Wenn ein Traum zum Alptraum wird Die BayernLB und die HGAA
14.12.2009, 12:32 UhrKennen Sie die Hypo Group Alpe Adria (HGAA)? Nein? Sollten Sie aber, denn sie wäre fast Auslöser eine "Systemkrise" gewesen, die auch Auswirkungen auf den deutschen Bankensektor gehabt hätte.
Die HGAA ist die sechstgrößte Bank Österreichs. Sie hat 1,2 Millionen Kunden, 8.000 Mitarbeiter. Ihren Geschäftsschwerpunkt sieht das 1896 als Hypothekenbank gegründete Institut in der Alpenregion und zahlreichen osteuropäischen Staaten wie Ungarn, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bulgarien und der Ukraine. Das schönste aber ist ihr Werbeslogan: "Geben Sie Ihren Träumen eine Chance".
Die BayernLB und der osteuropäische Traum
Den Traum von einer gewinnbringenden Expansion in den osteuropäischen Markt hatte 2007 die BayernLB, Deutschlands zweitgrößte Landesbank, als sie bei der HGAA eingestiegen ist und mit 67 Prozent zum Mehrheitseigentümer wurde. Die Hausbank des Freistaats Bayern beschäftigte damals etwa 20.000 Mitarbeiter.
Der Traum entpuppte sich allerdings als Alptraum. Im Sog der weltweiten Bankenkrise machte die BayernLB 2008 einen Verlust von etwa 5 Mrd. Euro und musste vom Freistaat Bayern mit einer Geldspritze von rund 10 Mrd. Euro gestützt werden. Gründe dafür waren Abschreibungen auf riskante Wertpapiere und auch Kreditausfälle bei der österreichischen Tochter. 700 Mio. Euro Kapitalzuschuss zahlte die BayernLB an die HGAA.
HGAA - ein Fass ohne Boden
Nun kam das dicke Ende: Österreich verstaatlicht die angeschlagene HGAA und bewahrt die Bank damit vor dem Kollaps. Die BayernLB kann damit zwar einen Schlussstrich unter ihre verlustreiche Beteiligung ziehen - der Rückzug aus Kärnten kostet die Landesbank aber noch einmal 825 Mio. Euro. Zusätzlich muss sie den Buchwert von 2,3 Mrd. Euro komplett auf Null abschreiben. Das sagte der Verwaltungsratschef der BayernLB, Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon, nach einem nächtlichen Verhandlungsmarathon. Österreichs Banken stellen zudem der HGAA rund 500 Mio. Euro an neuen Kreditlinien und Kapitalhilfen zur Verfügung.
Neue Schulden des Freistaates könnten die Folge sein, auch wenn die bayerische Regierung dies unbedingt vermeiden will. Insgesamt dürfte die Landesbank durch das HGAA-Engagement rund 4 Mrd. Euro versenkt haben. Ein Ende mit Schrecken für die BayernLB? Weit gefehlt: Die HGAA-Übernahme wird im Landtag in einem Untersuchungsausschuss aufgearbeitet. Der Vorstand um Chef Michael Kemmer steht in der Schusslinie. Der politische Druck wächst, auch weil Bayerns Finanzminister Fahrenschon sich nach den Milliardenhilfen für die BayernLB um seinen Haushalt sorgt - 2008 war er nicht mehr ausgeglichen.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Kapitalhilfen haben auch die EU auf den Plan gerufen: Harte Sanierungsauflagen drohen. Und auch die Staatsanwaltschaft München hat wegen des Verdachts der Untreue ein Auge auf das Engagement der BayernLB in der Alpenrepublik geworfen: Die Ermittler gehen Vorwürfen nach, denen zufolge die bayerische Landesbank unter ihrem früheren Vorstandschef Werner Schmidt zu viel für die österreichische Bank bezahlt haben soll. Schmidt hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Pikant: Schmidts Nachfolger Kemmer hat den HGAA-Deal als Finanzchef maßgeblich mitgestaltet.
Laut Bayerns Finanzminister Fahrenschon ist die Trennung von der HGAA ein schmerzvoller, doch notwendiger Prozess. Zumindest vorläufig bleibt die BayernLB aber weiter mit der HGAA verbunden - in Form, liquider Mittel von knapp 3,1 Mrd. Euro. Die "Rückzugskosten" von 825 Mio. Euro fließen auch nicht bar, sondern via Umwandlung von Forderungen der Mutter an die Tochter.
Quelle: ntv.de