Wirtschaft

Was vom Gipfel übrig blieb Die Entscheidungen der G20

Die Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer verpflichten sich beim G20-Gipfel in Seoul zum Kampf gegen "die Spannungen und die Verwundbarkeit" der Weltwirtschaft. Sie wollen damit Währungs- und Handelskriege verhindern. Die Beschlüsse des Gipfels im Überblick.

Diplomatisches Detail: Beim obligatorischen Gruppenbild stand der Gastgeber Südkorea eingerahmt zwischen Brasilien und China.

Diplomatisches Detail: Beim obligatorischen Gruppenbild stand der Gastgeber Südkorea eingerahmt zwischen Brasilien und China.

(Foto: REUTERS)

Nach dem G20-Gipfel in Seoul durchforsten Beobachter die Abschlusserklärung nach den greifbaren Ergebnissen. Hier die wichtigsten Entscheidungen der Staats- und Regierungschefs aus den 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen der Erde im Überblick.

Weltweite Ungleichgewichte

Der tiefe Riss zwischen Exportnationen wie Deutschland und China und ihren wichtigen Kunden wie den USA ist vorerst gekittet. Die Staatsführer einigten sich auf einen "Rahmen" für ein ausgewogeneres Wachstum. Details wurden nicht verabschiedet. Klar ist aber, dass dem Internationalen Währungsfonds (IWF) künftig eine Schlüsselrolle zufällt. Er soll den Wirtschaftskurs der G20-Länder prüfen und früh auf Konfliktpunkte hinweisen.

Die USA konnten sich nicht mit ihrem Vorschlag durchsetzen, Obergrenzen für Exportüberschüsse festzulegen. Sie wollten damit Länder wie Deutschland, China und Japan dazu zwingen, den Konsum anzukurbeln und so ihre eigenen Exportchancen erhöhen. Das sollte für ein ausgewogeneres Weltwirtschaftswachstum sorgen. Stattdessen werden die Finanzminister gemeinsam mit dem IWF Richtlinien erarbeiten. Mit Hilfe einer ganzen Reihe von Indikatoren sollen frühzeitig Fehlentwicklungen erkannt werden.

Währungen

Auch das zweite große Konfliktfeld wurde zumindest etwas entschärft. Die Gruppe der G20 einigte sich darauf, einen Abwertungswettlauf vermeiden zu wollen. Die Märkte sollen zunehmend die Wechselkurse bestimmen, nicht Notenbanken und Regierungen. Darauf hatten sich bereits die G20-Finanzminister im Oktober geeinigt.

Solide Beschilderung: Südkorea verstand die Ausrichtung des Gipfels auch als Bewährungsprobe.

Solide Beschilderung: Südkorea verstand die Ausrichtung des Gipfels auch als Bewährungsprobe.

(Foto: dpa)

Neu ist: Aufstrebende Schwellenländer mit einer als überbewertet geltenden Währung - etwa Brasilien - dürfen "vorsichtig" gegen Kapitalzuflüsse vorgehen.

Die G20-Länder wollen damit einen Währungskrieg vermeiden. Im Vorfeld des Gipfels hatten sich die Spannungen zugespitzt. Vor allem die USA werfen China vor, die Landeswährung Yuan künstlich niedrig zu halten und sich so Vorteile im internationalen Handel zu verschaffen.

Die USA wiederum sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, den Dollar durch die lockere Geldpolitik der Notenbank bewusst zu schwächen.

Handel

Die Gipfelteilnehmer versprachen, keine protektionistischen Maßnahmen zu unternehmen - etwa Schutzzölle für Importwaren zu erheben. Stattdessen sollen die seit Jahren anhaltenden Verhandlungen über eine Liberalisierung des Welthandels - die sogenannte Doha-Runde - zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden.

Allerdings gab es auch einen Rückschlag: Gastgeber Südkorea und die USA konnten sich am Rande des Gipfels nicht auf ein Freihandelsabkommen einigen. Die USA werfen Südkoreanern vor, ihren Automarkt abzuschotten.

Internationaler Währungsfonds

Die Schwellenländer bekommen mehr Gewicht im IWF. Mehr als sechs Prozent der Stimmrechte wandern von den Industrie- zu den aufstrebenden Boomstaaten. Davon profitiert vor allem China: Die Volksrepublik wird das drittstärkste Mitglied des 187 Mitglieder zählenden IWF. Der Fonds hat in der Finanzkrise eine wichtige Rolle gespielt und hilft unter anderem dem hoch verschuldeten Griechenland mit Krediten aus.

Finanzmarkt-Regulierung

Die Staats- und Regierungschefs unterzeichneten das Basel III-Abkommen. Die Banken weltweit müssen künftig mehr und qualitativ hochwertigeres Eigenkapital vorhalten als bislang, um für neue Krisen gerüstet zu sein. Die nationalen Bankenaufseher sollen bei der Überwachung großer Finanzinstitute außerdem mehr Spielraum bekommen.

Zudem soll die Macht der Ratingagenturen zurückgedrängt werden. Ihnen wird vorgeworfen, vor der Finanzkrise selbst Schrottpapiere noch mit Bestnoten versehen zu haben.

Mitte 2011 soll außerdem feststehen, wer zur Gruppe "global systemrelevanter" Banken gehört, deren Zusammenbruch das gesamte Finanzsystem ins Wanken bringen könnte. Unklar ist aber, ob diese Banken noch mehr Eigenkapital vorhalten müssen.

Quelle: ntv.de, rts

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