Milliardenzahlungen im Kirch-Streit? Deutsche Bank hat vorgesorgt
11.04.2013, 16:00 Uhr
Die beiden Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen (r) und Anshu Jain.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Dauerstreit mit der Familie Kirch nimmt kein Ende. Er sorgt sogar dafür, dass die größte Deutsche Bank ihre Hauptversammlung für das Jahr 2012 wiederholen muss. Dort erklärt Co-Chef Fitschen, dass man auch auf mögliche Zahlungsforderungen vorbereitet ist.
Die Deutsche Bank hält im jahrelangen Streit mit den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch offenbar Zahlungen für möglich. Das größte deutsche Geldhaus bestätigte erstmals, in dem Disput Rückstellungen gebildet zu haben.
Grund sei die Entscheidung des Oberlandesgerichts München von Dezember gewesen, das das Institut zu Schadenersatz verurteilt hat, sagte Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen auf der außerordentlichen Hauptversammlung. In welcher Höhe Rückstellungen gebildet wurden, wollte Fitschen nicht sagen. Die Kirch-Erben fordern Schadenersatz in Milliardenhöhe.
Das Oberlandesgericht München will mit einem Gutachten die Höhe der Zahlung ermitteln. Die Bank will das Urteil vor dem Bundesgerichtshof anfechten. Die Kirch-Erben werfen der Bank vor, für die Pleite des Medienimperiums vor gut zehn Jahren verantwortlich zu sein, da der damalige Vorstandschef Rolf Breuer Zweifel an der Kreditwürdigkeit des Unternehmens signalisiert hatte. Sie überziehen das Institut seither mit Klagen. Laut Fitschen summieren sich die Gerichts- und Anwaltskosten für die Bank in dem Streit bislang auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Alleine die von den Kirch-Erben aufgezwungene außerordentliche Hauptversammlung kostete fünf Mio. Euro.
Der Dauerstreit mit der Kirch-Familie war der Grund für die Einberufung des außerordentlichen Aktionärstreffens. Die Erben hatten - erstinstanzlich erfolgreich - Beschlüsse der Hauptversammlung 2012 angefochten, darunter die Wahl von KPMG zum Wirtschaftsprüfer. Ohne diesen gibt es keinen Geschäftsbericht, den die Bank bis Ende April veröffentlichen muss.
Die Aktionäre haben den jahrelangen Streit des Instituts mit der Kirch-Familie satt. "Es reicht langsam", sagte der Vize-Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Klaus Nieding. "Wir Aktionäre sind es leid, in Geiselhaft genommen zu werden." Doch ein Ende des bereits mehr als zehn Jahre andauernden Streits ist laut Fitschen nicht in Sicht. Die Verhandlungen zwischen den Streithähnen sind derzeit zu einem Stillstand gekommen. Ein Vergleich der Bank mit den Kirch-Erben war im vergangenen Jahr gescheitert. Die Deutsche Bank wollte Zahlungen an die Erben in Höhe von 775 Mio. Euro nicht akzeptieren.
Kahlschlag in den Niederlanden
Wie auf der Hauptversammlung ebenfalls bekannt wurde, richtet sich die Deutsche Bank in den Niederlanden neu an. Sie will dort einem Großteil ihrer Kunden den Wechsel zu einer anderen Bank schmackhaft machen. Mit rund 2000 Privatkunden und 16.000 kleineren Firmen wie Bauernhöfen oder Restaurants sollen keine Geschäft mehr gemacht werden. Stattdessen will die Bank sich dort auf Großkunden und größere Mittelständler konzentrieren.
"In den nächsten Monaten werden wir Kontakt mit den Kunden aufnehmen, für die die Deutsche Bank Nederland NV nicht mehr die passende Bank ist, um mit ihnen den Wechsel zu einer anderen Bank zu besprechen", teilte das Institut mit. Wer nicht wechseln wolle, werde von der Deutschen Bank aber weiter bedient, sagte eine Sprecherin. Das Geldhaus werde alle vertraglichen Verpflichtungen erfüllen.
Die Deutsche Bank hatte 2010 mit der Übernahme von Teilen der Bank ABN Amro insgesamt 23.000 Kunden geerbt. Zuvor hatte sie in den Niederlanden nur einige tausend Großkunden bedient. Vorstandsmitglied Werner Steinmüller hatte das Geschäft in den Niederlanden als "Turnaround-Fall" bezeichnet. Mit den kleinen Kunden macht die Bank Verluste. Die Entscheidung, sich von ihnen zu trennen, sei Teil des tiefgreifenden Konzernumbaus, mit dem die Bank ihre Eigenkapitaldecke aufstocken will. Vergleichbare Pläne für andere Länder gebe es nicht.
Quelle: ntv.de, ddi/rts