Wirtschaft

Kein Kauf von Hellas-Anleihen EZB bleibt hart

Die Europäische Zentralbank lässt sich von den Finanzmärkten trotz der Schuldenkrise in Griechenland nicht zum Kauf von Hellas-Anleihen treiben. Der EZB-Rat habe über diese Möglichkeit nicht gesprochen, sagt EZB-Präsident Trichet. Auch über den Fall einer Staatspleite Griechenlands wurde nicht diskutiert - die EZB glaubt nicht an ein solches Szenario.

Verteidigt die Sonderbehandlung Griechenlands: Jean-Claude Trichet.

Verteidigt die Sonderbehandlung Griechenlands: Jean-Claude Trichet.

(Foto: dpa)

Ein Zahlungsausfall des Landes stehe "nicht zur Debatte", so der EZB-Chef nach der Sitzung des geldpolitischen Entscheidungsgremiums in Lissabon. Eine direkte Ansteckung anderer Staaten fürchtet Trichet derzeit offenbar auch nicht: "Portugal und Griechenland sitzen nicht im selben Boot. Und Spanien ist auch nicht Griechenland." Gleichzeitig bekräftigte Trichet fest an der Seite Griechenlands zu stehen und verteidigte die beispiellose Sonderbehandlung des hochverschuldeten Landes, die jüngste abermalige Lockerung der Regeln für von der Zentralbank akzeptierte Sicherheiten.

Ökonomen äußerten Verständnis dafür, dass die EZB keine Hellas-Anleihen kaufen will. "Den Ankauf griechischer Anleihen durch die EZB halte ich für die Ultima Ratio", sagte Ulrich Kater, Chefsvolkswirt bei der Deka Bank. Das werde nur geschehen, falls auf anderem Wege keine Eindämmung der Schuldenkrise erreicht werden kann. Ein solcher Schritt würde jedoch eine Reihe von Problemen mit sich bringen, weswegen vorher eine Reihe von anderen Möglichkeiten genutzt würden.

EZB unterstützt griechischen Sparplan

Die EZB hatte am Montag eine ihrer ehernen Regeln gekippt und will bis auf weiteres griechische Anleihen akzeptieren, auch wenn diese nach Standard & Poor's von weiteren Ratingagenturen als Ramsch eingestuft werden sollten. Dafür habe es im EZB-Rat eine "überwältigende Mehrheit" gegeben, sagte Trichet. Diese Formulierung ist ungewöhnlich und deutet auf Gegenstimmen hin, da die EZB normalerweise betont, der Rat entscheide im Konsens und damit einstimmig.

Der EZB-Chef steht fest an der Seite Griechenlands.

Der EZB-Chef steht fest an der Seite Griechenlands.

(Foto: dpa)

Mit der Maßnahme wollen Europas Währungshüter verhindern, dass sich griechische Geschäftsbanken bei möglichen weiteren Abwertungen durch Ratingagenturen nicht mehr über die EZB refinanzieren können. Das hätte zum Kollaps griechischer Banken führen können. Die Gefahr, dass die bei der EZB als Pfand eingereichten Papiere wertlos werden könnten, und damit die Steuerzahler den Verlust tragen müssten, sieht Trichet nicht: "Wir sind überzeugt, dass Griechenland nicht pleitegehen wird."

Trichet betonte vor der Presse in Lissabon, dass die EZB bei der Entscheidung, Griechenland entgegenzukommen, das "sehr ambitionierte" Sparprogramm der Regierung in Athen mit in Betracht gezogen habe. Die Notenbank habe Griechenland bei der Bewältigung des Programms unterstützen wollen. Der Reform- und Sparplan der griechischen Regierung sei zu begrüßen. Zugleich müssten auch die übrigen Staaten der Euro-Zone die Gürtel enger schnallen und bei der Sanierung der Haushalte entschieden vorgehen. Bei der Korrektur der Haushaltsungleichgewichte seien "größere Anstrengungen" nötig.

Leitzins bleibt auf Rekordtief

Den Leitzins in der Euro-Zone beließen die Notenbanker wie erwartet bei einem Prozent. Der Schlüsselzins für die Versorgung der Banken mit Zentralbankgeld steht seit einem Jahr auf diesem Rekordtief. Trichet machte klar, dass die Notenbank derzeit nicht das Ziel verfolge, den Marktzins über dieses Niveau steigen zu lassen. Bislang gebe es auch keinen Grund, den begonnenen Ausstieg aus den Krisenmaßnahmen zur Stützung der Geldmärkte abzubremsen oder zu verschieben. Allerdings ließ der Notenbankchef solche Optionen offen. Die eingesetzten Instrumente wirkten nach.

"Bessere Marktbedingungen haben es uns erlaubt, unkonventionelle Maßnahmen schrittweise auslaufen zu lassen, aber sie sind immer noch in Kraft", sagte Trichet. Zuvor hatte es an den Börsen Spekulationen gegeben, die EZB könnte einige ihrer Krisenmaßnahmen wegen der Griechenland-Krise verlängern.

Euro fällt weiter

Der Euro setzte seinen freien Fall nach den Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet ungebremst fort. Vor allem im Schweizer Franken sorge das neue Allzeit-Tief mit der Nähe zur 1,40-EUR/CHF-Marke für neuen Verkaufsdruck durch Stop-Loss-Orders unter der alten Tiefstmarke. Zudem würde Hedging-Bedarf von Unternehmen für einen "sich selbst verstärkenden" Abschwung sorgen.

"Das dürfte genau das Ziel von Hedge-Fonds gewesen sein", sagt ein Händler: "Den Euro auf historische Marken drücken, wo sie die Aktion anderer Marktteilnehmer auslösen". Dies würde einen sanften Ausstieg aus der eigenen Position gewährleisten. Zum Dollar ist die 1,27er-Marke in Gefahr.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts

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