Wirtschaft

Lager werden immer voller Die Industrie hat ein Problem

Eine deutlich schwächere Auslandsnachfrage setzt der deutschen Industrie zu. Nach Angaben des Markit-Instituts ist der Einkaufsmanagerindex nur noch knapp über der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird. Der Wert für die gesamte Euro-Zone beträgt nur 49 Punkte. Damit steigt die Rezessionsgefahr.

ThyssenKrupp Stahlwerk in Duisburg.

ThyssenKrupp Stahlwerk in Duisburg.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die lange Zeit boomende deutsche Industrie bleibt wegen der sinkenden Auslandsnachfrage auf einem großen Teil ihrer Ware sitzen. Die Lager mit fertigen Produkten füllten sich im August so stark wie noch nie seit Beginn der Umfrage 1996, teilte das Markit-Institut mit. Es befragt monatlich 500 Unternehmen.

Die Umfrageteilnehmer hätten das in erster Linie mit schwächer als vorhergesehenen Absätzen begründet, hieß es. Darunter litten vor allem die Hersteller von Vorleistungsgütern wie Chemikalien und die Produzenten von Investitionsgütern, zu denen zum Beispiel die Maschinen- und Autobauer gehören.   

Sinkende Aufträge und eine nur noch langsam wachsende Produktion drückten den von Markit ermittelten Einkaufsmanagerindex im August auf den niedrigsten Stand seit fast genau zwei Jahren. Das viel beachtete Barometer fiel überraschend auf 50,9 Punkte von 52,0 Zählern im Vormonat. Nach dem vierten Rückgang in Folge liegt der Wert nur noch knapp über der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird.

Unternehmen stellen weiter ein 

Hauptgrund für die schwache Produktion war die schrumpfende Zahl der Neu- und Anschlussaufträge. Sie sanken nicht nur zum zweiten Mal in Folge, sondern auch so stark wie seit Juni 2009 nicht mehr. Besonders aus dem Ausland kamen weniger Bestellungen an. "Trotz der aktuell schwächelnden Industriekonjunktur setzten einige Unternehmen den geplanten Personalaufbau fort, so dass nochmals ein beachtlicher Zuwachs bei der Beschäftigung gemessen werden konnte", hieß es. Damit hält der Stellenaufbau bereits seit fast anderthalb Jahren an.    

Eine positive Nachricht kommt auch von den Preisen: Die Einkaufspreise kletterten so langsam wie seit Ende 2009 nicht mehr. "Die Befragten führten diese Entwicklung hauptsächlich auf die verhaltene globale Nachfrage und die damit bessere Verfügbarkeit nach Rohmaterialien zurück", erklärte Markit. Auch die Verkaufspreise wurden nur noch leicht angehoben. Wegen des starken Wettbewerbsdrucks sei der Spielraum für Preiserhöhungen begrenzt gewesen, hieß es weiter.

Flaute in der Euro-Zone

In der Euro-Zone sank die Industrieaktivität zum ersten Mal seit zwei Jahren. Der Einkaufsmanagerindex fiel laut Markit um 1,4 auf 49,0 Punkte. "Der seit Oktober 2009 andauernde Aufschwung der Industrie hat im August ein abruptes Ende gefunden", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Damit steigt das Risiko, dass die Euro-Zone in der zweiten Jahreshälfte 2011 in die Rezession abgleiten könnte."    

Während in Deutschland, den Niederlanden und Österreich die Geschäfte noch leicht zulegten, sanken sie in Irland, Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland. Allerdings meldeten die deutschen Unternehmen den stärksten Einbruch der Exportneuaufträge. "Das ist ein Schocksignal", sagte Williamson. "Bedeutet es doch, dass der wichtigste Wachstumsmotor innerhalb der Euro-Zone ausfällt."      

Eine baldige Rückkehr zu einem kräftigen Wachstum ist nicht in Sicht, weil die Aufträge in der Währungsunion so stark zurückgingen wie seit über zwei Jahren nicht mehr. "Und die Fertigwarenlager legten erstmals seit Dezember 2008 zu, was darauf hindeutet, dass die Unternehmen die Produktion in den nächsten Monaten weiter einschränken dürften, um eine weitere Zunahme der Bestände zu verhindern", sagte Williamson.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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