KfW, A350, Quartalszahlen EADS mit Rundumschlag
10.11.2011, 15:55 Uhr
Warten auf den Dreamliner-Konkurrenten ...
(Foto: REUTERS)
Das Positive zuerst: Nach einem Gewinnsprung gibt sich der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS fürs Gesamtjahr optimistisch. Das Negative: Das A350-Projekt verzögert sich und kann erst 2014 Boeings Dreamliner Konkurrenz machen. Zu allem Überfluss steigt auch noch der deutsche Staat bei EADS ein.
Jede Menge los am Himmel über Toulouse: Die Airbus-Mutter EADS hat ihr wichtiges Flugzeugprojekt A350 um sechs Monate verschoben. Die Antwort auf den erst kürzlich in Dienst gestellten Langstreckenflieger 787 des US-Konkurrenten Boeing werde nun erst in der ersten Jahreshälfte 2014 auf den Markt kommen, teilte EADS mit. Die Verzögerung schlug im dritten Quartal mit 200 Mio. Euro zu Buche. Die Geschäftszahlen fielen dennoch besser aus als von Analysten erwartet. Wegen des durch Asien getriebenen Booms in der Luftfahrtbranche erhöhte EADS seine Prognose für dieses Jahr. Zudem erhält der Konzern einen neuen Anteilseigner. Die staatliche Bankengruppe KfW und die Bundesregierung bestätigten Reuters-Informationen, wonach der Bund im kommenden Jahr mit 7,5 Prozent bei dem europäischen Konzern einsteigt.

EADS-Konzernchef Louis Gallois bei der Vorstellung des neuen Airbus A350 XBW.
(Foto: picture alliance / dpa)
EADS hatte bereits mehrfach davor gewarnt, dass der neue Airbus A350XWB ein ehrgeiziges und herausforderndes Projekt ist. Bislang schreckte der Konzern aber vor einer Verschiebung zurück. Das Programm erziele Fortschritte, hieß es. Dennoch werde der Beginn der Endmontage in das erste Quartal 2012 und die Übergabe an die Kunden in das erste Halbjahr 2014 verschoben.
Anleger hatten spekuliert, dass Airbus den A350 nicht wie bislang geplant bis Ende 2013 an den Start bekommt, um der 787 - auch Dreamliner genannt - die Stirn zu bieten. Der erste Linienflug des Boeing-Prestigeobjektes fand mit dreijähriger Verzögerung Ende Oktober statt. EADS beteuerte, aus früheren Fehlern bei dem ebenfalls um mehrere Jahre verzögerten A380 gelernt zu haben und dem A350 "maximale Aufmerksamkeit" zu widmen.
Quartalszahlen besser als erwartet
Anleger zeigten sich versöhnlich, nachdem Spekulationen über eine Verspätung des neuen Airbus-Modells gereicht hatten, um die Aktie am Vorabend der Veröffentlichung der Bilanz abzustrafen. Das EADS-Papier gewann am Donnerstag sowohl in Frankfurt als auch in Paris deutlich - je rund 5 Prozent - in einem allerdings positiven Marktumfeld.
Grund waren auch die besser als erwarteten Quartalszahlen. Zwar sank der operative Gewinn um 15 Prozent auf 322 Mio. Euro, und der Umsatz ging um vier Prozent auf 10,75 Mrd. Euro zurück. Netto kletterte der Gewinn aber deutlich auf 312 Mio. Euro. Analysten hatten mit einem Nettoverlust gerechnet.
A320 bleibt Erfolgsmodell
Der deutsch-französische Konzern erhöhte daher seine Jahresprognose für den operativen Gewinn auf 1,45 Mrd. Euro. Auch im kommenden Jahr sei dank höherer Produktionsraten und Preise sowie Optimierungen beim A380 mit einer deutlichen Verbesserung des operativen Ergebnisses zu rechnen.
Derzeit sind Verkehrsflugzeuge vor allem in Asien und im Nahen Osten gefragt. Die modernisierte und sparsamere Version des Verkaufsschlagers A320 gab der Nachfrage zusätzlichen Schub.
"Ich bin zuversichtlich, dass der Markt für Passagierflugzeuge unser Wachstum in den kommenden Jahren trotz der Abschwächung des konjunkturellen Umfelds stützen wird", sagte Finanzchef Hans Peter Ring. Insgesamt rechnet EADS für dieses Jahr mit 50 Prozent mehr Flugzeugbestellungen im zivilen Bereich: Brutto - also ohne Berücksichtigung von Stornierungen - dürften insgesamt 1500 Orders eingehen.
Parität bleibt gewahrt
EADS wird zu gleichen Teilen von Frankreich und Deutschland kontrolliert. Am Donnerstag bestätigten Bundesregierung und die Staatsbank KfW, dass der Bund über die KfW bei EADS einsteigt. Der Autobauer Daimler wird 2012 eine 7,5-prozentige Beteiligung an die KfW verkaufen. Eine entsprechende Absichtserklärung soll noch vor Jahresende unterzeichnet werden.
Im Gegenzug soll geprüft werden, ob der Staat weitere Anteile von Deutscher Telekom und Deutscher Post abstoßen kann. Im jetzigen Marktumfeld gilt ein schneller Verkauf aber als unwahrscheinlich. Das Wirtschaftsministerium sagte zu, bei dem geplanten Verkauf die Lage am Kapitalmarkt und die wirtschaftliche Situation der Unternehmen zu berücksichtigen. Über den Einstieg des deutschen Staates bei EADS hatte zuerst die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch berichtet.
Kritik aus der Führung
Airbus-Chef Tom Enders, der als Nachfolger von EADS-Chef Louis Gallois gehandelt wird, kritisierte in der "Financial Times Deutschland" den Staatseinstieg. "Wir brauchen nicht mehr staatliche Aktionäre und wir brauchen nicht mehr staatliche Einflussnahme, sondern weniger."
Diese als vorübergehend bezeichnete Lösung könnte ein Trugschluss sein. "Die vorübergehenden Lösungen haben die unangenehme Eigenschaft, sich langfristig zu verfestigen", sagte Enders. So seien Frankreich und Spanien immer noch mit 15 beziehungsweise gut 5 Prozent an EADS beteiligt.
Quelle: ntv.de, bad/rts