Wirtschaft

Ein Problem weniger Deutsche Bank einigt sich mit Kirch-Erben

Anshu Jain und Jürgen Fitschen haben ein Problem weniger.

Anshu Jain und Jürgen Fitschen haben ein Problem weniger.

(Foto: REUTERS)

Der jahrelange Streit der Deutschen Bank mit den Erben des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch ist zu Ende: Das Frankfurter Finanzinstitut stimmt einer außergerichtlichen Einigung zu. Das kostet die Bank allerdings sehr viel Geld.

Für fast eine Milliarde Euro legt die Deutsche Bank den langjährigen Rechtsstreit mit den Erben des Medienmoguls Leo Kirch bei. Der erzielte Vergleich sehe die Zahlung von 775 Millionen Euro zuzüglich Zinsen und pauschaler Kostenerstattung vor, teilte die Deutsche Bank mit. Finanzkreisen zufolge kostet die Einigung die Bank damit rund 900 Millionen Euro.

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Die Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen sowie der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner haben die Verhandlungen in den vergangenen Wochen vorangetrieben, da der Disput auch fast zwölf Jahre nach der Pleite des Medienimperiums von Leo Kirch immer wieder für Negativ-Schlagzeilen sorgt. Mehrere Anläufe der Bank und der Kirch-Erben waren gescheitert, einen Schlussstrich unter den Konflikt zu ziehen - oft im letzten Moment.

Die Familie Kirch macht die Bank und den damaligen Vorstandschef Rolf Breuer für die Pleite des Medienimperiums mitverantwortlich und forderte Schadenersatz in Milliardenhöhe. Auslöser war ein Interview Breuers im Februar 2002, in dem er öffentlich Zweifel an der Kreditwürdigkeit des wankenden Kirch-Konzerns genährt hatte. Wenig später musste Kirch Insolvenz anmelden. "Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen", hatte Breuer damals gesagt.

Fitschen und Jain hatten vor kurzem angekündigt, sie wollten die drängendsten Rechtsstreitigkeiten möglichst in diesem Jahr beilegen. Die Deutsche Bank kämpft an vielen Fronten: So ist sie sowohl in die Manipulation von Devisenkursen als auch von Referenz-Zinssätzen im Interbanken-Handel verwickelt. 2,5 Milliarden Euro hat sie bereits im vergangenen Jahr für Vergleiche und Bußen gezahlt, mehr als zwei weitere Milliarden hat sie dafür zurückgelegt. Auch für den Fall Kirch hat sie Finanzkreisen zufolge Rückstellungen gebildet.

Problem gelöst

Die Deutsche Bank steht im Kirch-Fall unter besonderem Druck, weil sie gerichtlich bereits zu Schadenersatz verurteilt worden ist. Nur die Höhe des finanziellen Anspruchs von Kirch war noch strittig. Schon bei einem Vergleichsversuch vor zwei Jahren war von 800 Millionen Euro die Rede gewesen. Doch damals hatte der Vorstand den ausgehandelten Vorschlag abgelehnt - aus Angst, dass ein solch teurer Vergleich den Klagen von Aktionären nicht standhalten könnte. Das Problem habe man heute gelöst, sagte der Insider.

Die Münchener Staatsanwaltschaft wirft Fitschen, dessen Vorgänger Josef Ackermann und weiteren ehemaligen Vorständen des Geldhauses vor, bei dem Prozess vor Gericht die Unwahrheit gesagt zu haben. Sie ermittelt deshalb wegen Prozessbetrugs. Die Staatsanwaltschaft hatte bei einer Razzia bei der Deutschen Bank massenhaft Unterlagen sichergestellt. Medienberichten zufolge könnte mit einem Vergleich mit Kirch eine Anklage gegen Fitschen verhindert werden. Sein Kollege Jain steht gleichzeitig wegen der zahlreichen Affären in seinem ehemaligen Bereich, dem Investmentbanking, unter Beschuss. Bisher haben die Bankenaufseher ihm allerdings keine Mitwisserschaft von Manipulationen nachweisen können.

Quelle: ntv.de, jga/rts

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