Sanktionsspirale dreht sich Droht Importstopp westlicher Pkw?
18.08.2014, 18:44 UhrRussland ist für die deutschen Autobauer ein Wachstumsmarkt - auch wenn sie 2013 nicht einmal 600.000 Fahrzeuge dort absetzten. Dennoch dürften die Konzerne aufhorchen: Moskau erwägt einen Einfuhrstopp, sollten EU und USA weitere Sanktionen veranlassen.
Für den Fall neuer Sanktionen von EU und USA erwägt Russland einem Medienbericht zufolge ein Importverbot für westliche Autos. Ein entsprechender Vorschlag sei Staatspräsident Wladimir Putin übermittelt worden, berichtete die Moskauer Zeitung "Wedomosti" unter Berufung auf Regierungsvertreter. Eine Anweisung des Kremls, neue Sanktionen auszuarbeiten, gebe es aber noch nicht. Eine offizielle Bestätigung für die Überlegungen lag nicht vor.
Für die deutsche Autobranche ist Russland in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Wachstumsmarkt geworden. Schon vor der Ukraine-Krise hatte der Absatz aber zu schwächeln begonnen, was die Branche auf die lahmende Konjunktur und den schwachen Rubel zurückführt.

Wladimir Putin und VW-Chef Martin Winterkorn auf der Hannover Messe 2013
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein Opel-Sprecher in Rüsselsheim sagte auf Nachfrage: "Wir behalten die Situation in Russland genau im Auge." Der russische Markt laufe seit Monaten schlecht. "Wir sind aber nach wie vor von den Wachstumsaussichten des russischen Marktes überzeugt."
Ukraine-Krise verschärft die Probleme
Auch der Autobauer Daimler spürt in Russland erste Rückschläge. "Die russische Wirtschaft war schon vor der Krise in einer schwierigen Phase und ist jetzt weiter beeinträchtigt", erklärte eine Sprecherin. "Das wirkt sich auf den russischen Pkw-Markt aus und damit auch auf Daimler. Im ersten Halbjahr haben wir noch 20 Prozent Plus im Russland-Geschäft gemacht, jetzt geht das Momentum nach unten."
Konkrete Zahlen nannte sie nicht. Daimler gehe für das Gesamtjahr im Pkw-Bereich aber noch von einem positiven Abschluss aus. Im vergangenen Jahr kauften die Russen 2,78 Millionen neue Autos, das waren 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Von Januar bis Juni dieses Jahre schrumpfte der Markt um 9,9 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2013. Die Ukraine-Krise verschärfe die Probleme, hieß es in der Branche.
VW will weiter investieren
Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie trug 2013 mit 585.000 jeder fünfte Neuwagen in Russland das Markenzeichen eines deutschen Konzerns. Etwa ein Viertel davon wurde in Deutschland zusammengesetzt. Einige Autobauer - wie VW und BMW - haben schon Werke in Russland.
VW hält daran fest, bis Ende 2018 weitere 1,2 Milliarden Euro in dem Land zu investieren. "Wir beobachten die Lage in Russland sehr aufmerksam", erklärte ein Sprecher allerdings am Montag. BMW wollte sich zu Spekulationen nicht äußern.
Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte kürzlich der «Bild am Sonntag» gesagt: "Es gilt ganz klar das Primat der Politik." Die Wirtschaft habe sich auf die Bedingungen einzustellen, die die Politik setze - "unabhängig von den direkten Konsequenzen".
Heimische Hersteller stärken
Russland hatte Anfang August auf Strafmaßnahmen des Westens mit einen Importstopp für Lebensmittel aus der EU, den USA, Norwegen, Kanada und Australien reagiert. Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte damals, eine Ausweitung sei möglich. Auch ein Überflugverbot für westliche Airlines ist im Gespräch.
Der Zeitung zufolge wäre auch ein vollständiger oder teilweiser Importstopp für westliche Fahrzeuge denkbar. In Russland produzierte Autos sollen demnach aber nicht betroffen sein. Ein Einfuhrverbot könnte die Nachfrage nach heimischen Marken steigern. Schon im Juli hatte die Regierung den Kauf ausländischer Dienstwagen eingeschränkt. Es gibt auch Überlegungen, den Verkauf wie schon 2010 mit einer Abwrackprämie nach deutschem Vorbild anzukurbeln.
Weltweit ist China der größte Absatzmarkt. Rund 18 Millionen Pkw werden dort in diesem Jahr abgesetzt. In den USA sind es rund 16 Millionen, in Deutschland sind es rund 3 Millionen. Global werden 2014 rund 73 Millionen Autos verkauft.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts