Rekordjagd gebremst Deutsche Bank hält Milliarde
27.07.2010, 10:19 Uhr
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann setzt darauf, dass es weiter nach oben geht.
(Foto: dpa)
Die Deutsche Bank verbucht auch im zweiten Quartal einen Milliardengewinn, allerdings macht sich das schwache Marktumfeld bemerkbar. Ausgerechnet das traditionell starke Investmentbanking zeigt Schwäche, dafür läuft es mit den Privatkunden so gut wie lange nicht.
Die Marktturbulenzen im Frühjahr haben der Rekordjagd der Deutschen Bank einen Dämpfer verpasst. Zwar fielen die Zahlen für das zweite Quartal besser aus als von Experten erwartet. Die Werte blieben aber deutlich hinter dem starken Jahresauftakt 2010 zurück. Konzernchef Josef Ackermann zeigte sich gleichwohl optimistisch: "Die Deutsche Bank sieht sich gut positioniert, um weiter nachhaltigen Wert für ihre Aktionäre zu schaffen." Eine relativ hohe Kernkapitalquote von 11,3 Prozent bestärkte die Bank. An der Börse wurden die Zahlen mit einem kräftigen Kursplus honoriert.
Vorsicht, aber keine Angst
Der Überschuss im zweiten Quartal fiel trotz eines Einbruchs im Handelsgeschäft mit rund 1,2 Mrd. Euro etwas besser aus als im Vorjahreszeitraum mit 1,1 Mrd. Euro. Der Gewinn vor Steuern legte von 1,3 auf 1,5 Mrd. Euro zu. Ins Jahr gestartet war die Deutsche Bank jedoch mit deutlich höheren Gewinnen: Rund 1,8 Mrd. Euro nach Steuern und rund 2,8 Mrd. Euro vor Steuern standen nach drei Monaten in den Büchern.
Dennoch fielen dank des stabilen zweiten Quartals auch die Halbjahreszahlen deutlich besser aus als erwartet: Nach Steuern summierte sich der Gewinn nach sechs Monaten von 2,3 auf 2,9 Mrd. Euro, vor Steuern von 3,1 auf 4,3 Mrd. Euro.
Ackermann zeigt sich überzeugt, dass sich die Weltwirtschaft weiter beleben wird. "Gleichwohl bleibt das wirtschaftliche Umfeld anfällig für Rückschläge", schrieb er an die Deutsche-Bank-Aktionäre. "Konjunkturelle Risiken gehen weiterhin besonders von den USA aus, die unter einer anhaltend hohen Arbeitslosigkeit leiden. In Europa dämpfen staatliche Maßnahmen das Wachstum. Allerdings dürften Sorgen über ein erneutes Abgleiten der Industrieländer in eine Rezession übertrieben sein."
Dennoch bleibt die Bank vorerst bei ihrem Fahrplan und hat die Prognosen für 2011 bestätigt: Vor Steuern will sie weiter zehn Mrd. Euro verdienen. Für das laufende Jahr wagt das Institut keinen Ausblick.
Top und Flop-Sparten tauschen Rollen
Ihre Risikovorsorge für faule Kredite konnte die Deutsche Bank im Zeitraum April bis Juni deutlich auf 243 Mio. Euro zurückfahren - das war nur etwa ein Viertel des Vorjahreswertes von 1,0 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr belief sich die Risikovorsorge auf 506 Mio. Euro nach 1,5 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum.

Die oft kritisierte Investmentbanking-Sparte gibt sich etwas bescheidener.
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Die Erträge im klassischen Investmentbanking gingen im zweiten Quartal um fast ein Viertel zurück. Sowohl der Handel mit Anleihen als auch mit Aktien lief schlechter. Das Handelsergebnis brach binnen Jahresfrist von 2,6 Mrd. Euro auf 110 Mio. Euro ein. Ein Plus bei Zins- und Provisionsüberschuss konnte das nicht ausgleichen. Insgesamt verringerten sich die Erträge von 7,9 auf 7,2 Mrd. Euro.
Deutlich nach oben ging es im zweiten Quartal im sonst eher schwächelnden Geschäft mit Privatkunden. In dieser Sparte legte der Gewinn vor Steuern von 55 Mio. Euro auf 233 Mio. Euro zu. "Der Bereich PBC erreichte das beste Quartalsergebnis seit dem Höhepunkt der Finanzkrise", erklärte Ackermann.
In der Vermögensverwaltung stand im zweiten Quartal trotz einer Belastung in Höhe von 89 Mio. Euro wegen der Übernahme der Privatbank Sal. Oppenheim auch wieder ein Gewinn, nachdem der Bereich im Vorjahr noch in den roten Zahlen gewesen war.
Nachtrag zum Stresstest
In einer Analystenpräsentation wies die Deutsche Bank zudem die Ergebnisse des jüngsten europaweiten Bankenstresstests bei Staatsanleihen aus. Das Engagement in den sogenannten PIIGS-Staaten (Portugal, Italien, Irland, Griechenland, Spanien) belief sich demnach auf rund zehn Mrd. Euro. Den Großteil der Bestände hatte die Deutsche Bank im Handelsbuch stehen, das bei den Krisentests untersucht worden war.
Bei dem Test waren 91 europäische Banken unter die Lupe genommen worden, sieben Institute fielen durch, darunter als einziges deutsche Institut die verstaatlichte Hypo Real Estate (HRE). Sechs der 14 teilnehmenden deutschen Institute, darunter auch die Deutsche Bank, hatten ihre Engagement in europäische Staatsanleihen nach dem Stresstest zunächst nicht veröffentlicht und waren dafür kritisiert worden. Die Deutsche Bank verwies in diesem Zusammenhang auf die Veröffentlichung der Zahlen im Juni.
Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts