Markus Zschabers "Welthandelsindex" Die Lage ist besser als die Stimmung
15.10.2012, 09:54 Uhr
Trotz schlechtem IWF-Ausblick und neuer Konjunktursorgen in China: Das Weltwirtschaftswachstum bleibt intakt: Die Rahmenbedingungen für eine Zunahme der Handelsaktivität auch in näherer Zukunft in nahezu allen relevanten Regionen seien vorhanden, so Vermögensverwalter Markus C. Zschaber. Dies zeigten die Analysen zum Welthandelsindex.
Wie in der Vormonatsausgabe zum Welthandelsindex angekündigt, hat sich das internationale Umfeld im Welthandel positiv entwickelt. Hintergrund sind sicherlich die geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken auf der ganzen Welt. Diese Entwicklung sollte dafür Sorge tragen, dass sich die Leistungsfähigkeit der Weltwirtschaft vorerst stabilisiert. Fakt ist, dass die Rahmenbedingungen für eine Zunahme der Handelsaktivität auch in näherer Zukunft in nahezu allen relevanten Regionen vorhanden sind. Dies zeigen eindeutig die Fundamentalanalysen zum Welthandelsindex.
Die Eurokrise gilt sicherlich noch lange nicht als ausgestanden, doch mehren sich Indikationen, dass die Furcht in den Köpfen der Unternehmen, Einkäufer und Investoren, vor einer Eskalation der systemischen Krise in Europa, sich reduziert. "Die Entspannungen, welche auf die Aktivitäten der EZB und Umsetzung des ESM an den Finanzmärkten erfolgten, zeigen sich ebenfalls im Welthandel. Der Waren- als auch der so wichtige Kapitalstrom verzeichnen positive Tendenzen", führt Markus C. Zschaber aus. Allerdings bewegt sich der Welthandelsindex immer noch unterhalb des Niveaus von Januar 2012 (58,36).

Der "Welthandelsindex" erholt sich leicht.
Unterm Strich hat die globale Handelsaktivität bereits unter der Eurokrise gelitten. "Hintergrund ist, dass aus Angst vor einem Währungszerfall, vor allem die internationalen Kapitalströme in den vergangenen Monaten deutlich abgenommenen haben und für eine zyklische Unterbrechung im Welthandel gesorgt haben", so Zschaber weiter.
"Lage ist besser als die Stimmung!"
Mit Blick auf die kommenden 12 Monate sieht der Vermögensverwalter keine rezessive Gefahr für die Weltwirtschaft: "Fakt ist, wir haben in der Eurozone trotz aller sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen einen voranschreitenden Reform- und Integrationsprozess. Die Lage ist besser als die Stimmung!".
Hinzu kommt, dass die aktuelle Bewertung innerhalb des Welthandelsindex erkennen lässt, dass die ökonomischen Fundamentaldaten eine gewisse exportseitige Erholung der Weltwirtschaft feststellen. Diese Signale sehen wir auch in China und erkennen außerdem keine strukturelle Gefahr einer wirklichen Abkühlung der dortigen Wirtschaft.
Bestätigt wird dies etwa durch die weichen Konjunkturdaten wie beispielsweise die Umfragen der Einkaufsmanager, welche sich zuletzt verbessert haben. Aber auch die Daten zur Produktion konnten sich verbessern. Dies könnte ein wichtiges Signal sein, dass sich die Zurückhaltung in den Köpfen der Unternehmen und Einkäufer der vergangenen Monate auflockert.
Kapitalströme sind das Problem
Gemessen an den Daten zum Produktionsverbindungs- und Konsumgüterhandel zeigt sich, dass es zahlreichen Industriezweigen gut geht, insbesondere in Deutschland aber auch in den BRIC-Staaten. Hier sollte die Wertschöpfung weiterhin ein solides Tempo gehen können. Das belegen gerade die jüngsten außenwirtschaftlichen Daten.
"Ich erachte die jüngst getroffenen Aussagen des IWF und der WHO zur Weltwirtschaft respektive zum Welthandel als zu pessimistisch beziehungsweise als nicht mehr aktuell. Fakt ist, unsere Auswertungen im Rahmen des Welthandelsindex zeigen eine etwas andere Realität. Ich gebe dem IWF Recht, dass Hauptproblem war und sind die Kapitalströme, welche seit 18 Monaten nicht mehr nach Südeuropa gelangen, sondern im Gegenteil floh das Kapital aus diesen Märkten. Wir erkennen allerdings eine gewisse Stabilisierung, dies zeigen auch die jüngsten Entwicklungen der häufig diskutierten Target Salden. Fakt ist, die ökonomischen Daten zeigen erstmal eine gewisse Verbesserung des Umfelds an", resümiert der Vermögensverwalter.
