Wirtschaft

Mythos Kreditklemme Die Position der Banken

Die Gefahr von Engpässen in der Kreditversorgung bewerten die Vertreter der deutschen Bankenlandschaft unterschiedlich. Während die Deutsche Bank abwiegelt, stellt sich die Commerzbank auf Schwierigkeiten ein.

Den Umständen entsprechend: Das Herz der deutschen Wirtschaft schlägt offenbar regelmäßig.

Den Umständen entsprechend: Das Herz der deutschen Wirtschaft schlägt offenbar regelmäßig.

(Foto: REUTERS)

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) sieht in Deutschland keine Anzeichen für eine generelle Kreditklemme. "Wir haben in Deutschland bis dato keine allgemeine Kreditklemme", sagte Verbandspräsident Andreas Schmitz.

Dennoch müssten Banken, Wirtschaft und Politik nach Wegen suchen, damit die Kreditklemme nicht doch noch zuschnappe. Probleme, einen Kredit zu bekommen, hätten allenfalls "gewissen Branchen und gewissen Regionen", sagte Schmitz.

Korrigierte Verzinsung

Von einer Kreditklemme in Deutschland will Jürgen Fitschen, Deutschlandchef der Deutschen Bank, nichts wissen: Trotz aller Probleme bekämen die Unternehmen weiterhin Kredit. "Es gab die Diskussion um die Kreditklemme, es ist bis jetzt nicht dazu gekommen."

Das Vorstandsmitglied räumte aber ein, dass Firmen fürs Geldleihen mitunter tiefer in die Tasche greifen müssen. Risiken seien in der Vergangenheit nur unzureichend im Zinssatz berücksichtigt worden, begründete er die Aufschläge. "Hier ist eine Korrektur erfolgt."

Die Commerzbank rechnet dagegen fest mit Finanzierungsengpässen bei vielen deutschen Unternehmen. "Die größten Probleme entstehen bei den Firmenkunden, wenn der Aufschwung kommt", sagte Bankvorstand Markus Beumer.

Für die Unternehmen gehe es jetzt darum, langfristige Investitionen zu finanzieren. Die hierfür benötigten Summen seien teils deutlich höher als die Mittel in den vergangenen Monaten. "Gleichzeitig haben einige Unternehmen ihr Kreditlimit schon in der Krise erreicht", betonte Beumer, der das Firmenkundengeschäft verantwortet.

Schlaffe Polster

Deutschland befindet sich auch nach Einschätzung der Bundesbank derzeit nicht in einer Kreditklemme. Das Bankensystem erfüllt seine Aufgaben nach wie vor, erklärte Bundesbankpräsident Axel Weber.

Die deutschen Banken haben die Finanzkrise nach Einschätzung der Bundesbank noch keineswegs hinter sich. Die Verluste der Banken aus Verbriefungen von Krediten - einer Praxis, die durch die Finanzkrise besonders in Verruf geraten ist - dürften nach Meinung der Bundesbank zwar ihren Höhepunkt überschritten haben. Dennoch ergebe sich bis Ende 2010 ein Wertberichtigungsbedarf von 10 bis 15 Mrd. Euro.

"Das deutsche Bankensystem sollte die gegenwärtig günstige Phase nutzen, um weitere Risikovorsorge zu treffen und die Kapitalpolster aufzustocken", sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Hans-Helmut Kotz, der für das Ressort Finanzstabilität verantwortlich ist. Ein dickeres Eigenkapitalpolster sei "unerlässlich", um eine Kreditklemme in Folge eines massiv sinkenden Kreditangebots dauerhaft zu verhindern.

Geringer Rückgang

Die Kreditvergabe der Banken in den Euro-Ländern schwächt sich im Herbst 2009 weiter ab. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) fiel die Summe der an Firmen und Haushalte ausgereichten Darlehen im Oktober um 0,8 Prozent. Im September hatte das Minus 0,3 Prozent betragen. Analysten hatten für den Oktober mit einem Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet. Von einer breiten Kreditklemme könne jedoch nach wie vor keine Rede sein, erklärten die Experten.

Grund für die von Monat zu Monat nachlassende Kreditdynamik sei in erster Linie eine niedrigere Nachfrage der Firmen nach Krediten wegen der schweren Rezession.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts

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