Wirtschaft

S&P feuert kräftigen Warnschuss ab Deutschland droht Herabstufung

Die europäische Schuldenkrise zieht immer weitere Kreise. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) droht mit einer Herabstufung Deutschlands. Auch die anderen "AAA"-Staaten Frankreich, Finnland, Niederlande und Luxemburg sind auf dem Radar der Amerikaner. Sie senken den Ausblick erst einmal auf "negativ".

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat trotz der Reformpläne die Kreditwürdigkeit der Euro-Staaten auf "negativ" gesenkt. Neben Deutschland laufen damit auch Frankreich, die Niederlande, Österreich, Finnland und Luxemburg Gefahr, ihre Topbonität "AAA" zu verlieren. Sie ist Voraussetzung, um sich an den Kapitalmärkten zu günstigen Konditionen Geld zu besorgen.

S&P begründete den Schritt am späten Abend damit, dass die Probleme in der Eurozone in den vergangenen Wochen ein Maß erreicht hätten, das die Zone als Ganzes unter Druck setze. Die Ratingagentur nannte auch das ihrer Meinung nach unkoordinierte und unentschlossene Handeln der Politiker als Grund für die Abwertung.

Es gebe das Risiko, dass die Eurozone als Ganzes im kommenden Jahr in die Rezession rutsche, hieß es weiter. Die Wahrscheinlichkeit liege bei 40 Prozent. Für Staaten wie Spanien, Portugal und Griechenland geht S&P sicher von einem Wirtschaftsabschwung aus.

S&P holt zum Schlag aus.

S&P holt zum Schlag aus.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Wir müssen uns beeilen, wir haben nicht so viel Zeit", hatte zuvor Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy nach dem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Paris gesagt. Notfalls komme für die beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone auch ein Alleingang der 17 Euroländer infrage.

Der deutsche Staat hat Stunden zuvor trotz einer Minirendite von knapp über der Null-Prozent-Marke ohne Probleme neues Geld bei Investoren eingesammelt. Bei der Versteigerung unverzinslicher Schatzanweisungen mit sechsmonatiger Laufzeit wurden 2,675 Milliarden Euro von Anlegern besorgt, teilte die mit dem Schuldenmanagement des Bundes betraute Finanzagentur mit. 325 Millionen Euro behielt sie zur Marktpflege ein. Die Nachfrage war hoch: Die Agentur hätte auch 10,25 Milliarden Euro einnehmen können. Die Versteigerung war damit 3,8-fach überzeichnet, vor einem Monat dagegen nur 2,2-fach. Die Durchschnittsrendite lag bei 0,0005 Prozent nach 0,08 Prozent im November.

Nach der verpatzten Auktion einer zehnjährigen Anleihe am 23. November - sechs Milliarden Euro wurden den Anlegern angeboten, sie wollten aber nicht einmal vier Milliarden haben - war die Auktion mit Spannung verfolgt worden. "Das Marktumfeld ist unverändert sehr nervös", sagte ein Sprecher der Finanzagentur. Es gebe daher eine "starke Suche nach Qualität". Ähnlich sehen das Analysten.

"Sicherer Hafen"     

Investoren hatten zuletzt den Appetit auf die lange Zeit heiß begehrten deutschen Staatsanleihen verloren. Als Gründe dafür gelten das wegen der Schuldenkrise in Europa nervöse Marktumfeld und extrem niedrige Rendite sowie der Umstand, dass viele Investoren ihre Bücher zum Jahresende geschlossen haben und keine Anleihen mehr kaufen.

Eine Trendwende sei damit aber nicht eingeleitet worden, sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. "Bundesanleihen werden weiterhin als 'sicherer Hafen' gesehen", sagte er. "Trotz der Entspannung an den Finanzmärkten bleibt die Nachfrage nach Qualität hoch."

Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ/dpa

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