Prognosen in Gefahr Druck auf Rückversicherer wächst
23.03.2011, 10:31 UhrNach dem Erdbeben und der Flutwelle in Japan müssen die Rückversicherer ihre Jahresziele überdenken. Branchenführer Munich Re zieht seine Prognose zurück, Konkurrent Hannover Rück wartet damit noch ab.
Die Rückversicherer Munich Re und Hannover Rück können nach hohen Belastungen durch das verheerende Erdbeben in Japan ihre Jahresziele kassieren. Branchenprimus Munich Re zog die Prognose eines Nettogewinns von 2,4 Mrd. Euro schon zurück. Die Hannover Rück, nach der Swiss Re die Nummer drei der Branche, schloss sich dem zwar noch nicht an. Analysten zufolge dürfte es aber auch hier eng werden.
"Das Großschaden-Budget für das Gesamtjahr ist bereits im ersten Quartal ausgeschöpft", sagte eine Sprecherin des norddeutschen Konzerns. Die Hannover Rück werde sich Anfang Mai mit den Zahlen zum ersten Quartal genauer zur Jahresprognose äußern. Diese steht bei 650 Mio. Euro Überschuss. Steuerliche Effekte begünstigen den Konzern im Moment und dürften die Japan-Last etwas abmildern.
Zuvor hatte die Hannover Rück ihre Belastung aus dem Erdbeben und dem dadurch ausgelösten Tsunami auf rund 250 Mio. Euro beziffert. Diese Schätzung sei aber "noch mit viel Unsicherheit behaftet", weil der Gesamtschaden für die Versicherer nicht feststehe. Bei der viel größeren Munich Re summieren sich die Japan-Lasten auf 1,5 Mrd. Euro. Die Swiss Re sieht ihre Lasten bei 1,2 Mrd. Dollar angegeben, umgerechnet knapp 850 Mio. Euro.
"Das Erdbeben war nicht nur das stärkste je in Japan registrierte, es war auch das viert schwerste, das jemals weltweit gemessen wurde", sagte Munich-Re-Vorstand Torsten Jeworrek. Es hatte eine Stärke von 9,0 und löste eine mehr als zehn Meter hohe Flutwelle aus.
300 Mrd. Euro Gesamtschaden
Die Rückversicherer, die normalen Versicherern besonders große Risiken abnehmen, stellen sich in erster Linie auf Schäden bei Unternehmen und in der Wirtschaft ein. Denn private Wohnungen sind in Japan, wo sich sehr häufig schwere Erdstöße ereignen, durch einen lokalen staatlichen Pool abgedeckt. Dieser darf aus aufsichtsrechtlichen Gründen keine Risiken an die großen ausländischen Rückversicherer weiterreichen. Die Unfälle im Atomkraftwerk Fukushima dürften private Versicherer ebenfalls nur bedingt treffen. Die Meiler sind in der Regel nicht gegen Erdbeben und deren Folgen versichert.
Die gesamten Schäden für die Versicherer aus der Naturkatastrophe werden bislang auf zwölf bis 35 Mrd. Dollar geschätzt. Es könnte damit das teuerste Beben der vergangenen Jahrzehnte und nach dem Hurrikan "Katrina", der 2005 die US-Südstaatenmetropole New Orleans zerstörte, eine der teuersten Katastrophen insgesamt werden. Volkswirtschaftlich dürften die Kosten noch viel höher liegen. Japans Regierung geht derzeit von bis zu 308 Mrd. Dollar aus.
Quelle: ntv.de, rts