OECD warnt vor Finanzlöchern Deutschen Banken fehlt Kapital
12.01.2013, 10:41 Uhr
Die OECD sieht noch große Kapitallücken bei den Banken der Eurozone.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auch fünf Jahre nach der Finanzkrise klaffen bei vielen europäischen Banken noch gewaltige Kapitallöcher: Zu diesem Ergebnis kommt die OECD. Die Organisation kommt allerdings zu diesem Urteil, weil sie von Banken fordert, deutlich mehr Eigenkapital als Krisenpuffer vorzuhalten, als es die geltenden Basel-III-Regeln verlangen.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht bei den Banken der Eurozone noch einen erheblichen Kapitalmangel. Laut den OECD-Experten ist die Lücke überraschenderweise besonders bei den Instituten in Deutschland und Frankreich hoch. Die OECD wird von 34 Industrieländern getragen und berät die Regierungen für eine optimale Wirtschaftspolitik.
Die Organisation schätzt, dass die deutschen Geldhäuser zusätzliches Kapital in Höhe von 5,5 Prozent der Wirtschaftsleistung brauchen. Gemessen am deutschen Bruttoinlandsprodukt sind das rund 140 Mrd. Euro. Die französischen Banken benötigen nach der OECD-Berechnung mit rund 150 Mrd. sogar noch mehr Geld.
Die Volkswirte der OECD mit Sitz in Paris argumentieren, dass höhere Eigenkapitalstände entscheidend sind, damit Investoren vertrauen fassen und in die Banken investieren. Erst dadurch könnten sie wieder mehr Kredite vergeben, so dass die Wirtschaft Fahrt aufnimmt. "Es hat in Europa eine Verbesserung des Klimas gegeben, was natürlich sehr willkommen ist. Aber die Erholung würde durch unsere Vorschläge stabiler", sagte Sebastian Barnes von der OECD. Er berät den Chefvolkswirt der OECD, Pier Carlo Padoan. Die Vorschläge der Organisation sind unverbindlich.
OECD fordert mehr Eigenkapital
Barnes und seine Kollegen verlangen bewusst deutlich mehr Kapital in den Bilanzen, als es durch die Regeln von Basel III vorgeschrieben ist. Laut Basel III soll die Eigenkapitalquote der Institute in den kommenden Jahren auf 9 Prozent der risikogewichteten Aktiva gesteigert werden. Aus dieser Rechnung fallen aber beispielsweise Staatsanleihen raus, weil sie offiziell immer noch als sichere Anlage gelten. In der Praxis hat sich diese Regelung jedoch völlig überlebt.
Die OECD hält es deshalb für besser, wenn die Banken der Eurozone wie in den USA eine Eigenkapitalquote von 5 Prozent der Bilanzsumme vorhalten müssten. Dafür wären tatsächlich deutlich mehr Mittel notwendig als bei den geltenden Basel III-Regeln. Die Fachleute aus Paris sehen deshalb im Euroraum eine Lücke von 400 Mrd. Euro. "Dieses Problem muss in allen Euroländern angegangen werden. Die Kernländer haben große Schwierigkeiten zu lösen", betonte Barnes.
Er will den Banken dafür aber eine längere Übergangsfrist einräumen, um den Kapitalstock aufzubauen. Um die Lücke zu schließen hält es der OECD-Berater für wahrscheinlich, dass mehr Geld der Steuerzahler eingesetzt werden muss. Wenn sich die Staats- und Regierungschefs des Euroraums dazu durchringen könnten, würden seiner Meinung nach gleichzeitig private Investoren mit an Bord kommen.
Die Banken im Euro-Raum haben allerdings schon jetzt zu kämpfen, nur die bereits beschlossenen Kapitalvorgaben des Basel-III-Regelwerks zu erfüllen. Der Europäische Bankenverband fordert eine Verschiebung der Einführung der neuen Kapitalregeln auf den 1. Januar 2014, um Wettbewerbsnachteile gegenüber US-Banken zu verhindern, die die Regeln zunächst voraussichtlich nicht erfüllen müssen. Zudem hat der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht kürzlich entschieden, dass Banken die ebenfalls geplante Mindestliquiditätsquote erst ab 2019 statt wie bisher geplant schon 2015 erfüllen müssen.
Quelle: ntv.de, hvg/DJ