"Fiskalunion ein wichtiger Schritt"
Auf die weltweite Konjunktur bezogen, erwartet die V.M.Z Vermögensverwaltungsgesellschaft, dass der Welthandel eine gewisse positive Potenz hat, um eine wichtige Stütze neben den privaten Konsumenten, bereits im Schlussquartal 2012 für die Weltwirtschaft zu werden. Vorausgesetzt die Politik in Europa setzt den eingeschlagenen Kurs zu mehr Solidarität, weiteren Reformen und intelligenten Investitionen fort.
"Die Vollendung der Fiskalunion ist ein wichtiger Schritt in Richtung Abschwächung der Systemkrise und zu mehr Vertrauen", stellt Zschaber klar. Die vergangenen Monate haben bewiesen, dass der Welthandel eine positive Korrelation zur Krise in der Eurozone hat. Spitzt sich die Krise zu, verliert der Welthandel an Schwung, entspannt sich die Krise, bekommt der Welthandel Auftrieb. Hintergrund sind die Kapital-, Investitions- und Güterströme die sehr nervös auf systemische Krisen reagieren.
Die getroffenen Maßnahmen durch die Politik und die Europäische Zentralbank sollten dazu führen, dass die internationalen Kapitalströme wieder zunehmen, was wiederum für höhere Waren – und Investitionsströme in der ganzen Welt sorgt. Erste Entwicklungstendenzen sehen wir bereits in den BRIC-Staaten sowie in den USA und teilweise in Europa.
Ein weiterer Trend, welcher im Rahmen des Welthandelsindex festgestellt wurde, ist, dass die rohstoffreichen Staaten ihre Einnahmen aus dem Rohstoffverkauf vermehrt zum Aufbau der Infrastruktur verwenden und daher maschinelle Ausrüstungen benötigen.
Zusammenfassend finalisiert Zschaber: "Keine Frage, es bestehen Abwärtsrisiken durch Fehlschritte und Fehlleistungen der Politik in Europa. Wir befinden uns nach wie vor im Krisenzustand in der Eurozone mit negativen Rückkopplungseffekten für die ganze Welt, sollte die Krise sich nochmals zuspitzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Situation aber zukünftig rund um die Systemkrise in Europa verbessert, sehe ich bei rund 70 Prozent. Eine weitere Entspannung wird wieder mehr Kapital in den Zyklus bringen. Mehr Kapital bedeutet wiederum mehr homogenes Wachstum und gleichzeitig mehr Aktivität im Welthandel. Noch einmal: Die Lage ist besser als die Stimmung!"
Kernaussagen zu den Teilbereichen:
Schifffahrt
Wir erkennen auf den Schifffahrtswegen noch keine strukturelle Erholung, auch wenn eine leichte Verbesserung der Ausgangslage gegenüber dem Vormonat zu erkennen ist. Die Neuauftragslage sowie Tonnagen stagnieren, bewegen sich auf gutem Niveau. Allerdings erkennen wir durch die bereits beschriebenen ökonomischen Fundamentaldaten eine gewisse positive zukünftige Entwicklungschance. Vor allem eine Belebung der chinesischen Wirtschaft bzw. der anderen BRIC- Staaten sollte hier in den kommenden Monaten für Wachstumseffekte sorgen. Die Lage auf den Handelswegen per Schiff, bleibt insgesamt noch verhalten. Schuld sind aber in erster Linie die hohen Überkapazitäten in diesem Segment, welche vor der Krise 2008/2009 aufgebaut wurden. Die Aussichten stimmen aber zuversichtlich.
Binnentransport: Lastwagen- & Schienentransport
Privatkonsum und Binnennachfrage stützt den Welthandel. Regional betrifft dieser Effekt, vor allem Deutschland, als wichtigste Volkswirtschaft in Europa, Großbritannien, die USA sowie China, Brasilien und weitere Wachstumsmärkte. An erster Stelle bleibt aber die USA, als größte Volkswirtschaft und wichtigste Konsumwirtschaft zu nennen. Hier sehen wir eine deutliche Verbesserung hinsichtlich des privaten Verbrauchs sowie auf dem Immobilienmarkt. Das zeigen die analysierten Daten aus LKW- und Schienentransport deutlich. Die Kapazitäten steigen weiterhin und die Nachfrage bleibt robust. Die Lage und die Aussichten bleiben somit positiv. Auch der chinesische Markt zeigt eine robuste Konsumstruktur, die von hohen Importen getragen wird.
Der Welthandelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index. Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl und wird monatlich dem Handelsblatt exklusiv von der V.M.Z. Vermögensverwaltung zur Verfügung gestellt. Indexstände überhalb eines Niveaus von 50 Punkten deuten einen wachsenden Welthandel an, inmitten einer expandierenden Gesamtwirtschaft. Unterhalb des Niveaus von 50 lässt sich dagegen aussagen, dass die Welthandelsaktivität schrumpft, wobei ab einem Niveau von unter 45 sogar eine deutliche Kontraktion der Gesamtwirtschaft zu erwarten ist.
Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH erstellt den Index monatlich. Informationen zum Index unter www.welthandelsindex.de
Quelle: Dr. Markus C. Zschaber Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH