Von Island die Nase voll Deutsche Banken winken ab
08.03.2010, 18:12 Uhr
Mit Sicherheit tut man der Miss Iceland Unrecht. Aber ihr Land steht finanziell ziemlich nackt da.
(Foto: REUTERS)
Die deutschen Banken lehnen eine Beteiligung an krisengeschüttelten isländischen Finanzhäusern ab. Ein Einstieg stehe überhaupt nicht zur Debatte, hieß es aus mehreren deutschen Instituten, die in dem nordeuropäischen Land engagiert sind.
Islands Wirtschaftsminister Gylfi Magnusson hatte es in einem Zeitungsinterview als sinnvoll bezeichnet, "wenn sich ausländische Institute bei isländischen Banken einkaufen würden". Hierbei handle es sich wohl um einen vorgezogenen April-Scherz, kommentierte ein deutscher Banker. "Wer derzeit in Island Eigenkapital investiert, dürfte arge Probleme mit seinen Eigentümern bekommen."
Den Vorschlägen zufolge sollen deutsche Banken einen Teil ihrer Forderungen in Eigenkapital umwandeln. Für die isländischen Häuser würde sich so die Schuldenlast reduzieren und sie bekämen einen starken Finanzpartner. "Es wäre wünschenswert, wenn die Deutsche Bank sich an uns beteiligt", sagte beispielsweise der Chef der Bank Arion, Finnur Sveinbjörnsson, dem "Handelsblatt". Das Haus ist das Nachfolge-Institut der Kaupthing Bank. Die Deutsche Bank äußerte sich nicht dazu.
Deutsche Institute sind insgesamt mit rund 16 Milliarden Euro in dem klammen Inselstaat engagiert und gehören damit zu den Hauptgläubigern - der größte Teil davon sind allerdings Kundengelder. Ihre Island-Anleihen haben die meisten Häuser bereits weitgehend abgeschrieben. Am Wochenende hatte der Staat in einer Volksabstimmung gegen eine milliardenschwere Rückzahlung britischer und niederländischer Sparguthaben bei der zusammengebrochenen Icesave-Bank gestimmt.
S&P droht mit Herabstufung
In dem Streit rechnet der isländische Zentralbankchef Mar Gudmundsson mit einer Lösung in den kommenden Wochen. Dann wäre der Weg frei für Hilfsgelder des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der nordischen Staaten, sagte Gudmundsson. Sobald diese Hilfen zur Verfügung stünden, benötige Island keine weitere Unterstützung mehr. Der IWF und die nordischen Länder hatten Island rund 4,5 Millionen Dollar zugesagt. Der größte Teil des Geldes wurde wegen des Streits um das Icesave-Gesetz aber noch nicht ausgezahlt.
Auch die Ratingagentur S&P mahnte eine möglichst rasche Einigung an. Andernfalls drohe eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Islands, teilte die S&P mit. Trotz der Ablehnung des Icesave-Gesetzes werde die Bonitätsnote BBB-/A-3 und der Status "Creditwatch" aber vorerst beibehalten.
Quelle: ntv.de, wne/rts