Zinsen auf Rekordtief Draghi macht das Richtige
07.11.2013, 17:11 Uhr
EZB-Chef Mario Draghi
(Foto: REUTERS)
Die Europäische Zentralbank senkt die Zinsen und stößt damit bei Sparern auf alles andere als Begeisterung. Sie müssen sich auf noch niedrigere Zinsen einstellen, viele sehen sich in ihrer Inflationsangst bestätigt. Bei allem Verständnis: Die EZB kann nicht anders handeln.
Neue Freunde hat EZB-Chef Mario Draghi hierzulande heute wohl kaum gewonnen. Die Europäische Zentralbank senkt den Leitzins auf ein historisches Tief. Und in Deutschland sorgt das vielerorts für schlechte Laune. Denn lockere Geldpolitik wird hier gemeinhin als schlechte Geldpolitik angesehen. Und besonders niedrige Zinsen sind demnach besonders schlecht.
Dabei handeln die Notenbanker im Rahmen ihres Mandats, und das lautet: für stabile Preise sorgen. Diese sieht die EZB dann gewährleistet, wenn die Inflation bei knapp unter 2 Prozent liegt. Das ist derzeit allerdings nicht der Fall. Im Oktober fiel die Rate in der Eurozone auf 0,7 Prozent. Und so muss die EZB dafür sorgen, dass sie wieder in den grünen Bereich kommt. Nicht mehr und nicht weniger. Hyperinflation droht damit noch lange nicht. Das gilt auch für Deutschland, hier kletterten die Preise im Vergleich zum Vorjahr um lediglich 1,2 Prozent.
Zudem will die EZB dazu beitragen, dass die Wirtschaft in der Eurozone wieder in Gang kommt. Zwar hat der Währungsraum die Rezession endlich überwunden, aber die Erholung ist äußerst schwach. So hat die spanische Wirtschaft im letzten Quartal gerade einmal 0,1 Prozent zugelegt. In weiten Teilen der Eurozone liegt die Arbeitslosigkeit bei mehr als 20 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit hält sich im Bereich der 50-Prozent-Marke. Niedrige Zinsen machen Kredite und Investitionen tendenziell billiger und können deshalb dort die Konjunktur ankurbeln. Das ist dort bitter nötig.
Für Deutschland mit seiner relativ robusten Konjunktur galt zwar schon das bisherige Zinsniveau als zu niedrig. Doch die EZB kann sich nicht an einzelnen Volkswirtschaften orientieren, sie ist die Bank des gesamten Währungsraumes. Und dieser kann niedrigere Zinsen gut vertragen. Hierzulande sind die Auswirkungen überschaubar, Preisblasen drohen nach Ansicht der Bundesbank keine - auch am Immobilienmarkt nicht.
Dazu kommt, dass der Euro tendenziell geschwächt wird. Für die Exportwirtschaft des Währungsraums ist das überaus hilfreich. Bei allem Verständnis für die Frustration von Sparern: Insgesamt betrachtet, macht die EZB das Richtige.
Quelle: ntv.de