Exportweltmeister war einmal Deutschland ist nur noch Dritter
13.03.2012, 08:09 Uhr
Nach einem "dramatischen Endspurt" nur Platz drei für Deutschland.
(Foto: picture alliance / dpa)
Exportweltmeister – lang, lang ist's her. Auch 2011 schafft es Deutschland nicht, den Titel zurückzuerobern. Die Nase vorn haben bei den Ausfuhren China und die USA. Schuld ist wieder mal die Eurokrise. Sie sorgt auf dem wichtigen Absatzmarkt Europa für einen kräftigen Nachfrageeinbruch.
Deutschland rangiert nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" 2011 nur noch auf Platz drei der weltgrößten Exportnationen, abgehängt nicht nur von China, sondern auch von den USA. Schuld sei die Eurokrise, schreibt die Zeitung unter Berufung auf das Münchener Ifo-Institut. Deutschland sei kurz vor Jahresende noch von den USA überholt worden.
Insgesamt verbuchte China demnach fast elf Prozent der weltweiten Exporte. Dann folgten dicht beieinander die USA und Deutschland mit 8,4 und 8,3 Prozent. Deutsche Exporte stiegen zwar sogar auf einen neuen Rekordwert, hatten jedoch insgesamt "nur" ein Volumen von knapp 1477 Mrd. US-Dollar (1125 Mrd. Euro), die der USA erreichten gut 1480 Mrd. US-Dollar.
Die Entwicklung zeige, wie abhängig Deutschlands Exportindustrie weiterhin vom schwächelnden Euroraum sei - rund 60 Prozent der deutschen Ausfuhren gingen in die EU, heißt es in dem Bericht. Im Jahr 2009 hatten die Chinesen Deutschland als Exportweltmeister abgelöst, laut "FTD" schob sich auch 2010 schon die USA auf Platz zwei.
Kopf-an-Kopf-Rennen mit den USA
"Nach drei Quartalen sah es noch so aus, als ob Deutschland den zweiten Platz zurückerobern würde", sagte Ifo-Ökonom Steffen Elstner. "Doch dann hat die Verschärfung der Euro-Krise zu Jahresnende doch noch die USA begünstigt - der Schlussspurt war denkbar dramatisch."
Ins neue Jahr ist Deutschlands Wirtschaft einem weiteren Zeitungsbericht zufolge besser gestartet als zunächst befürchtet. Das gehe aus dem jüngsten Monatsbericht des Bundeswirtschaftsministeriums hervor, schreibt die "Rheinische Post". Die Stimmungsindikatoren hätten sich spürbar verbessert. "Das außenwirtschaftliche Umfeld wird sich aber erst allmählich aufhellen", zitiert die Zeitung aus dem Bericht. Den Umsätzen in der Industrie zufolge habe sich vor allem das Inlandsgeschäft belebt.
Keinen Anlass zur Besorgnis sieht der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Das Exportplus von über acht Prozent liege deutlich über dem Durchschnittswert der vergangenen Jahre, sagte Volker Treier, Außenwirtschaftschef des DIHK, bei n-tv. In den Jahren zuvor habe er immer zwischen fünf und sechs Prozent gelegen. Man könne also nicht davon sprechen, dass Deutschland den Anschluss verliere, so Treier weiter. Im Gegenteil: Deutschland spüre derzeit Rückenwind durch den niedrigeren Euro-Kurs: "Wir können auch so eine Schwächephase im Euroland verkraften."
Quelle: ntv.de, dpa/AFP