Biosprit-Branche am Abgrund? Hersteller fordern Schutzmauern
03.08.2012, 11:02 Uhr
Die Wälder verschwinden: Blick über eine Palmölplantage auf Sumatra in Indonesien.
(Foto: picture alliance / dpa)
Hilflos blickt die deutsche Biokraftstoffindustrie auf die Preisvorteile von staatlich gefördertem Öko-Diesel aus Südamerika und Asien. Branchenvertreter verweisen nun selbst auf die zweifelhaften Nebenwirkungen des Biosprit-Booms und fordern zum Schutz des Standorts Deutschlands ökologisch gestützte Importschranken.

Palmöl und Biokraftstoffe für die Industrie und Verkehr in Europa sind ein Riesengeschäft.
(Foto: REUTERS)
Biosprit aus Übersee droht einem Zeitungsbericht zufolge, den einheimischen Biodiesel zunehmend aus dem Markt zu drücken. In Deutschland seien mittlerweile viele Produktionsstätten in ihrer Existenz bedroht, heißt es in einem Bericht der "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Grund für die Schieflage sei vor allem die Subventionspolitik in Exportländern wie Argentinien und Indonesien. Staatlich begünstigter Biodiesel aus Argentinien und Indonesien überschwemme den Markt. Branchenvertreter wiesen darauf hin, dass dieser Treibstoff oft nicht den EU-Nachhaltigkeitskriterien entspreche. Sie forderten, dass solche Produkte nicht mehr als Biokraftstoff verkauft werden dürfen.
Die Produktion deutscher Biosprit-Werke von Unternehmen wie Verbio oder ADM brach im zweiten Quartal 2012 dem Bericht zufolge auf 475.000 Tonnen ein. Im Vergleichszeitraum aus dem Vorjahr hätte der Ausstoß noch bei 636.000 Tonnen gelegen. Die Zeitung berief sich auf Berechnungen des Branchenverbandes VDB. Die Kapazitätsauslastung sei daher von 75 auf 58 Prozent zurückgegangen.
Erst in der vergangenen Woche hatte die Branche der Zeitung zufolge einen Rückschlag hinnehmen müssen, als die Experten der Nationalakademie Leopoldina der Politik eine Abkehr von der Förderung der Biokraftstoffe empfahlen. Biosprit sei längst nicht so umweltfreundlich und energieeffizient wie behauptet, hieß es zur Begründung.
Halbherzige Energiewende?
In der deutschen Energiepolitik gelten biologisch gewonnene Kraftstoffe wie Bioethanol oder Biodiesel als Beitrag zum Klimaschutz. Darüber hinaus soll eine verstärkte Nutzung die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Rohölversorgung verringern. Bisherigen EU-Vorgaben zufolge soll der Anteil an Biokraftstoffen im Transportsektor bis 2020 weiter ansteigen.
Kritiker des Biosprit-Booms verweisen jedoch seit längerem auf Zusammenhänge zwischen der steigenden Nachfrage in Europa und der Produktion von Biosprit in Ländern Südamerikas und Asiens. Auf der Suche nach dem großen Exportgeschäft seien dort großflächige Plantagen entstanden.
Der zum Beispiel von Zuckerrohr- und Palmöl-Anpflanzungen in industriellen Maßstäben wird für die rapide fortschreitende Abholzung von Regenwäldern mitverantwortlich gemacht.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP