Einigung in Heidelberg Drucker lenken ein
19.07.2010, 20:07 UhrDer im MDax notierte Konzern Heidelberger Druck einigt sich mit seinen Mitarbeitern auf ein Sparpaket. Ein Teil der Beschäftigten soll weniger arbeiten. Das Unternehmen will so den Stellenabbau bremsen.

Weiter Weg von Gutenberg bis in die Gegenwart: Druckmaschinen haben in Deutschland eine lange Tradition.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der weltgrößte Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck hat sich mit seinen Beschäftigten auf ein Sparpaket geeinigt. Vorgesehen sei unter anderem, dass Mitarbeiter ihre vertragliche Arbeitszeit freiwillig reduzieren, teilte das Unternehmen mit. Die Entgelteinbußen wolle der Konzern vier Jahre lang teilweise kompensieren. Damit solle die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen verringert werden.
Insgesamt sollen bei Heidelberg bis Oktober 2010 rund 500 Stellen wegfallen. Zur Jahresmitte beschäftigte der Konzern mehr als 16.200 Mitarbeiter, davon knapp 11.000 in Deutschland. Das Sparpaket soll im laufenden Geschäftsjahr 2010/11 Einsparungen von 60 Mio. Euro erbringen, im folgenden Jahr sollen es 80 Mio. sein.
Der zuletzt defizitäre Druckmaschinenhersteller ist hoch verschuldet und hat im vergangenen Monat eine massive Kapitalspritze angekündigt, um staatlich verbürgte Kredite abzulösen.
Perspektiven des Print-Geschäfts
Von ganz anderer Seite erreichten die Branche der Druckmaschinenhersteller beunruhigende Hinweise zur künftigen Auftragslage. Einer Studie zufolge werden in den kommenden Jahren weitere Teile des Werbegeschäfts aus dem Printbereich ins Internet abwandern. Für Werbung im Internet werden die Unternehmen demnach insgesamt kaum weniger Geld ausgeben als für Zeitungswerbung. Zu diesem Ergebnis kam zumindest die Medienagenturgruppe ZenithOptimedia.
Dort rechnet man damit, dass die weltweiten Ausgaben für Internet-Werbung von 54,2 Mrd. Dollar im Jahr 2009 auf 82,7 Mrd. Dollar im Jahr 2012 steigen dürften. Der Umfang der Zeitungswerbung werde in diesem Zeitraum von 98 Mrd. Dollar auf 92,8 Mrd. Dollar sinken, hieß es in einer Prognose. Je schwächer sich das Werbe-Geschäft für die Verlage entwickelt, desto düsterer sehen auch die Zukunftsperspektiven für Druckmaschinen aus.
Im Jahr 2012 würden der Studie zufolge 17,1 Prozent der Werbebudgets auf das Internet entfallen. Bei den Zeitungen wären es mit 19,2 Prozent nur gut 2 Prozentpunkte mehr. Im vergangenen Jahr war der Abstand mit 12,7 Prozent Werbebudget-Anteil für das Internet und 23 Prozent für die Zeitungen noch erheblich größer. "Wir erleben eine deutliche Verschiebung der Budgets von Print zu Online", sagte die Deutschland-Chefin von ZenithOptimedia, Nicole Prüsse, der "Financial Times Deutschland". Sie beschrieb damit allerdings lediglich eine Entwicklung, die in der Branche bereits seit mehr als einem Jahrzehnt diskutiert wird.
Die Agentur erstellt vierteljährliche Prognosen auf der Basis von Marktdaten sowie den Budget-Einschätzungen der von ihr beratenen Kunden. Die Studie liefert damit nur eine Momentaufnahme aus dem Blickwinkel der Auftraggeber.
Das voraussichtlich Wachstum des weltweiten Werbemarkt beziffert die Studie im laufenden Jahr auf 3,5 Prozent. Für den deutschen Werbemarkt erwartet die Agentur ein Plus von 2 Prozent. Größter Bereich bleibe das Fernsehen mit einem Anteil von gut 40 Prozent an den weltweiten Werbeausgaben.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts