Für Postbank und Bankenregeln Deutsche Bank füllt Geldtopf
12.09.2010, 17:05 UhrJetzt ist es offiziell: Das größte deutsche Kreditinstitut beschließt eine Kapitalerhöhung von annähernd zehn Milliarden Euro. Mit dem Geld will das Institut die Komplettübernahme der Postbank stemmen und zugleich Vorsorge für neue Finanzmarktregeln treffen. Die Postbank-Aktionäre sollen ein Angebot zwischen 24 und 25 Euro je Aktie erhalten.
Die Deutsche Bank will die Postbank noch in diesem Jahr voll konsolidieren und unterbreitet den Aktionären deshalb ein Übernahmeangebot, das sich am Durchschnittspreis der vergangenen drei Monate orientiert. Die Postbank-Aktionäre dürften ein Angebot in der Größenordnung von 24 bis 25 Euro je Aktie erhalten. Am Freitag hatten Papiere der Postbank den Handel bei 27 Euro verlassen. Damit dürften viele Anteilseigner zögern, der Deutschen Bank ihre Papiere anzudienen.
Sollten alle Anteile angeboten werden, würde das die Deutsche Bank bis zu knapp 1,7 Mrd. Euro kosten. Zur Finanzierung der Übernahme und zur Stärkung der Kapitalbasis kündigte die Deutsche Bank eine mindestens 9,8 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung an. Über die Maßnahme war in den vergangenen Tagen bereits heftig spekuliert worden. Das Volumen ist jedoch höher als erwartet.
Milliardenabschreibung auf Postbank
"Mit dieser Kapitalerhöhung wollen wir uns das notwendige Eigenkapital für eine geplante Konsolidierung der Postbank sichern", begründete Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann die Aktienemission. Damit könne die Deutsche Bank ihre Position auf dem Heimatmarkt weiter ausbauen und eine führende Position im europäischen Privatkundengeschäft einnehmen. Derzeit hält die Deutsche Bank knapp 30 Prozent an dem Bonner Institut, die Deutsche Post hält 40 Prozent. Bevor die Postbank dieses Jahr konsolidiert werden kann, muss die Deutsche Bank im laufenden dritten Quartal voraussichtlich 2,4 Mrd. Euro auf den Wert ihrer Postbank-Aktien abschreiben.
Bei der Kapitalerhöhung, die von der Deutschen Bank selbst organisiert wird, sollen bis zu 308,6 Mio. Aktien ausgegeben werden. Damit schöpft die Bank ihren von den Aktionären genehmigten Rahmen fast vollständig aus. Ein großes Bankenkonsortium hat den Angaben zufolge die neuen Aktien zum vorläufigen Bezugspreis von 31,80 Euro je Stück zu marktüblichen Bedingungen übernommen, das ist ein Abschlag von einem Drittel auf den Schlusskurs vom Freitag. Sie garantieren der Deutschen Bank damit den Erfolg der Emission.
Die Deutsche-Bank-Aktionäre können für je zwei ihrer Aktien eine neue erwerben. Der endgültige Bezugspreis solle am 20. September festgelegt werden. Die Aktionäre könnten dann vom 22. September bis 5. Oktober 2010 ihre Bezugsrechte ausüben. Vorher will die Deutsche Bank bis zu 3,1 Mio. Aktien zurückkaufen, um das Volumen zu reduzieren.
Bereit für Basel III
Die Kapitalerhöhung diene zwar "in erster Linie der Finanzierung einer geplanten Konsolidierung der Postbank", hieß es weiter. Sie solle aber zugleich "auch die Kapitalbasis mit Blick auf regulatorische Änderungen und künftiges Wachstum stärken". Im internationalen Vergleich liegt die Deutsche Bank mit ihrer Kapitalausstattung nicht im Vorderfeld.
In Basel einigten sich parallel zur Ankündigung der Deutschen Bank Notenbanker und Vertreter der Bankenaufsicht aus den 27 wichtigsten Wirtschaftsnationen auf eine schärfere Regulierung der Finanzbranche. Fest steht, dass Banken ihre Geschäfte künftig mit mehr Kapital unterlegen sollen. Das soll riskante Geschäfte eindämmen und die Kosten künftiger Krisen stärker auf die Schultern der Kreditinstitute verteilen. Noch im Laufe des Sonntags wird mit einem Beschluss der Chefs von Notenbanken und Aufsichtsbehörden über schärfere Regeln ("Basel III") gerechnet.
Im September 2008 hatte die Deutsche Bank die schrittweise Übernahme der Postbank angekündigt. Wegen der Finanzmarktkrise wurde der Zeitplan jedoch Anfang 2009 geändert und gestreckt.
Quelle: ntv.de, AFP/DJ/dpa