Enders will Teile abspalten EADS kämpft mit der Rüstungssparte
19.06.2013, 08:12 Uhr
EADS-Chef Thomas Enders.
(Foto: REUTERS)
Für das schwächelnde Rüstungsgeschäft von EADS gibt es vielleicht schon bald eine Lösung. Das Management erwägt, sich von Teilen der Sparte zu trennen, verrät Konzernchef Enders. In Zeiten schrumpfender Budgets seien Konsolidierungen in der Verteidigungsindustrie notwendig.
Monate nach der gescheiterten Fusion mit dem britischen Rüstungsunternehmen BAE Systems sucht der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS immer noch nach einer neuen Strategie im Verteidigungsgeschäft. Im Rahmen der Überlegungen, wie man sich hier in Zukunft aufstellen will, erwägt der Konzern nun, Teile des Rüstungsgeschäfts, das in der Sparte mit dem Kunstnamen Cassidian gebündelt ist, vom Konzern abzutrennen. Als Ganzes steht die Verteidigungssparte nach den Worten von Konzernchef Tom Enders nicht zur Disposition.
"Wir werden sicher sehr genau hinschauen, welches Geschäft wir weiter betreiben sollten im Hinblick auf Rentabilität und Marktperspektive und welches Geschäft möglicherweise in einem Joint Venture oder unter anderer Eigentümerschaft eine bessere Zukunft haben könnte", sagte Konzernchef Tom Enders der "Welt" auf der Paris Air Show. Nach seinen Worten diskutiert der Verwaltungsrat das Thema bereits seit April. Entscheidungen würde das Gremium zwischen Juli und September treffen und dann auch Ergebnisse kommunizieren.
Neuer Versuch, mit BAE zu fusionieren?
Eigentlich laufen die Geschäfte von EADS glänzend. Nur das Rüstungsgeschäft macht den Managern zu schaffen. Unter anderem verdirbt die Sparpolitik in Europa dem Unternehmen die Laune. Kürzungen in den Wehretats lassen die Auftragsbücher dünner werden.
Im vergangenen Jahr war EADS am politischen Widerstand mit dem Plan gescheitert, mit dem britischen Rüstungsunternehmen BAE Systems zu fusionieren. Als Reaktion darauf hatte Enders angekündigt, die Konzernstrategie zu überprüfen.
Dass er langfristig wieder Fusionspläne mit BAE Systems aus der Schublade holen wird, schloss Enders nicht aus. "Sag niemals nie - das ist doch völlig klar in der Geschäftswelt, aber erwarten Sie in absehbarer Zeit keine Initiative in dieser Richtung." Enders hat bereits zwei Anläufe auf eine Fusion mit BAE Systems genommen, 1998 und 2012. Beide Male blieben die Versuche erfolglos.
Durch die Fusion sollte ein neuer weltweiter Branchenprimus in der Luftfahrt- und Rüstungsindustrie entstehen. Beide Konzerne brachten es 2011 zusammen auf rund 72 Mrd. Euro Jahresumsatz und 220.000 Beschäftigte. Der Fusionskonzern wäre viel größer gewesen als der bisherige Spitzenreiter, der US-Konzern Boeing.
Cassidian soll umgebaut werden
Eine völlige Aufgabe des Rüstungsgeschäfts plant EADS nach Enders Worten nicht: "Unser Verteidigungsgeschäft ist mit zwölf Mrd. Euro Umsatz das größte in Europa. Wir sind sehr gut positioniert mit den großen Luftfahrtprojekten, auch für die Neuorientierung der meisten Streitkräfte, bei denen etwa Lufttransport selbst in Zeiten von Budgetengpässen auch in Zukunft stark nachgefragt sein wird. Aber wir überlegen, ob und wie wir das Verteidigungsgeschäft stärker konsolidieren können."
Besonderen Handlungsbedarf sieht er dabei in der Marine- und Landsystemindustrie. Da sei bislang relativ wenig passiert. "Auch beim Eurofighter sehe ich eine Notwendigkeit für mehr industrielle Integration."
Quelle: ntv.de, ddi/rts