Wirtschaft

Familie verliert an Macht Drägerwerk öffnet sich

Drägerwerk wagt sich weiter auf das Börsenparkett vor. Die Eignerfamilie will mit Hilfe einer Kapitalerhöhung den Familienanteil verringern. Das bedeutet zwar eine größere Unabhängigkeit von den Banken, aber gleichzeitig auch einen Machtverlust. Börsianer begrüßen die Pläne, die Aktie rutscht dennoch ab.

Der Lübecker Medizin- und Sicherheitstechnikanbieter Drägerwerk will sich von den Banken unabhängiger machen und stärker für den Kapitalmarkt öffnen. Die Eignerfamilie Dräger ist dazu bereit, einen Teil ihrer Macht abzugeben. Wie das Unternehmen mitteilte, soll sich im Zuge einer Kapitalerhöhung der Familienanteil am Stammkapital auf 71 von bislang 100 Prozent verringern. Auch die Stammaktien sollen künftig über die Börse gehandelt werden können, nachdem bislang nur die Vorzugsaktien auf dem Kurszettel stehen.

Durch die Ausgabe neuer Stämme will das Management das Grundkapital um 9,8 Mio. auf 42,3 Mio. Euro erhöhen. "Die Kapitalerhöhung soll unsere Eigenkapitalbasis weiter stärken und dazu beitragen, die nach dem Erwerb des Minderheitenanteils an der Dräger Medical AG & Co. KG gestiegenen Fremdverbindlichkeiten wieder zu verringern", erläuterte Vorstandschef Stefan Dräger. Sein Unternehmen hatte zuletzt den 25-Prozent-Anteil des Siemens-Konzerns an dem Dräger-Medizintechnikbereich zurückgekauft. Außerdem sollen die frischen Mittel in den Ausbau der Marktposition in Schwellenländern sowie in Investitionen und mögliche kleinere Zukäufe gesteckt werden. Wie viel Geld dem Unternehmen zufließt, soll sich am Donnerstag entscheiden. Dann soll der Bezugspreis für die neuen Anteilsscheine festgelegt werden.

Familie beteiligt sich auch

Drägerwerk hat bislang jeweils rund 6,4 Mio. Stamm- und Vorzugsaktien ausgegeben. Nun sollen 3,8 Mio. Stämme hinzukommen. Sie werden im Zuge einer Privatplatzierung institutionellen Investoren sowie den Altaktionären angeboten. Diese sollen drei neue für zehn alte Anteilsscheine erhalten. Auch die Eignerfamilie will sich an der Kapitalerhöhung beteiligen. Allerdings soll der größte Teil der neuen Titel an andere Investoren gehen. Der Börsenhandel mit den Stämmen soll am 21. Juni starten.

Die im Technologieindex TecDax notierten Vorzugsaktien von Drägerwerk lagen am Vormittag nach einer Berg- und Talfahrt 3,3 Prozent tiefer bei 54,40 Euro. Zuletzt hatte das Unternehmen dem Kurs mit einer Anhebung der Gewinnprognose kräftig Auftrieb gegeben. Börsianer begrüßten die neuen Pläne. "Es ist ganz gut, dass sie über die Kapitalerhöhung ihre Schulden abbauen wollen", sagte ein Händler. "Und aus Investorensicht ist es gut, dass sie die Stammaktien an der Börse listen. Damit bekommen die Anleger eine Gewinnbeteiligung und haben Mitspracherechte."

Quelle: ntv.de, rts

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