Wirtschaft

Angst vor den Stresstest-Ergebnissen EU steht zur Bankenhilfe bereit

Test oder nicht: Alle, die mit Finanzen, Krise und Europa zu tun haben, sind derzeit im Stress.

Test oder nicht: Alle, die mit Finanzen, Krise und Europa zu tun haben, sind derzeit im Stress.

(Foto: dpa)

Mehrere Banken haben offenbar die europaweiten Stresstests nicht bestanden. Das sorgt schon im Vorfeld der Ergebnisse für helle Aufregung. Die EU-Länder wollen die Märkte beruhigen und Bankpleiten um jeden Preis verhindern. So sind sie bereit, Institute finanziell zu stärken - auch mit Finanzspritzen.

Zur Eindämmung der Schuldenkrise stehen die 27 EU-Staaten bereit, kriselnde Banken mit staatlichem Geld vor der Pleite zu bewahren. Sollten bei den europaweiten Stresstests von den 91 getesteten Geldhäusern Kandidaten durchfallen, wollen die Regierungen wie bereits nach der Bankenkrise 2008 mit Finanzspritzen beispringen. Eine entsprechende Erklärung haben die EU-Finanzminister bei ihrem Treffen in Brüssel abgegeben. Die Checks testen die Widerstandsfähigkeit der Geldhäuser und prüfen, ob sie auch in Krisensituationen über genügend Kapital verfügen.

Die Branche steht unter enormen Druck, weil an diesem Freitag die Ergebnisse der Tests veröffentlicht werden. Es gilt als sicher, dass einige Geldhäuser diese zweite Runde nicht bestanden haben - die Teilnehmer wurden über die Resultate bereits informiert.

"Deutschland gut gerüstet"

Nach gängiger Einschätzung haben alle 13 deutschen Banken die Hürde von fünf Prozent hartem Eigenkapital selbst in Krisensituationen übersprungen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht daher keine Probleme. Deutschland sei für die Ergebnisse der Tests gerüstet. "Wenn in Deutschland ein Institut betroffen sein sollte, wären wir mit dem Banken-Restrukturierungsplan gut vorbereitet."

Jedoch könnte es Durchfaller in den südeuropäischen Ländern Griechenland, Portugal und Spanien geben. Griechenland und Portugal zählen zu den wackelnden Euro-Staaten, die internationale Unterstützung erhalten. Nach jüngsten Medienberichten haben die portugiesischen Banken den Stresstest aber bestanden. Das berichtete die gewöhnlich gut informierte portugiesische Wirtschaftszeitung "Diario Económico" unter Berufung auf "verschiedene Quellen des Finanzsystems" in Lissabon.

Sechs spanische Institute zittern

Hingegen sollen sechs spanische Geldinstitute nach Angaben der Madrider Zeitung "ABC" durchgefallen sein. Wie das konservative Blatt berichtete, hätten fünf Sparkassen und eine Bank bei dem Test im ungünstigsten angenommenen Szenario versagt. Die Namen der Geldinstitute wurden nicht genannt.

Nach Ansicht der EU-Spitzen legen die Tests alle Schwachstellen im Bankensystem offen - die danach beseitigt werden sollen. "Die Bankenkrise hat vor drei Jahren begonnen und ist weit davon entfernt, beendet zu sein", warnte EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier. "Dies bereitet den Weg für mehr Vertrauen in der Euro-Zone", sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn.

Eigenhilfe kommt vor Fremdhilfe

Wenn eine Bank durchfällt, soll sie nach dem Willen der Minister zunächst selbst Gegenmaßnahmen ergreifen und sich bis Jahresende mehr Kapital besorgen. Schafft ein Institut das nicht, wollen die Regierungen in die Bresche springen. "Der Rat hat bestätigt, dass nach den Ergebnissen die notwendigen Hilfsmaßnahmen ergriffen werden", heißt es in der Erklärung. "Dies schließt die Bereitstellung von Unterstützung durch die Regierungen ein, falls dies notwendig sein sollte." Alle Hilfspakete müssten die EU-Wettbewerbsregeln beachten.

Nach EU-Angaben haben die Tests bereits jetzt den Zustand des Bankensystems verbessert. So hätten Europas Institute seit Anfang des Jahres ihr Eigenkapital um 16 Mrd. Euro aufgestockt.

Voraussetzung für das Bestehen des Tests ist, dass die Geldhäuser genügend Eigenkapital besitzen, um eine Krise zu überleben. Bei dem Check wird zum Beispiel geprüft, wie sie mit einem starken Wirtschaftseinbruch zurecht kämen.

In einer ersten Runde waren im vergangenen Jahr sieben Geldhäuser gescheitert, darunter die deutsche verstaatlichte Hypo Real Estate (HRE). Das Ergebnis hatte erhebliche Kritik hervorgerufen. Die Tests seien zu lasch gewesen seien, zumal Irland wegen seiner Probleme im Bankensektor kurze Zeit später unter den Euro-Rettungsschirm flüchten musste. Die zweite Runde legt daher strengere Kriterien an.

Quelle: ntv.de, dpa

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