Milliardärsfamilie will Avon-Deal Deutsche holen Buffett ins Boot
10.05.2012, 20:30 Uhr
(Foto: AP)
Eine der reichsten deutschen Familien lässt bei Avon nicht locker. Der Clan, der etwa an Reckitt Benckiser beteiligt ist und zu dessen Imperium Marken wie Calgon, Kukident, Clearasil und Davidoff gehören, bessert sein Milliardenangebot für das US-Unternehmen noch einmal nach. Verbunden ist die Anhebung allerdings mit einem Ultimatum. Gleichzeitig sichern sie sich namhafte Unterstützung.
Die deutsche Milliardärsfamilie Reimann will für den umworbenen US-Kosmetikkonzern Avon tiefer in die Tasche greifen - und bekommt auch prominente Unterstützung: Der Parfum- und Kosmetikkonzern Coty, der Teil des Firmenimperiums der Reimanns ist, hat Starinvestor Warren Buffett für die geplante Übernahme von Avon ins Boot geholt. Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway werde die Offerte mit ihrer Finanzkraft unterstützen, erklärte Coty.
Das nachgebesserte Angebot für den angeschlagenen Kosmetikkonzern Avon beträgt nun 10,69 Mrd. Dollar. Damit bietet Coty nun 24,75 Dollar je Aktie - 6,5 Prozent mehr als zuvor. Zudem bat der New Yorker Konzern den Avon-Board um eine dreiwöchige Prüfung der Bücher und direkte Verhandlungen. Sollte die Avon Products Inc bis zum kommenden Montag nicht reagieren, will Coty die höhere Offerte wieder zurücknehmen.
Mehr Gewicht dank Buffett
Der Einstieg von Berkshire Hathaway gibt dem feindlichen Übernahmeangebot, das von Avon bislang als unsicher und viel zu niedrig zurückgewiesen wurde, mehr Glaubwürdigkeit. Zwar könnte auch der höhere Preis noch nicht ausreichen, um Avon von der Transaktion zu überzeugen - laut mit der Sache vertrauten Personen hält der Kosmetikkonzern einen Betrag näher an 30 Dollar je Anteil für angemessen. Es dürfte Avon nun jedoch schwerer fallen, der Transaktion die Glaubwürdigkeit abzusprechen.
Avon erklärte, der Board werde die neuen Konditionen in angemessener Zeit prüfen. Der für seine von Tür zu Tür gehenden "Avon-Ladies" bekannte Konzern müht sich derzeit mit der neuen Konzernchefin Sherilyn McCoy um eine Kehrtwende. Zuletzt hatte Avon mit schwachen Ertragszahlen auch hartgesottene Investoren kalt erwischt: Die Margen gingen stärker als erwartet zurück und der Kosmetikriese warnte vor einer anhaltenden Marktschwäche in seinem größten Markt Brasilien und in den USA. Die Ratingagenturen Standard & Poor's und Fitch stuften die Kreditwürdigkeit daraufhin ab - Avon ist nur noch eine Stufe von Ramschanleihen entfernt.
Für Coty ist die wesentlich größere Avon vor allem wegen der Präsenz in den Schwellenländern und dem Tür-zu-Tür-Vertriebsnetz interessant. Das könnte dabei helfen, verstärkt eigene Produkte über jene Vertriebskanäle zu vermarkten, hofft Coty. Das Unternehmen hat in seinem Düfte-Portfolio viele bekannte Marken, darunter adidas, Calvin Klein und Esprit.
"Stillstand brechen"
Coty hatte zunächst 22,25 Dollar je Anteil für Avon geboten und war Anfang April mit einer um 1 Dollar höheren Offerte an die Öffentlichkeit gegangen.
Der Markt scheint allerdings skeptisch zu sein, ob es zu einem Deal kommt. Zwar legte die Avon-Aktie vorbörslich zunächst zu, fiel dann aber im frühen US-Handel 1,4 Prozent auf 21,29 Dollar und liegt damit mehr als 16 Prozent unter der Offerte.
"Sie versuchen den Stillstand zu brechen", sagte ein Avon-Aktionär. "Diejenigen, die solche Deals professionell beobachten, sind aber durch die Deadline für Montag verunsichert", fügte der Aktionär hinzu. Es mache den Markt nervös, dass der Avon-Board sich weiterhin unempfänglich zeigen könnte.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa