Wulff zur derzeitigen Krise "Deregulierung ging zu weit"
23.10.2011, 12:19 UhrIn die Debatte um die derzeitige Schulden- und Finanzkrise schaltet sich nun auch Christian Wulff ein. Der Bundespräsident führt in diesem Zusammengang die übertriebene Deregulierung und Liberalisierung an. Allerdings hätten viele Länder auch "über höhere Schulden und billigeres Geld Wohlstand erkauft".

"Politik muss sich davon lösen, hektisch auf jeden Kursrutsch an den Börsen zu reagieren."
(Foto: picture alliance / dpa)
Bundespräsident Christian Wulff hat die Liberalisierung des Finanzsektors kritisiert und für die gegenwärtige Krise mitverantwortlich gemacht. "Hinsichtlich des Finanzsektors denke ich, dass die ursprüngliche Liberalisierung und Deregulierung zu weit gegangen ist", sagte das Staatsoberhaupt der Tokioter Wirtschaftszeitung "Nikkei". Wulff hält sich zu einem Besuch in Japan auf.
Die Finanzkrise von 2008 sei aber nicht der einzige Grund für die derzeitige Schuldenkrise. Viele Länder hätten jahrelang "über höhere Schulden und billigeres Geld Wohlstand erkauft". Ohne eine Abkehr von der Schuldenpolitik der Vergangenheit sei die Krise nicht zu meistern. "Wir brauchen eine Kehrtwende zu nachhaltigem Wirtschaften und Haushalten", meinte der Bundespräsident.
Zur Kritik auch aus Japan, wonach Europa zu langsam und unflexibel auf die Krise reagiert habe, sagte Wulff: "Politik muss sich davon lösen, hektisch auf jeden Kursrutsch an den Börsen zu reagieren." Man dürfe sich nicht abhängig machen von Banken und Rating-Agenturen. Politik müsse langfristig orientiert sein und wenn nötig auch unpopuläre Entscheidungen wagen.
Solche Entscheidungen müssen laut Wulff immer von den Parlamenten getroffen werden, sie müssten erklärt und verstanden und von einer breiten Mehrheit mitgetragen werden. "Nur so entstehen das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit, die nachhaltig aus der Krise führen", meinte der Bundespräsident.
Quelle: ntv.de, dpa