Noch keine Entscheidung für Opel Detroit dämpft die Erwartungen
06.08.2009, 17:12 UhrGeneral Motors hat Hoffnungen auf eine rasche Einigung im Bieterwettstreit um Opel gedämpft. In den Verhandlungen mit dem deutschen Lieblingsbieter Magna seien noch zahlreiche wichtige Fragen offen. Vor allem die Verbindungen nach Russland bereiten den Amerikanern Sorgen.
Vor allem in den Verhandungen mit dem von deutschen Politikern bevorzugten Interessenten Magna seien noch etlich Punkte offen, erklärte GM-Unterhändler John Smith. Die Bundesregierung hofft unterdessen weiterhin auf eine rasche Lösung. In Berlin wird jederzeit mit der Vorlage unterschriftsreifer Vertragsentwürfe gerechnet. In Verhandlungskreisen hieß es jedoch, eine kurzfristige Klärung der offenen Fragen zwischen GM und Magna sei unwahrscheinlich. Die nach dem Spitzgespräch am Dienstag geäußerte Zuversicht, die Punkte bis zum Wochenende zu klären, sei nicht mehr zu halten.
GM-Verhandlungsführer Smith sprach zwar von konstruktiven Gesprächen mit den Opel-Interessenten RHJ und Magna. Von rund 30 ungeklärten Punkten in den Gesprächen mit Magna seien in einer Gesprächesrunde jedoch nur ein Drittel gelöst worden. Bei "fundamental" wichtigen Fragen wie künftigen Lizenzzahlungen, der Produktentwicklung und dem Russlandgeschäft gebe es noch keine Einigung.
Verwachsene Strukturen trennen
Er rechne in den kommenden Tagen sogar mit neuen Forderungen der Interessenten, erklärte Smith. GM gehe es in den Gesprächen vor allem darum, den Einsatz wichtiger Patente kontrollieren zu können. "Diese Transaktion soll keine Pipeline werden, über die wichtige Patente zu unbekannten Zielen gelangen", erklärte der GM-Manager.
Dem Konzept von RHJ bringt Smith jedoch durchaus Sympathien entgegen. Es benötige weniger Staatshilfe und sei einfacher - auch weil bei RHJ nicht wie bei Magna ein russischer Verhandlungspartner mit am Tisch sitze.
Magna will gemeinsam mit der russischen Sberbank bei Opel einsteigen und benötigt 4,5 Mrd. Euro an Staatshilfe, während RHJ mit 3,8 Mrd. auskommen will. Kreisen zufolge hat mittlerweile auch Sberbank eigene Forderungen in die Verhandlungen eingebracht.
Die industriellen Konzepte, die die Bieter verfolgten, seien jedoch sehr ähnlich, erklärte GM. Auch hinsichtlich der Wachstumsaussichten von Opel würden sich die Pläne von Magna und RHJ nicht wesentlich unterscheiden. Der Sonderbeauftragte für die US-Autoindustrie, Ron Bloom, hatte am Mittwoch erklärt, die US-Regierung werde die Entscheidung über Opel allein GM überlassen.
Henderson trifft Magna-Chef
Klärung könnte ein weiteres Spitzengespräch zwischen GM-Chef Fritz Henderson und Magna-Chef Siegfried Wolf am Freitag bringen. Beide wollten am frühen Nachmittag amerikanischer Zeit in Detroit zusammentreffen, berichtete die "FAZ" vorab aus ihrer Freitagausgabe. Ein vorheriges Treffen zwischen Henderson und Wolf war ohne greifbare Ergebnisse geblieben.
In Deutschland brachte der Wirtschaftsflügel der Unionsparteien angesichts der Hängepartie erneut eine geordnete Insolvenz des Autobauers ins Gespräch. "Wir haben nach wie vor eine sehr verfahrene Situation", sagte der Vorsitzende des CDU/CSU-Parlamentskreises Mittelstand, Michael Fuchs. "Ich rechne nicht mit einer schnellen Einigung und halte es weiterhin für denkbar, dass es zu einer geordneten Insolvenz kommt."
Quelle: ntv.de, mmo/rts