Sarkozy will mit Berlusconi reden Draghis EZB-Stern steigt
26.04.2011, 08:55 UhrDie Chancen des italienischen Notenbankchefs Draghi steigen offenbar, im Herbst die Nachfolge des scheidenden EZB-Präsidenten Trichet anzutreten. Frankreichs Präsident Sarkozy will bei seinem Besuch in Rom mit Italiens Ministerpräsident Berlusconi über die Personalie reden.
Frankreich hat Kreisen zufolge Gesprächsbereitschaft über eine Kandidatur des italienischen Notenbankchefs Mario Draghi für den EZB-Chefposten signalisiert. Präsident Nicolas Sarkozy könnte bei seinem Besuch in Rom mit Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi über die Personalie reden, verlautete aus Kreisen des französischen Präsidialamtes. "Wenn Silvio Berlusconi das Thema zur Sprache bringt, wird der Präsident seine Antwort geben", sagte ein Vertreter des Elysee-Palastes. Eine Sprecherin Sarkozys lehnte eine Stellungnahme ab. Sarkozy und Berlusconi kommen in Rom zu zusammen, um vor allem den Streit über nordafrikanische Einwanderer an der Grenze beider Länder zu erörtern.
Im Gerangel um die Nachfolge Jean-Claude Trichets als EZB-Präsident gilt Draghi als klarer Favorit, seit sich Bundesbankpräsident Axel Weber selbst aus dem Rennen genommen hat. Auch ein Vertreter der französischen Regierung sagte, Draghis Chancen würden von Tag zu Tag besser. Der frühere Harvard-Professor ist als Chef des Finanzstabilitätsrats (FSB) einer der Architekten der künftigen Weltfinanzordnung und in der Fachwelt höchst angesehen. Auch französische Bedenken wegen seiner Vergangenheit als Manager der Investmentbank Goldman Sachs scheinen inzwischen vom Tisch zu sein.
Einen entscheidenden Einfluss in der Personale dürfte aber noch Bundeskanzlerin Angela Merkel haben. Die Bundesregierung erklärte in der vergangenen Woche zwar, sie habe sich bisher nicht auf eine Unterstützung Draghis festgelegt. Kreisen zufolge besteht die deutsche Regierung aber auch nicht darauf, Weber durch einen neuen, eigenen Kandidaten zu ersetzen. Neben Draghi werden noch Luxemburgs Notenbankchef Yves Mersch, sein niederländischer Kollege Nout Wellink und der Finne Erkki Liikanen als Kandidaten gehandelt.
Quelle: ntv.de, dpa