Zinsen steigen stetig Druck auf Athen wächst
20.04.2010, 17:15 UhrGriechenland erhält auf den Finanzmärkten weiterhin frisches Geld, muss für seine Schulden aber so viel Geld zahlen wie seit Jahren nicht. Finanzminister Papakonstantinou betont, sein Land könnte schon im Mai Hilfen von EU und IWF beantragen.
Das Misstrauen der Anleger gegenüber Griechenland ist weiter gewachsen. Der Risiko-Aufschlag (Spread) für zehnjährige griechische Staatsanleihen gegenüber der Bundesanleihe mit gleicher Laufzeit erreichte einen Rekordwert von 489 Basispunkten. Das ist der höchste Risikoaufschlag seit Einführung des Euro. Damit müsste Griechenland Investoren für neue Anleihen mit Zinsen von fast acht Prozent anlocken. Händler zufolge hielten sich Befürchtungen, dass das hoch verschuldete Land Notfallkredite benötigt. Nach Einschätzung von Analysten dürften die Risiko-Aufschläge bis zum Abschluss eines Hilfspaketes weiter steigen und danach wieder sinken.
Wegen der drückenden Schuldenlast wird Griechenland notfalls bereits in wenigen Wochen die Reißleine ziehen und den europäischen Rettungsschirm aktivieren. "Wir werden im Mai nicht auf dem Trockenen sitzen. Entweder leihen wir uns das Geld am Markt oder bei unseren Partnern", kündigte Finanzminister Giorgos Papakonstantinou in Athen am. Dort wollen am Mittwoch Vertreter von EU und IWF dem klammen Land mit strikten Sparvorgaben für die nächsten Jahre den Weg aus der Schuldenfalle weisen.
EU-Partner stehen bereit
Wie die EU-Kommission mitteilte, geht es bei den Athener Gesprächen um konkrete Vereinbarungen zum Sanierungskurs, den das Land bis 2012 einschlagen soll. Die Detailgespräche sollen den Weg für eine schnelle Auszahlung der Hilfskredite der Euroländer und des IWF ebnen, falls das klamme Land den Rettungsschirm aktivieren sollte. Ein Kommissionssprecher veranschlagte die Dauer der Gespräche auf zwei bis drei Wochen. Papkonstantinou sagte, die Aktivierung des Schirms hänge von der weiteren Entwicklung der Kosten für die Schuldenfinanzierung und den Fortschritten bei den Athener Gesprächen ab.
Deutschland und weitere Europartner stehen bereit, den Griechen mit Krediten unter die Arme zu greifen. Bundesbankpräsident Axel Weber rechnet FDP-Abgeordneten zufolge mit einem Finanzbedarf von bis zu 80 Mrd. Euro in den kommenden Jahren - das Rettungspaket ist vorerst allerdings auf bis zu 45 Mrd. Euro ausgelegt. Die Finanzminister der Euro-Zone hatten sich darauf verständigt, Griechenland im ersten Jahr eines auf drei Jahre angelegten Hilfsprogramms maximal 30 Mrd. Euro zur Verfügung zu stellen – Deutschland müsste sich daran mit bis zu 8,4 Mrd. Euro beteiligen. Weitere bis zu 15 Mrd. Euro soll der IWF drauflegen. Über die Summen für die Jahre 2012 und 2013 ist noch keine Entscheidung gefallen. Für einen Drei-Jahres-Kredit wären rund fünf Prozent Zinsen fällig. Alle Eurostaaten würden diesen Zins in Rechnung stellen, der etwas höher liegt als der vom IWF. Die Bedingungen für die Folgejahre sind noch offen.
Quelle: ntv.de, rts