Wirtschaft

Es geht um politische Pfründe EADS, BAE und viel Politik

EADS auf der ILA: Viele Menschen, viele Richtungen - wie auf der politischen Ebene rund um die mögliche Fusion mit BAE.

EADS auf der ILA: Viele Menschen, viele Richtungen - wie auf der politischen Ebene rund um die mögliche Fusion mit BAE.

(Foto: REUTERS)

Die mögliche Fusion zwischen EADS und BAE Systems ist noch lange nicht vom Tisch. Zwar sträubt sich die Politik dagegen, aber gleichzeitig versucht sie auch, Lösungen zu finden. Im Mittelpunkt steht dabei das Bewertungsverhältnis.

Airbus
Airbus 50,00

Das Feilschen um das Gewicht des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS bei der anstehenden Fusion mit der britischen BAE Systems dauert an. Nachdem sich vor allem EADS-Großaktionär Daimler mit dem ursprünglich ausgehandelten Bewertungsverhältnis von 60 zu 40 unzufrieden gezeigt habe, würden nun Alternativen ausgelotet, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von zwei mit den Verhandlungen vertrauten Personen. Derzeit werde geprüft, ob sich die Eigentümer von BAE mit einem Anteil von nur 37 Prozent an dem fusionierten Konzern zufrieden geben würden. EADS will indes davon nichts wissen. "Spekulationen über ein anderes Bewertungsverhältnis als 60 zu 40 für die Fusion mit BAE sind unzutreffend", erklärte ein Sprecher.

BAE Systems
BAE Systems 23,59

Die Debatte spiegelt die Bemühungen wieder, die wankende Fusion noch zu retten. Auch die Bundesregierung und die französische Staatsspitze haben Vorbehalte gegen den Zusammenschluss. Die EADS-Aktie hatte nach Bekanntgabe der ursprünglichen Pläne stark nachgegeben.

Vor allem im Umfeld von Daimler, die 22,5 Prozent der Stimmrechte und 15 Prozent des Kapitals an EADS halten, war Unmut über die Bewertung laut geworden. Eine Verschiebung des EADS-Gewichts auf 63 Prozent hätte vor allem für den Stuttgarter Autobauer Vorteile, hieß es in Finanzkreisen. So könnten die Schwaben aussteigen, ohne Geld zu verlieren. Die staatliche KfW-Bank müsste dann allerdings Anteile übernehmen. "Wenn die Transaktion fliegen soll, dann wird die KfW Miteigentümer werden müssen", sagte eine mit dem Poker vertraute Person. Rein theoretisch könnte Daimler auch Anteilseigner bleiben und auf die Erholung der EADS-Aktien warten.

Grummeln zwischen Paris und Berlin

Auf der politischen Bühne geht das Kräftemessen indes weiter. Frankreich bestehe auf einem Aufsichtsratssitz in dem fusionierten Rüstungsriesen, hieß es aus Finanzkreisen. Wahrscheinlich würden auch Deutschland und Großbritannien Vertreter in das Kontrollgremium entsenden, um Technologien und Arbeitsplätze im Auge behalten zu können, hieß es unter Bankern.

Vor allem Frankreichs Präsident Francois Hollande habe Bauchgrimmen. Er sei enttäuscht gewesen, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel keine gemeinsame Erklärung nach ihrem jüngsten Treffen herausgegeben habe, hieß es in den Kreisen. Zudem wolle Frankreich Lösungen für den Flugzeugbauer Dassault, an dem EADS bereits 46 Prozent hält, und dem Rüstungselektronikspezialisten Thales. Die deutsche Seite wolle den Satellitenbauer OHB schützen. Aufgrund der zahlreichen Differenzen werde das angepeilte Entscheidungsdatum am 10. Oktober nicht gehalten werden können.

Bislang haben die Spitzenmanager auf beiden Seiten des Ärmelkanals die Politik eher gegen sich. Das Bundeswirtschaftsministerium listete in einem Papier, das Reuters vorliegt, Vorbehalte und offene Fragen zur Fusion auf. Großbritanniens Premierminister David Cameron betonte, er sehe durch den angestrebten Zusammenschluss nationale Interessen berührt. Ähnliche Bedenken aus Deutschland und Frankreich waren bereits vor dem Treffen Merkel/Hollande am Wochenende laut geworden, mit denen sich Cameron mittlerweile kurzschloss.   

Die notwendige, jedoch noch nicht absehbare Zustimmung der drei Regierungen ist nicht die einzige Front, an der EADS um Unterstützung kämpft. Der Konzern versucht auch, Kritik seines deutschen Großaktionärs Daimler an Teilen des Fusionskonzepts zu zerstreuen. "Es werden mehrere Optionen derzeit geprüft", sagte ein EADS-Sprecher mit Blick auf das beim Autokonzern liegende Aktienpaket.

Quelle: ntv.de, Jens Hack, rts

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