Wirtschaft

"Zinssenkung stets eine Option" EZB-Vize nährt Fantasien

Geht die EZB weiter mit den Zinsen runter? Unmöglich ist das nicht, sagt der Vizechef der Notenbank, Constancio. Der Portugiese führt die niedrige Inflationsrate als Grund an. Der niederländische Notenbankchef Knot ist dagegen der Meinung, dass die EZB nur noch über wenig Munition verfüge und deshalb warten sollte.

Vitor Constancio

Vitor Constancio

(Foto: picture alliance / dpa)

EZB-Vizechef Vitor Constancio hat Spekulationen über eine ba ldige Zinssenkung zum Ankurbeln der lahmen Konjunktur genährt. Eine solche Entscheidung sei "stets eine Möglichkeit" und werde im Lichte hereinkommender Informationen getroffen, sagte der Portugiese der Finanzagentur MNI. Die Jahresteuerung gehe "ziemlich deutlich" nach unten. "Und das ist natürlich ein wichtiger Faktor für uns, da der Inflation das Hauptaugenmerk gilt." Gleichzeitig sende die Wirtschaft weiterhin "Signale der Schwäche".

Der niederländische Notenbankchef Klaas Knot mahnte jedoch, nichts zu überstürzen: "Wir haben nur noch wenig Munition übrig und müssen uns daher fragen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist", sagte das EZB-Ratsmitglied in Washington. Bundesbankchef Jens Weidmann hatte jüngst gewarnt, Erwartungen an eine geldpolitische Lockerung sollten nicht "überdreht werden".

Wirkung niedriger Leitzinsen umstritten

Der EZB-Rat hatte auf der jüngsten Zinssitzung Anfang April intensiv über eine Senkung gesprochen, aber im Konsens entschieden, die Zinsen vorerst nicht anzufassen. Die Währungshüter werden am 2. Mai darüber entscheiden, ob sie den Leitzins auf dem Rekordtief bei 0,75 Prozent belassen oder zum Ankurbeln der Konjunktur weiter senken. Ihr primäres Mandat ist es, stabile Preise zu gewährleisten. Die Inflation war im März so gering wie seit August 2010 nicht mehr. Mit 1,7 Prozent lag die Jahresteuerung deutlich unter der Zielmarke von knapp 2,0 Prozent, bei der die EZB Preisstabilität gewährleistet sieht.

Angesichts des gedämpften Preisdrucks dürfte die EZB also Spielraum für eine geldpolitische Lockerung zum Anschieben der lahmen Wirtschaft haben. Die führenden Wirtschaftsinstitute raten der Notenbank in ihrem Frühjahrsgutachten für die Bundesregierung dennoch von einer Senkung ab, da ein konjunkturstimulierender Effekt fraglich sei. Die Darlehenszinsen in den Krisenländern dürften dadurch kaum sinken, da das Kreditangebot erheblich beschränkt sei. Auch die Geldmarktzinsen, die bereits nahe bei 0 Prozent liegen, ließen sich nach Einschätzung der Institute nicht nennenswert verändern.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist anderer Ansicht: Seine Chefin Christine Lagarde sagt, die EZB habe noch deutlich Luft für eine Lockerung der Geldpolitik. Der Fonds ist in Sorge, dass mit einer drohenden Rezession in Frankreich die Konjunkturschwäche den Kern der Eurozone erfasst.

Quelle: ntv.de, rts

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