Angst um die Alpen-Banken? EZB-Mitglied fürchtet Stresstest
16.06.2014, 07:55 Uhr
"Die Menschen sitzen einer Illusion auf": EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny.
(Foto: REUTERS)
Wiens oberster Währungshüter warnt vor neuen Verwerfungen: Der Stresstest der Europäischen Zentralbank im Bankensektor könnte demnach für einige Häuser zu hart ausfallen. "Das kann zu Übertreibungen führen."
Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny warnt vor einem zu hartem Vorgehen beim aktuellen Banken-Stresstest. "Der Test wird sehr streng, vielleicht sogar zu streng", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Der Notenbanker fürchtet offenbar Risiken, die sich aus einer zu harschen Belastungsprobe ergeben könnten. Bei früheren Stresstests hatten Experten allerdings angemahnt, dass die Aussagekraft massiv darunter leidet, wenn die Kriterien der Prüfung zu lasch gehandhabt würden.
"Meine Befürchtung ist, dass die EZB in dem Ehrgeiz, es besonders gut machen zu wollen, sehr weit über das hinausgeht, was die USA gemacht haben. Das kann zu Übertreibungen führen", sagte er.
Der Niedrigzins täuscht
Der Chef der Oesterreichischen Notenbank (OeNB) ergänzte, in den internen Diskussionen beobachte er, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bei Ermessensentscheidungen grundsätzlich die schärferen Regeln anwende. Für die österreichischen Banken sieht er jedoch keine Probleme, es gebe "keine Wackelkandidaten". Als OeNB-Chef ist er automatisch auch Mitglied im EZB-Rat, dem wichtigsten zinspolitischen Entscheidungsgremium der EZB.
Zugleich verteidigte Nowotny die Niedrigzinspolitik der EZB. Die negative Auswirkung der niedrigen Zinsen auf die Ersparnisse würde überschätzt. "Die Menschen sitzen einer Illusion auf. Sie bekamen zwar früher höhere Einlagenzinsen, aber die Inflationsraten waren viel höher", sagte er.
Schuldenschnitt per Gesetz
Den Spekulationen über mögliche Staatsanleihe-Käufe durch EZB erteilte Nowotny eine klare Absage. "Die EZB wird sich nicht vom Diktat der Märkte führen lassen. Es ist nicht sinnvoll, irgendwelche Phantomdiskussionen zu führen", sagte das EZB-Ratsmitglied.
Der umstrittene Schuldenschnitt, den Österreich per Gesetz in der vergangenen Woche der Problembank Hypo Alpe Adria verordnet hat, destabilisiere den heimischen Finanzplatz nicht, sagte Nowotny. Die OeNB stehe hinter dem Vorgehen der Regierung. Der Schuldenschnitt beziehe sich nur auf einen sehr kleinen, speziellen Teil der Gläubiger. "Die prinzipielle Bereitschaft Österreichs, zu Garantien zu stehen, ist nicht infrage gestellt.
Quelle: ntv.de, mmo/rts