Investmentbanking blüht Deutsche Bank steigert Gewinn
28.07.2009, 07:25 Uhr
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Der Boom an den Anleihemärkten hat der Deutschen Bank auch im zweiten Quartal einen Milliardengewinn in die Kassen gespült. Der Überschuss stieg im Jahresvergleich trotz Sonderbelastungen etwa zur Beilegung eines Rechtsstreits um zwei Drittel auf 1,1 Mrd. Euro, wie das Management mitteilte. Der Nettogewinn lag damit leicht über den durchschnittlichen Analystenprognosen von rund 990 Mio. Euro. Vor Steuern stand ein Gewinn von 1,3 Mrd. Euro - doppelt soviel wie im Vorjahr, aber etwas weniger als erwartet.
Ein Wermutstropfen in den Zahlen zum zweiten Quartal ist die auf eine Milliarde Euro versiebenfachte Risikovorsorge. Dies spiegelt die erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit der Kredite im Firmen- und Privatkundengeschäft wider. Diese Belastungen markieren nach Einschätzung von Experten die zweite Welle der Finanzkrise im Zuge des Wirtschaftsabschwungs. Abschreibungen auf strukturierte Produkte wie in den vergangenen Quartalen spielten bei der Deutschen Bank dagegen keine Rolle mehr. Die Bank baute auch weiter Risikopositionen ab, was die Kapitalausstattung verbessert. Sie kommt nunmehr auf eine Kernkapitalquote von 11,0 Prozent nach 10,2 Prozent Ende März, womit sie im internationalen Vergleich im Mittelfeld liegt.
Investmentbanking stützt
Wie bei vielen Rivalen aus der Schweiz und den USA war das lange krisengeschüttelte Investmentbanking Ergebnislieferant Nummer eins bei der Deutschen Bank: In ihrem Kerngeschäft verdiente die größte Bank Deutschlands vor Steuern 828 Mio. Euro, nachdem vor Jahresfrist inmitten der Finanzkrise hier noch rote Zahlen gestanden hatten. Besonders gut lief wie bereits zu Jahresbeginn der Handel mit festverzinslichen Produkten. Allein in diesem Segment erwirtschaftete das Institut mit 2,6 Mrd. Euro rund ein Drittel seiner gesamten Erträge.
Einen Dämpfer gab es dagegen im Geschäft mit Privatkunden. Hier rutschte die Bank wegen Schwierigkeiten in der Vermögensverwaltung und der Verlagerung von Stellen vor Steuern in die roten Zahlen, nachdem sie vor einem Jahr noch 570 Mio. Euro verdient hatte. Die Bank beschäftigte Ende Juni weltweit knapp 79.000 Mitarbeiter und damit etwas weniger als Ende März. In Deutschland blieb die Zahl der Mitarbeiter mit rund 28.000 stabil.
Ackermann zurückhaltend
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann blieb aber trotz des zweiten Milliardengewinns in Folge vorsichtig. "Der Ausblick für das verbleibende Jahr 2009 hängt stark davon ab, wie es mit der Entwicklung der globalen Wirtschaft weitergeht", sagte er. Zuletzt hätten sich die Finanzmärkte weiter stabilisiert. Für eine Entwarnung ist es dennoch zu früh: Das Umfeld sei unsicher. Ihr viel gescholtenes Renditeziel von 25 Prozent vor Steuern verfehlte die Deutsche Bank anders als im ersten Quartal: Der Wert sank auch wegen einiger Sonderbelastungen wie einer deutlich höheren Vorsorge für Kreditausfälle auf 16 Prozent.
Unterdessen hat der Aufsichtsrat der Deutschen Bank den Vertrag von Josef Ackermann um drei Jahre verlängert. Die Vertragsverlängerung war bereits Ende April angekündigt worden. Eigentlich wollte der Schweizer die größte deutsche Bank mit Auslaufen seines Vertrags zur Hauptversammlung 2010 verlassen. Nun bleibt er nach der Entscheidung des Aufsichtsgremiums bis zur Hauptversammlung 2013. Ackermann ist seit 1996 Vorstandsmitglied der Deutschen Bank. 2002 übernahm er den Chefposten, zunächst als Vorstandssprecher, später als Vorstandsvorsitzender.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa