Alle Rekorde gebrochen Der deutsche Export brummt
09.05.2011, 10:06 Uhr
Rondorf: "Der Welthandel hat sich im ersten Quartal wieder belebt, davon profitieren die deutschen Firmen überdurchschnittlich."
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1950 hat es solche Export-Zahlen im März noch nicht gegeben: Deutsche Unternehmen führten Waren im Wert von 98,3 Mrd. Euro aus. Damit scheint es möglich, dass der Export in diesem Jahr die "magische Marke" von einer Billion Euro Umsatz knackt.
Im März verkauften deutsche Exporteure so viel ins Ausland wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik. Die Unternehmen führten Waren im Wert von 98,3 Mrd. Euro aus. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilt, ist dies ist der höchste Monatswert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1950. Auch die Einfuhren erreichten demnach einen Höchstwert: Importiert wurden im März Waren im Wert von 79,4 Mrd. Euro. Der bisherige Höchstwert bei den Ausfuhren war laut Statistik bislang im April 2008 mit 88,8 Mrd. Euro erreicht worden, der für Einfuhren im November 2010 mit 74,1 Mrd. Euro.
Die Ausfuhren im März stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 15,8 Prozent, wie das Statistikamt weiter mitteilt. Die Importe stiegen im Vergleich zum März 2010 um 16,9 Prozent. Der Groß- und Außenhandelsverband (BGA) rechnet damit, dass der Export in diesem Jahr die "magische Marke" von einer Billion Euro Umsatz knacken wird.
Drei Prozent Wachstum im Gesamtjahr?
Im Vergleich zum Vormonat legten die Exporte um 7,3 Prozent zu. Analysten hatten lediglich ein Plus von 0,8 Prozent vorhergesagt. Die Importe zogen bereinigt um 3,1 Prozent an. Hier hatten Analysten ein Plus von 0,4 Prozent erwartet. "Es waren sehr starke Zahlen, auch wenn man berücksichtigt, dass der späte Ostertermin dazu beigetragen hat und wir deswegen möglicherweise einen Sondereffekt hatten", sagt Ulrike Rondorf, Volkswirtin bei der Commerzbank. "Der Welthandel hat sich im ersten Quartal wieder belebt, und davon profitieren die deutschen Firmen überdurchschnittlich. Die Wirtschaftsleistung dürfte im ersten Quartal um mehr als ein Prozent zugelegt haben. Für das Gesamtjahr sind drei Prozent Wachstum keinesfalls zu optimistisch. In den kommenden Monaten dürften wir aber eine Normalisierung sehen. Im April könnte es auch ein Minus bei den Exporten geben."
Christian Schulz von der Berenberg Bank spricht von einer "goldenen Dekade", die Deutschland vor sich habe. "Die Wettbewerbsvorteile, die sich Deutschland seit Beginn der Agenda 2010 erarbeitet hat, zahlen sich jetzt aus", so der Experte. "Wir hoffen aber auch, dass der private Konsum künftig deutlicher steigt und damit dann auch die Importe. Es gibt natürlich große Risiken wie Japan-Krise, hohe Rohstoffkosten und teurem Euro. Trotzdem dürfte die Wirtschaft im ersten Quartal mit 0,9 Prozent kräftig gewachsen sein."
Starke Zahlen trotz Gegenwind
Auf Risiken und eigentlich widrige Umstände kommt auch Thorsten Polleit von Barklays zu sprechen: "Das sind starke Zahlen - trotz des Gegenwindes, der von hohen Rohstoffkosten und dem teuren Euro kommt. Die deutschen Exporteure sind international sehr gut aufgestellt und offensichtlich in der Lage, den Belastungen zu trotzen. Allerdings kann es auch sein, dass sich hinter den guten Zahlen Sondereffekte verbergen - etwa Aufträge, die in den vergangenen Monaten aufgelaufen sind und jetzt erst abgewickelt wurden. Der Außenhandel hat trotzdem im ersten Quartal nicht zum Wirtschaftwachstum beigetragen. Das ist aber nicht so dramatisch, weil das Bruttoinlandsprodukt mit 1,2 Prozent kräftig gewachsen sein dürfte. Wachstumstreiber ist vor allem die Binnennachfrage. Besonders die Investitionen sind gut gelaufen."
Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim geht davon aus, dass der Export das Wachstum in Deutschland weiter stützen wird: "Es ist sehr positiv, dass die Exporte nochmal sehr, sehr kräftig zugelegt haben", sagt der Analyst. "Das gibt dem ersten Quartal noch einmal einen ordentlichen Schub. Wir rechnen mit einem Wachstum von einem Prozent. Es könnte nach diesen Zahlen aber sogar noch etwas günstiger ausfallen. Danach lässt die Wachstumsdynamik aber etwas nach. Die sehr hohen Zuwachsraten, die wir in der Vergangenheit gesehen haben, werden beim Außenhandel nicht so weitergehen. Bei den Auftragseingängen lässt das Tempo bereits nach, ebenso beim Welthandel. Der Export wird aber weiter das Wachstum in Deutschland stützen."
Quelle: ntv.de, rts/AFP