Schlaflos in Seattle "Dreamliner" auf Jungfernflug
15.12.2009, 22:45 UhrMit fast drei Jahren Verspätung hat das neue Boeing-Langstreckenflugzeug 787 Dreamliner seinen Jungfernflug absolviert. Nach dreistündigen Tests in der Luft landete der Riesenvogel wieder auf dem Flugplatz nahe des Boeing-Werks in Everett. Ursprünglich sollte der Flieger noch länger oben bleiben, doch das schlechte Wetter machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung.

Drei Stunden dauerte der erste Flug des Dreamliners - im Linienbetrieb soll der Flieger ein Vielfaches schaffen.
(Foto: AP)
Um 10.27 Uhr Ortszeit war der Dreamliner zuvor von einer Startbahn nahe dem Boeing-Werk in Everett an der US-Westküste zu seinem Flug über die Pazifikküste und den Bundesstaat Washington abgehoben. Die Boeing-Techniker erhoffen sich von dem Flug Erkenntnisse über die Funktionsfähigkeit der Maschine, die neue Maßstäbe in Leichtbauverfahren und Umweltverträglichkeit setzen soll.
Dem Jungfernflug ging eine von technischen und logistischen Rückschlägen begleitete Entwicklungsphase voraus. Insgesamt fünf Mal hatte der zunächst für Sommer 2007 terminierte Jungfernflug verschoben werden müssen. Eine Serie von Pannen lastete auf dem Image des Luftfahrtkonzerns, der sich scharfer Konkurrenz des europäischen Anbieters Airbus ausgesetzt sieht.
Die jüngsten Schwierigkeiten betrafen die Verbindung von Rumpf und Tragflächen des High-Tech-Flugzeugs. Deshalb musste der Erstflug im Sommer um knapp ein halbes Jahr verschoben werden.
Die Airbus-Antwort auf den "Dreamliner", die A350, kommt ebenfalls später als zunächst geplant und soll nun 2013 in die Luft gehen. Der europäische Flugzeugbauer hat für die Maschine, die ebenfalls zu einem großen Teil aus Kohlefaser besteht, inzwischen bereits 505 Bestellungen.
Bauweise spart Treibstoff
Mit dem Dreamliner will Boeing eine neue Phase beim Bau von Langstreckenflugzeugen einleiten. Die Maschine soll nach Konzernangaben etwa 20 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen als vergleichbare Flugzeuge. Eine technische Neuheit ist die Leichtbauweise: Etwa die Hälfte des Dreamliner besteht aus Leichtmaterialien wie etwa Kohlefasern. Bei herkömmlichen Maschinen wie der Boeing-777 sind es nur zwölf Prozent.
Die erste Auslieferung von Maschinen, die ursprünglich für das erste Halbjahr 2008 geplant war, soll nun Ende 2010 erfolgen. Boeing liegen nach eigenen Angaben 840 Bestellungen von 55 Unternehmen vor. Der Konzern bezeichnet den Dreamliner trotz der Rückschläge als "das am schnellsten verkaufte Düsenflugzeug der Luftfahrtgeschichte".
Letzte Test am Wochenende
Am Wochenende hatte der "Dreamliner" die letzten Tests am Boden absolviert. Er raste dabei unter anderem mit einer Geschwindigkeit von 240 Kilometern pro Stunde über die Startbahn und hatte auch kurz den vorderen Teil in der Luft.
Nach einem erfolgreichen Erstflug steht ein ausführliches Testprogramm bevor, bei dem sich der "Dreamliner" in verschiedenen Weltteilen beweisen muss. Wenn die Flugtests erfolgreich sind, soll die 787 ab dem vierten Quartal 2010 an die Kunden ausgeliefert werden.
Quelle: ntv.de, nne/AFP/dpa