dessen Ernennung stark gemacht hatte.
Asmussen und Weidmann arbeiteten bereits bis zum Frühjahr eng zusammen, ehe letzterer seinen Job als Wirtschaftsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgab und nach Frankfurt wechselte. Dort werden sich die beiden Weber-Schüler künftig häufiger begegnen.
Quelle: ntv.de, rts