Finanzinvestor stemmt Milliardendeal EQT kauft Springer Science
11.12.2009, 11:27 UhrDie schwedische Beteiligungsfirma EQT übernimmt mit Hilfe aus Singapur den Wissenschaftsverlag Springer Science. Mit der Transaktion sei der Abbau sämtlicher Schulden verbunden, teilte EQT mit.
Finanzkreisen zufolge zahlen die Investoren lediglich 100 bis 150 Millionen Euro an die bisherigen Eigentümer Candover und Cinven, übernehmen aber zugleich die komplette Schuldenlast von 2,2 Milliarden Euro.
EQT übernimmt 82 Prozent, der Private-Equity-Arm von Singapurs Staatsfonds GIC die restlichen 18 Prozent. Springer Science gilt als weltweit zweitgrößter Wissenschaftsverlag hinter der niederländischen Elsevier. Der Berliner Konzern mit seinen über 5000 Mitarbeitern sieht sich durch die Refinanzierung mittelfristig auf stabile Beine gestellt.
Ausnahme in Europa
Mit einem Gesamtvolumen von fast 2,4 Milliarden Euro ist die Transaktion die mit Abstand größte Übernahme durch Finanzinvestoren in Deutschland in diesem Jahr. Finanziert wird sie unter anderem von der Deutschen Bank, Unicredit, Goldman Sachs und Barclays. In der Finanzkrise konnten Private-Equity-Häuser weltweit keine größeren Übernahmen stemmen, weil ihnen die Banken keine Kredite zur Verfügung stellten. Während die Investoren in den USA bereits wieder Milliarden-Übernahmen angekündigt haben, bleiben diese in Europa noch die Ausnahme.
Der EQT-Deal zeigt, dass hierzulande weiter kaum neue Kredite zur Verfügung stehen, die Investoren aber günstig bereits hochverschuldete Firmen übernehmen können. Mit einem neuen Eigentümer im Rücken sind die Banken üblicherweise eher zur Neuverhandlung von Krediten bereit. Und der Investor kann durch den geringen Kapitaleinsatz bei einem späteren Verkauf auch satte Renditen erzielen.
Springer Science entstand 2003 aus einem Zusammenschluss des bis dahin zu Bertelsmann gehörenden Springer Wissenschaftsverlags mit der niederländischen Kluwer Academic Publishing. Zu der Gruppe aus 60 Verlagen gehören in Deutschland unter anderem der Wissenschaftsverlag Gabler und die "Ärzte-Zeitung". 2008 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von knapp 900 Millionen Euro.
Quelle: ntv.de, wne/rts