Keiner will Staatsanleihen Dramatische Lage in Lettland
08.10.2009, 11:58 UhrEine fehlgeschlagene Versteigerung von lettischen Staatsanleihen hat Spekulationen über mögliche weitere finanzielle Probleme des Landes verstärkt. Bei einer Auktion lettischer Schatzanweisungen waren keine Gebote eingegangen.

Unternehmen und private Haushalte sind in der Regel in Euro und anderen Fremdwährungen verschuldet.
(Foto: REUTERS)
Die Kosten für die Versicherung von lettischen Staatsverbindlichkeiten zogen daraufhin weiter an, was die erhöhte Unsicherheit der Anleger über die Aussichten für Lettland widerspiegelte. Die Notenbank des Landes kritisierte in einem Statement die lettische Regierung, der es nicht gelinge, das Vertrauen der Anleger wieder zu gewinnen.
Eine Abwertung würde die Kreditlast so weit vergrößern, dass massenhafte Zahlungsunfähigkeit drohen würde. Daher versuche Riga nun den Befreiungsschlag. Die Regierung unter Premier Valdis Dombrovskis habe eine Gesetzesänderung angekündigt, die die Rückzahlungspflicht für faule Hypotheken erheblich einschränken soll. Ein Hypothekengeber soll nicht mehr die Kreditsumme, sondern nur noch den aktuellen Wert der Immobilie vom Schuldner einfordern können.
Neue Welle des Misstrauens
Die Commerzbank bezeichnete die Lage in der baltischen Republik als "dramatisch". Das Bruttoinlandsprodukt habe im zweiten Quartal 18,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen; die Arbeitslosenquote liege bei 18 Prozent. Eine Abwertung der Währung Lats, die der Wirtschaft zumindest kurzfristig etwas Entlastung verschaffen könnte, schien bislang nicht möglich gewesen, da das Finanzsystem weitestgehend "euroisiert" sei. Unternehmen und private Haushalte seien in der Regel in Euro und anderen Fremdwährungen verschuldet. Nur 9,1 Prozent der Kredite seien in Lats denominiert.
Nach Angaben der lettischen Notenbank ist es der Regierung in Riga nicht gelungen, die vom internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Union und anderen internationalen Kreditgebern im Gegenzug für die finanzielle Unterstützung vorgeschriebenen Haushaltskürzungen zu erreichen. Zudem habe die Regierung Investoren verunsichert, indem sie Gesetzesänderungen vorschlug, die die Haftung von Kreditnehmern gegenüber den Kreditgebern auf die Höhe der Deckung begrenzen würde, nicht auf die volle Höhe des Kredits. Dies würde die finanzielle Stabilität Lettlands ernsthaft schädigen. Eine neue Welle des Misstrauens beginne Lettland zu überrollen, warnt die Notenbank.
Bereits im Juni dieses Jahres war die lettische Regierung daran gescheitert, Staatsanleihen an Investoren zu verkaufen. Das Land stürzte deshalb in eine Währungskrise, was vor allem skandinavische Banken schwer traf, die stark in dem baltischen Land engagiert sind.
Schwedenkrone unter Druck
Das riesige Haushaltsdefizit Lettlands belastet zunehmend auch die Schwedische Krone. Der schwedische Bankensektor ist in einem hohen Maß in Lettland präsent, so dass nun die Angst vor Zahlungsausfällen die Schwedenkrone belastet. Die Krone schwankt im Verhältnis zum Euro seit Mitte Juli zwischen 10,3700 und 10,0500.
Quelle: ntv.de, wne/DJ