Rapider Wertverlust an der Börse Droht K+S der Dax-Rauswurf?
02.08.2013, 14:57 Uhr
Eine Kammer des Kaliwerkes der K+S AG in Zielitz (Sachsen-Anhalt): Zielitz, nördlich von Magdeburg, ist eine der weltweit größten Förderstätten für Salz. Eigentlich sollte der Hunger einer immer weiter wachsenden Weltbevölkerung ein Garant für sprudelnde Gewinne sein.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Preisprognose eines der größten Kaliförderer der Welt löst ein Beben in der Kaliindustrie aus. Die Aktien des deutschen Düngemittelherstellers K+S verlieren binnen einer Woche ein Drittel ihres Börsenwerts. Das birgt Stoff für Spekulationen. Indexspezialisten diskutieren, ob K+S jetzt aus der "ersten Börsenliga" fliegt.
Nach dem dramatischen Kurssturz an der Börse muss der Düngemittelhersteller K+S sich möglicherweise auf einen Rauswurf aus der ersten Börsenliga einstellen. Sorgen der Anleger vor sinkenden Kali-Preisen haben einen Wertverfall der K+S-Papiere ausgelöst - die Aktie verlor in der zu Ende gehenden Handelswoche rund ein Drittel ihres Wertes. Ursache ist die Sorge, dass der Kalipreis einbrechen könnte. Ausgelöst wurde sie durch Äußerungen des russischen K+S-Konkurrenten Uralkali, der einen Preisverfall um über ein Viertel in diesem Jahr vorausgesagt hatte.
Am letzten Handelstag der Woche starteten die Papiere unter 18,40 Euro, was einem Minus von mehr als zwei Prozent entsprach. Tags zuvor waren die Titel zwischenzeitlich auf unter 17,0 Euro gefallen. Auf dem Niveau stoppte der Preisverfall jedoch, als Schnäppchenjäger auf den Plan traten. Auch am Freitag konnte K+S dadurch satte Kursverluste vom Morgen wieder aufholen und ins Plus drehen - ungeachtet der Tatsache, dass mehrere Analysten ihre Kursziele senkten.
Der Kali-Gigant Uralkali hatte vor einer Konsolidierung in der Branche gewarnt und einen Verfall der Preise von derzeit rund 400 auf 300 Dollar pro Tonne vorausgesagt - ein Schreckensszenario für Aktionäre und Unternehmensführung. Einige Kali-Produzenten könnten von der Bildfläche verschwinden, sagte Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner. Der K+S-Konkurrent will seine Produkte zudem künftig über eine eigene Organisation vermarkten. Branchenkennern zufolge dürfte damit der Druck auf die Preise weiter steigen.
Was bezweckt Uralkali?
Die Ankündigung des russischen Konkurrenten ließ Gerüchte ins Kraut schießen: Im Handel wurde spekuliert, dass damit gezielt die K+S-Aktie unter Druck gesetzt werden soll, um eine billige Übernahme zu erreichen. Uralkali ist einer der größten Kali-Förderer weltweit mit einem Marktanteil von rund einem Fünftel der Produktion. K+S ist nach eigenen Angaben die Nummer fünf und kommt auf einen Marktanteil von etwa zehn Prozent. Ein Börsianer bezeichnete das Gerücht jedoch als "sehr weit hergeholt".
Eine weitere Meldung, könnte sich ebenfalls negativ für den Kali-Markt auswirken. Indiens größter Kali-Importeur Indian Potash soll einem Branchenbericht zufolge nach der jüngsten Entwicklung bereits versuchen, Preise nachzuverhandeln. K+S wollte sich zu den Spekulationen nicht äußern.
Der jetzige Kursverfall könnte Konsequenzen für den Indexverbleib haben. Einem Bericht der "Welt" zufolge droht dem Düngemittelhersteller - nach fünf Jahren Indexzugehörigkeit - der Abstieg aus dem Dax. "Wenn sich der K+S-Kurs bis Ende August nicht erholt, läuft das Unternehmen nach heutigem Stand Gefahr, den Dax im September verlassen zu müssen", zitiert das Blatt die Indexspezialistin Silke Schlünsen von der Frankfurter Close Brothers Seydler Bank.
30 Prozent Kurseinbußen - Was bedeutet das?
Andere Experten relativieren die Gefahr eines Dax-Abstiegs. "Es gibt dafür eine etwa 50-prozentige Wahrscheinlichkeit. Aber sicher ist das nicht", erklärt LBBW-Analyst Uwe Streich. Auch wenn die Marktkapitalisierung der Aktien im Streubesitz neben der Höhe des Börsenumsatzes eines von zwei Kriterien ist, nach denen Unternehmen in den deutschen Leitindex aufgenommen werden, müsse nicht um den Abstieg gezittert werden. Auch nicht, wenn die Marktkapitalisierung das einzige Kriterium wäre.
Über einen möglichen Abstieg entscheide nicht der jetzige Kurs, sondern "der volumengewichtete Durchschnittspreis der letzten 20 Handelstage im August", so Streich weiter. Dabei wird bei jedem Umsatz der Preis mit der Aktienzahl multipliziert und das über 20 Tage hinweg. Aus diesem Preis wird dann die Marktkapitalisierung der Aktien im Streubesitz errechnet.
"Nur wenn K+S nach diesem Kriterium nicht mehr zu den 40 größten Unternehmen gehört und ein Aufsteiger aus dem MDax bereitsteht, droht der Abstieg", ergänzt Streich. Und selbst wenn die Aktie von K+S also per Schlusskurs am 31. August so niedrig stünde, dass das Unternehmen bei der Marktkapitalisierung aus den Top-40 rutschen würde, könnte die Aktie am Durchschnitt der letzten 20 Handelstage gemessen etwa auf Rang 35 stehen. Und selbst, wenn K+S in diesem Ranking hinter Platz 40 zurückfiel, steht laut Streich eigentlich kein MDax-Aufsteiger als Ersatz bereit.
K+S-Kurs liegt an der Schmerzgrenze
Auch Experte Klaus Stabel vom Brokerhaus ICF hält einen Dax-Rausschmiss der Kasseler noch nicht für ausgemachte Sache. Schließlich dürfte dies auch von den Nachrück-Kandidaten abhängen, die umgekehrt die etwas strengeren Kriterien für den Aufstieg erfüllen müssten. Um im Dax zu bleiben, darf die K+S-Aktie laut Stabel und Streich nicht weiter einbrechen. "Bei etwa 18,50 bis 19 Euro liegt die Schmerzgrenze", ergänzt ein Händler. Am Freitag notierten K+S-Titel mit 18,84 Euro in etwa auf dem Vortagesniveau.
Nächster Überprüfungstermin des Arbeitskreises Aktienindex ist Anfang September.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa/DJ