Wirtschaft

Deutschland als eine Ausnahme EU-Arbeitslosigkeit auf Rekord

Jobangebote gehören nicht nur in Italien mittlerweile zur täglichen Lektüre.

Jobangebote gehören nicht nur in Italien mittlerweile zur täglichen Lektüre.

(Foto: REUTERS)

Die Arbeitsmärkte in der Eurozone driften immer mehr auseinander: Während in Deutschland die Erwerbslosenzahlen weiter sinken, klettern vor allem in den schuldengeplagten Ländern Südeuropas die Arbeitslosenquoten. Angesichts der desolaten Lage werden Rufe nach einem länderübegreifenden Konjunkturprogramm laut.

Noch nie waren in den Euro-Ländern so viele Menschen ohne Job: Im März hatten 17,36 Millionen Arbeitnehmer in den 17 Ländern mit der Gemeinschaftswährung keine Stelle. Das meldete die EU-Statistikbehörde Eurostat. Auch die Arbeitslosenquote erreichte mit 10,9 Prozent einen Höchstwert seit der Euro-Einführung. Zuletzt war die Lage am Arbeitsmarkt im Frühjahr 1997 ähnlich schlecht gewesen. Der Trend zeigt seit Monaten nach oben.

Am schlimmsten ist die Situation derzeit im krisengeschüttelten Spanien. Das Land ist der traurige Rekordhalter mit einer Arbeitslosenquote von 24,1 Prozent. Auch in den anderen Schuldenstaaten im Süden Europas sieht es düster aus: Auf Platz zwei folgt das hoch verschuldete Griechenland mit 21,7 Prozent (nach Daten vom Januar). Spanien und Griechenland sind auch die beiden Länder, die den rasantesten Anstieg der Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahres verzeichneten. In Portugal, das ebenso wie Griechenland mit Milliarden vor der Staatspleite gerettet wurde, beträgt die Quote 15,3 Prozent.

Als Gründe für den Abwärtstrend am Arbeitsmarkt gelten die marode Wirtschaft in Südeuropa, fehlende Strukturreformen und die hohe Staatsverschuldung. Die EU arbeitet bereits an Strategien, um das Wirtschaftswachstum in ganz Europa anzukurbeln. Beim EU-Gipfel im Juni wollen die Staats- und Regierungschefs über ein Wachstumsprogramm beraten.

Deutschland als Fels in der Brandung

Bei den Kundgebungen zum 1. Mai hatten Gewerkschaften europaweit Konjunkturprogramme und Mindestlöhne gefordert, um Europa aus der Krise zu führen. Die EU-Kommission hat Spekulationen über einen "Marshall-Plan" gegen die Rezession in Europa aber bereits dementiert. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel lehnt milliardenschwere Konjunkturprogramme zur Ankurbelung der Wirtschaft in Europa sowie eine Aufweichung des Fiskalpakts für mehr Haushaltsdisziplin ab.

Deutschland kann sich noch immer gegen den Trend stemmen und gehört zu den Ländern mit den niedrigsten Arbeitslosenzahlen. Laut Eurostat betrug die Arbeitslosenquote im März 5,6 Prozent. Da die EU-Statistiker die Arbeitslosenquote nach anderen Kriterien als die deutsche Bundesagentur für Arbeit berechnen, weichen die europäischen Angaben von denen aus Nürnberg ab. Die Eurostat-Angaben zu den einzelnen Ländern sind nach Ansicht von Fachleuten aber untereinander vergleichbar.

EU-Werte noch schlechter

Auf europäischer Ebene war die Lage auf dem Arbeitsmarkt besonders entspannt in Österreich (Arbeitslosenquote: 4,0 Prozent), den Niederlanden (5,0 Prozent) und Luxemburg (5,2 Prozent). Deutschland landete auf Platz vier.

In der gesamten EU kletterte die Arbeitslosigkeit ebenfalls auf einen Rekord. In den 27 EU-Ländern waren 24,77 Millionen Menschen ohne Arbeit - der höchste Wert seit Beginn der EU-27-Statistik im Jahr 2000. Die Quote betrug wie bereits im Februar 10,2 Prozent.

Quelle: ntv.de, dpa

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