Jain/Fitschen folgen auf Ackermann Duo führt Deutsche Bank
25.07.2011, 21:30 Uhr
Anshu Jain (l.) und Jürgen Fitschen (r.) beerben Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank.
(Foto: picture alliance / dpa)
Deutschlands größte Bank wird künftig von einer Doppelspitze geführt. Der Investmentbanker Jain und Deutschland-Chef Fitschen beerben den derzeitigen Vorstandschef Ackermann im kommenden Jahr. Damit ist das monatelange Gezerre um die Nachfolge des Schweizers beendet. Die Ruhe dürfte aber nicht von Dauer sein.
Nach jahrelangem Gerangel hat die Deutsche Bank die Nachfolge ihres Chefs geklärt: Auf Josef Ackermann folgt eine Doppelspitze. Der Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen übernehmen im Mai 2012 den Vorstandsvorsitz, wie der Konzern mitteilte. Ackermann räumt seinen Posten ein Jahr früher als geplant, bleibt dem Dax-Konzern aber erhalten:
Ackermann bleibt der Bank erhalten: Nach zehn Jahren als Konzernchef soll der 63-Jährige auf der nächsten Hauptversammlung im Mai 2012 in den Aufsichtsrat gewählt werden und den Vorsitz von Amtsinhaber Clemens Börsig übernehmen. Besonders die Arbeitnehmervertreter im Kontrollgremium hatten sich dafür stark gemacht, da sie unter Jain ein Übergewicht des riskanten Investmentbankings befürchteten. Ackermann selbst hatte einen solchen Wechsel wiederholt abgelehnt.
"Erneuerung und Kontinuität"
"Die Entscheidungen sorgen für Erneuerung und sichern zugleich die Kontinuität", erklärte Börsig. Mit dem laut Bank einvernehmlich gefassten Beschluss des Aufsichtsrats ist die derzeit wohl spannendste Führungsfrage in der deutschen Wirtschaft beantwortet.
Vor zwei Jahren konnte Börsig keinen mehrheitsfähigen Nachfolger für Ackermann präsentieren, so dass letztlich der Vertrag des Vorstandschefs noch einmal verlängert wurde. Am gebürtigen Inder Jain führte zuletzt kein Weg mehr vorbei, da der Bereich des 48-Jährigen regelmäßig mehr als 80 Prozent der Gewinne des Bankkonzerns beisteuert und er daher aus Sicht der Investoren gesetzt war. Niemand wollte riskieren, dass Jain die Bank verlässt.
Gut vernetzt in Finanzen und Politik
Jain, seit 1995 bei der Deutschen Bank, galt seit Jahren als Kronprinz. Der oberste Investmentbanker verantwortet das ertragreichste Geschäftsfeld des Konzerns. In der Finanzwelt ist der Inder hoch angesehen, in Deutschland hält sich Kritik wegen angeblich fehlender Kontakte zur Politik in der Heimat der Deutschen Bank.
Jürgen Fitschen genießt als langjähriger Firmenkundenchef das Vertrauen von Unternehmern im In- und Ausland, in der Politik ist der Niedersachse bestens vernetzt. 1987 stieß der Wirtschaftswissenschaftler zur Deutschen Bank und ist bis heute ebenso im Inland wie im Ausland für den Konzern unterwegs.
Nur eine Übergangslösung?
Insider rechnen damit, dass Jain in einigen Jahren alleine das Ruder in der Hand haben dürfte. Ein Signal hierfür gab es bereits am Montag: Jains Vertrag wurde um fünf Jahre bis Ende März 2017 verlängert, Fitschens Kontrakt nur um drei Jahre bis 2015.

Josef Ackermann: Sein möglicher Wechsel in die Rolle des obersten Kontrolleurs der Bankm deren Chef er dann jahrelang gewesen ist, ist nicht unumstritten.
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Dass der 100-prozentige Investmentbanker Jain wie Ackermann heute auf internationalen Konferenzen Rettungspakete für strauchelnde Euro-Länder mitverhandelt, bezweifeln Kritiker. Diese Rolle sollen Fitschen und der künftige Aufsichtsratschef Ackermann wahrnehmen. Hierfür müssen ihn Aktionäre vorschlagen, die zusammen mehr als 25 Prozent der Stimmrechte haben. Das dürfte reine Formsache sein, da allein die Investmentbanker aus dem eigenen Haus schon auf 20 Prozent kommen und der Schweizer hohes Ansehen bei den Anteilseignern genießt.
Gesunde Balance gefragt
Ackermann, der auch dem Weltbankenverband IIF vorsitzt, gilt international als der Repräsentant der deutschen Wirtschaft schlechthin. Selbst seine Kritiker räumen ein, dass sein Verhandlungsgeschick und seine Expertise in Finanzfragen ihresgleichen suchen. Bankintern hat Ackermann eine Brücke zwischen den rivalisierenden Lagern der Investmentbanker in London und der Privatkundenbanker in Frankfurt geschlagen.
Als Aufsichtsratschef soll Ackermann auch dafür sorgen, dass sein Kurs einer gesunden Balance zwischen dem Investmentbanking und dem stabileren Privatkundengeschäft gewahrt bleibt. Sein erklärtes Ziel ist es, dass das riskante Kapitalmarktgeschäft mittelfristig nur noch 50 bis 60 Prozent der Gewinne beisteuert - auch deshalb hat er die Postbank gekauft und so den Heimatmarkt gestärkt.
Ehrgeizige Ziele
Der Personalentscheidung ging ein monatelanger zäher Streit hinter den Kulissen voraus. Ackermann hatte sich für den früheren Bundesbank-Präsidenten Axel Weber stark gemacht, was aber bei Börsig nicht auf große Begeisterung stieß. Weber geht nun zur Schweizer UBS - was das Verhältnis Ackermanns zu Börsig weiter belastet. Die Wunschkombination des Aufsichtsratschefs wiederum war das Tandem Jain/Fitschen. Um eine Mehrheit für dieses Modell zu bekommen, erklärte sich Börsig letztlich bereit, den Weg freizumachen und sein Amt im nächsten Jahr niederzulegen, wie Insider berichteten. Nach Bankangaben bleibt er als Berater dem Institut erhalten.
Seinen Nachfolgern hat Ackermann vor einigen Monaten bereits ehrgeizige Ziele ins Stammbuch geschrieben. Die Bank soll in den nächsten Jahren zweistellige Milliardengewinne schreiben. Für dieses Jahr peilt er bereits vor Steuern ein Rekordergebnis von zehn Milliarden Euro an - ohne Berücksichtigung von Sonderfaktoren. Sollte Ackermann dies erreichen, dürfte er sich dafür von den Aktionären auf der Hauptversammlung nochmal feiern lassen.
Wie weit er von dem Ziel noch weg ist, zeigt sich am Dienstag, wenn die Bank ihre Zahlen zum zweiten Quartal vorlegt.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts