Wirtschaft

Papiere für 110 Milliarden in der Bilanz EZB fährt Anleihekäufe zurück

Europas Währungshüter nehmen erneut viele Milliarden Euro in die Hand, um Ruhe an den wild gewordenen Markt für europäische Staatsanleihen zu bringen. Zwar greift die EZB nicht mehr so tief in die Tasche wie eine Woche zuvor, doch insgesamt schlummern bereits Papiere im Volumen von mehr als 110 Mrd. Euro in der Bilanz der Zentralbank.

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(Foto: REUTERS)

Die Europäische Zentralbank hat das Volumen ihrer Staatsanleihekäufe bereits wieder merklich zurückgefahren. Die Notenbank erwarb in der vergangenen Woche Papiere bedrohter Euro-Staaten für 14,3 Milliarden Euro. Das ist deutlich weniger als zum Start ihrer neuen Runde von Anleihekäufen - in den ersten Tagen hatte die EZB für 22 Mrd. Euro Papiere erworben.       

Von welchen Staaten sie in der Woche bis zum 19. August Anleihen am Markt gekauft und die Geschäfte abgewickelt hat, verriet die EZB zwar wie erwartet nicht. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass es wie zu Beginn der neuen Kaufrunde in der Masse Papiere Italiens und Spaniens waren. Händler hatten in den zurückliegenden Tagen immer wieder berichtet, dass die Notenbank am Anleihemarkt zugunsten dieser Länder aktiv sei. Allerdings hatte sich bereits angedeutet, dass das Volumen geringer war.

Analysten gehen davon aus, dass die EZB nun von Woche zu Woche weniger Geld für Staatspapiere von Schuldenländern investieren könnte: "Wir sehen ein ähnliches Muster wie im Falle der griechischen Staatsanleihen im Mai 2010. Damals hat man auch zunächst viel und dann immer weniger gekauft", sagte Commerzbank-Ökonom Michael Schubert. "In den Zahlen zeigt sich schön das Dilemma des EZB-Rats. Man muss kaufen um zu stabilisieren und man hat ja auch schon stabilisiert. Aber ein gewisser Unwille überhaupt zu kaufen ist unverkennbar."

Heimliche Agenda

Der EZB-Rat hatte vor gut zwei Wochen unter dem Druck der Eskalation der Krise an den Börsen gegen den erbitterten Widerstand der Bundesbank entsprechende Käufe beschlossen. Sie begründet ihre Intervention am Anleihemarkt zwar offiziell damit, dass wegen des Drucks der Finanzmärkte auf diese beiden Länder ihre geldpolitischen Maßnahmen dort nicht ankämen. De facto hilft sie Italien und Spanien durch die Käufe jedoch, finanziell flüssig zu bleiben und nimmt den Druck von den dortigen Banken - meistens die größten Anleihegläubiger der Staaten.

Die EZB hatte ihr Anleihekaufprogramm, über das sie sich bis einschließlich vergangener Woche bereits für 110,5 Mrd. Euro Anleihen von Problemländern in die Bilanz geholt hatte, im Mai 2010 auf dem ersten Höhepunkt der Griechenland-Krise gestartet. Bis März hatte sie zunächst nur Papiere von Griechenland, Irland und Portugal gekauft. Das Programm ist heftig umstritten. Unter anderem gehört die Bundesbank zu den Gegnern.

Quelle: ntv.de, rts

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