Unerwarteter Rückenwind Deutsche Industrie schafft Auftragsplus
07.05.2013, 13:41 UhrDie Analysten reiben sich die Augen, haben sie doch Industriedaten mit einem Minuszeichen davor erwartet. Umso größer ist die Überraschung, dass es im März für die deutschen Unternehmen mehr Aufträge gibt. Besonders erfreulich ist dabei, dass die Bestellungen aus der kriselnden Eurozone zunehmen.

Ein Mitarbeiter der Gildemeister AG kontrolliert ein Werkzeugscheibenmagazin.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die deutsche Industrie hat im März wegen der kräftigen Nach frage aus der kriselnden Eurozone überraschend mehr Aufträge an Land gezogen. Die Bestellungen erhöhten sich wie schon im Februar um 2,2 Prozent, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit.
Ökonomen hatten dagegen einen Rückgang von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat erwartet. "Die deutsche Industrie scheint ihre Schwächephase bei der Bestelltätigkeit allmählich zu überwinden", schrieb das Ministerium. "Dies ist eine günstige Konstellation für die Industriekonjunktur."
Für das unerwartete Wachstum sorgten vor allem überdurchschnittlich viele Großaufträge. Die Nachfrage aus dem Ausland zog mit 2,7 Prozent ebenfalls kräftig an, wobei die Bestellungen aus der rezessionsgeplagten Eurozone mit 4,2 Prozent besonders deutlich zunahmen. Die Inlandsnachfrage legte um 1,8 Prozent zu.
Rezession vom Tisch?
Von Januar bis März legte das Ordervolumen verglichen mit dem Vorquartal um 0,4 Prozent zu. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft zu Jahresbeginn wieder wächst, nachdem das Bruttoinlandsprodukt Ende 2012 mit 0,6 Prozent so stark eingebrochen war wie seit dem Krisenjahr 2009 nicht mehr. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht kommende Woche eine erste Schätzung. Ökonomen rechnen mit einem Plus von 0,3 Prozent.
Besonders gut lief es im März für die Hersteller von Vorleistungsgütern wie Chemikalien und Verpackungen. Deren Aufträge legten um 3,6 Prozent zu. Die Bestellungen für Investitionsgüter wie Maschinen und Fahrzeuge erhöhten sich um 2,0 Prozent. Die Nachfrage nach Konsumgütern schwächte sich dagegen um 0,7 Prozent ab.
Skepsis bleibt
Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen sieht die Gefahr, dass eine nachhaltige Belebung der Konjunktur länger auf sich warten lässt. "Ein Wermutstropfen bei den guten Zahlen ist der deutliche Rückgang der Investitionsgüterbestellungen aus dem Inland, der auf eine etwas geringere Investitionsbereitschaft deuten könnte." Denn die Schuldenkrise sorge weiter für Unsicherheit bei den Unternehmen, was auch die Stimmungsindikatoren zuletzt angezeigt hätten.
Auch Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe sieht wegen der ungelösten Schuldenkrise die Konjunktur anfällig für Rückschläge. Das Staatsanleihekaufversprechen der Europäischen Zentralbank könne die Unsicherheit über die Zukunft der Währungsunion nur schwer mindern, sagte er. Im ersten Quartal ist die deutsche Wirtschaft nach seiner Einschätzung gewachsen, aber nur moderat. "Mit Blick auf die Auftragsentwicklung besteht aber die Aussicht auf weiteres Wachstum im zweiten Quartal."
Quelle: ntv.de, wne/rts//DJ