Wirtschaft

Weniger Geld für Top-Manager EU will Banker-Boni deckeln

Die EU will Mega-Erfolgsprämien wie bei der Deutschen Bank künftig verbieten.

Die EU will Mega-Erfolgsprämien wie bei der Deutschen Bank künftig verbieten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Christian Bittar, ein Ex-Händler der Deutschen Bank, soll im Krisenjahr 2008 einen Mega-Bonus von 80 Millionen Euro kassiert haben – inzwischen ermitteln die Behörden im Libor-Skandal gegen den Zinsspekulanten. Mit den Mondgehältern soll nun Schluss sein: Die EU will, dass Banker-Boni künftig nicht höher als ihr Fixgehalt sein dürfen. Doch eine Hintertür bleibt offen.

Viele Banker haben in der Krise Milliarden verzockt und Millionen an Boni einkassiert. Jetzt will die EU Schluss mit exorbitanten Zahlungen an Bank-Manager machen. Erstmals könnten in Europa Erfolgsprämien begrenzt werden. Grundsätzlich sollen Boni verboten werden, die das eigentliche Gehalt übersteigen. Nur wenn Aktionäre auf der Hauptversammlung oder der Eigentümer zustimmen, sollen noch Extra-Vergütungen erlaubt sein, die doppelt so hoch sind wie das Grundgehalt.

Diese Regeln sieht ein Kompromisspapier zu Obergrenzen für Boni vor, das die EU-Staaten, das Europaparlament und die EU-Kommission derzeit beraten. Am kommenden Dienstag gehen die stockenden Gespräche darüber in Brüssel in den Schlussspurt. Diplomaten rechnen mit einer Einigung.

Die Regeln könnten schon Anfang 2014 greifen - ein Jahr später als zunächst geplant. Sie sind Teil der schärferen Kapitalvorschriften für die Finanzbranche namens "Basel III", auf die man sich international verständigt hat. Diese sollen Schieflagen von Banken künftig verhindern. Es wäre das erste Mal in der Europäischen Union, dass es für Bonuszahlungen eine absolute Grenze gibt. Hohe Boni gelten als Mitauslöser der weltweiten Krise, weil sie die Banker für riskante Geschäfte belohnten und damit die falschen Anreize setzten.

80 Millionen für einen Banker

Bestes Beispiel für diese These ist Christian Bittar: Der Geldhändler arbeitete bis 2011 bei der Deutschen Bank und soll dort laut "Stern" einen Mega-Bonus von 80 Mio. Euro genehmigt bekommen haben – ausgerechnet für das Krisenjahr 2008, als die Finanzbranche am Rande des Abgrunds stand. Womöglich setzte die Rekordzahlung auch bei Bittars Geschäften falsche Anreize: Der Franzose ist einer der Händler, die die Deutsche Bank 2011 gefeuert hat, weil er wie wie andere Banker auch den Referenzzinssatz Libor manipuliert haben soll, um bei seinen Spekulationen größere Gewinne für die Deutsche Bank zu kassieren.

Mehrere Aufsichtsbehörden ermitteln deswegen gegen Bittar. Die Deutsche Bank hat nach eigenen Angaben 40 Mio. von Bittars Bonus einbehalten, nachdem seine Verwicklung in die Zins-Manipulationen entdeckt wurde. Das Geldhaus beteuert, dass zwischen der Mega-Zahlung und Bittars Fehlverhalten kein Zusammenhang besteht. Bittar war einer der Starhändler im Investmentbanking unter dem damaligen Chef Anshu Jain, der heute Co-Chef der Deutschen Bank ist. Weil seine Gewinne für die Deutsche Bank so wichtig waren, beteiligte das Geldhaus Bittar direkt mit einem Prozentsatz am Gewinn seiner Wetten. Diese extrem lukrative Bonus-Regel könnte dazu beigetragen haben, dass Bittar nicht nur extreme Risiken einging, sondern auch versuchte, die Wettchancen mit illegalen Methoden zu seinen Gunsten zu beeinflussen.

Auch die Auszahlung von Bittars Bonus war auf mehrere Jahre verteilt. Die bislang beschlossenen Bonus-Reformen schreiben genau das bislang vor: Prämien zeitlich zu strecken. Seit Ende 2010 gelten in der EU und in Deutschland strengere Regeln. Die meisten Banken zahlen Boni nicht direkt aus, sondern strecken sie über eine Frist von drei bis fünf Jahre. Nur wenn sich ein Geschäft als langfristig erfolgreich erweist, wird die volle Summe freigegeben. Boni umfassen in der Regel Barzahlungen sowie Wertpapiere und Zahlungsversprechen für spätere Jahre.

Widerstand aus Großbritannien

In den vergangenen Monaten hat Deutschland bei der EU-Reform von Banker-Boni Druck gemacht. Basis der Debatte war ein Vorschlag von Finanzminister Schäuble. Im August 2012 hatte er gefordert, den Cash-Bonus gesetzlich zu deckeln und die Entscheidung über andere Formen von Erfolgsprämien den Aktionären zu überlassen. "Wir müssen den Managern Anreize setzen, im langfristigen Interesse der Bank zu handeln", schrieb der Minister damals in der "Financial Times". Damit preschte Schäuble unter den EU-Staaten vor und kam auf das Europaparlament zu, das auf strikte Grenzen für Boni pocht.

Der österreichische Konservative Othmar Karas, Verhandlungsführer im Europaparlament, betont: "Ohne eine Begrenzung der Manager-Boni wird es keine Einigung mit dem Parlament zu Basel III geben." Das Parlament hat ein Mitbestimmungsrecht. Zuvor hatten einige EU-Länder gefordert, Boni sollten fünfmal so hoch sein dürfen wie das Gehalt.

Unterstützung kommt auch von Aufsehern und Zentralbankern. Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger forderte jüngst eine gesetzliche Grenze für Boni - auch wenn dies "ein schwieriges Unterfangen" sei. Die Finanzindustrie müsse "weltweit dafür sorgen, dass beim Wettkampf um die besten Köpfe keine absurden Bonusvereinbarungen angeboten werden", sagte sie dem "Handelsblatt".

Doch wie bei vielen Vorhaben zur Regulierung der Finanzmärkte gibt es Widerstand aus Großbritannien. London ist der wichtigste Finanzplatz in der EU, die Briten verteidigen eisern die Londoner City. Dort werden die höchsten Boni gezahlt - angeblich, um Mitarbeiter zu halten. Nach Angaben von EU-Diplomaten kann Großbritannien im EU-Ministerrat die Pläne nicht verhindern, da keine Einstimmigkeit nötig ist.

Quelle: ntv.de, hvg/dpa

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