Anleger aufgepasst EZB rührt Leitzins nicht an
07.03.2013, 13:49 Uhr
Abwarten: Die EZB fasst den Leitzins nicht an.
(Foto: picture alliance / dpa)
Anleger setzen derzeit darauf, dass die Weltwirtschaft auch weiterhin durch die lockere Geldpolitik der Notenbanken gestützt wird. Aber auch wenn es in der Eurozone konjunkturell nicht rund läuft, sieht die EZB noch keinen Grund, an der Zinsschraube zu drehen. Nun rückt EZB-Präsident Draghi in den Fokus.
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen für den Euroraum unverändert gelassen. Nach Mitteilung der EZB bleibt der Hauptrefinanzierungssatz auf seinem Allzeittief von 0,75 Prozent, wo er seit Juli 2012 steht. Auch der Spitzenrefinanzierungssatz und der Satz für Bankeinlagen bei der EZB blieben unverändert bei 1,50 beziehungsweise null Prozent. Volkswirte hatten fast einmütig unveränderte Leitzinsen prognostiziert.
Die EZB dürfte nach mehrheitlicher Einschätzung von Experten trotz der anhaltenden Rezession im Euroraum und dem geringen Inflationsdruck die Zinsen bis zum Jahresende nicht mehr senken. Diese Ansicht könnte mit der Einschätzung zusammenhängen, dass die EZB selbst gegenwärtig an der Wirksamkeit noch niedrigerer Zinsen zweifelt, weil sie die Übertragung des geldpolitischen Signals für gestört hält.
Sollte die EZB deutlich gesenkte Wachstumsprojektionen für 2013 und 2014 veröffentlichen, könnte dies allerdings Spekulationen über Zinssenkungen im laufenden Jahr wieder neue Nahrung verleihen.
EZB-Präsident Mario Draghi wird den Zinsbeschluss in einer gegen 14.30 Uhr beginnenden Pressekonferenz erläutern. Beobachter erwarten, dass ihm dabei auch Fragen zur politischen Lage in seinem Heimatland nach dem Patt bei den Parlamentswahlen gestellt werden. Auch dürfte das noch nicht aktivierte Staatsanleihekaufprogramm (OMT) wieder starkes Interesse auf sich ziehen.
BoE hält still
Zuvor hatte bereits die Bank von England ihren Leitzins erwartungsgemäß nicht verändert. Zudem bleibt auch bei der Geldpolitik alles beim alten: Das Volumen ihrer Anleihenkäufe wird vorerst nicht ausgeweitet. Der Schlüsselzins für die Versorgung der Banken am weltweit bedeutenden Finanzplatz London bleibt damit bei rekordniedrigen 0,5 Prozent.
In den zurückliegenden Jahren hatte der im Sommer aus dem Amt scheidende Notenbankgouverneur Mervyn King für insgesamt 375 Milliarden Pfund Anleihen der Regierung gekauft. Er wollte mit dem auf diese Weise geschöpften Geld die darbende Wirtschaft des Landes stimulieren - bislang mit wenig Erfolg. Eine vergleichsweise große Minderheit der vor dem Zinsbeschluss von Reuters befragten Ökonomen hatten deshalb damit gerechnet, dass King noch eine Schippe drauf legen und die Zentralbank weitere Staatsanleihen ankaufen könnte.
Das Britische Pfund notierte auf Tageshoch nach der Entscheidung. Aktuell kostete es 1,5060 Dollar, verglichen mit Ständen knapp unter 1,50 Dollar davor. Der nächste Widerstand für das Pfund liegt Beobachtern zufolge nun bei 1,5095 Dollar. Der Euro ist unterdessen auf 0,8642 von zuvor 0,8682 Pfund gesunken. Die nächste Unterstützung wird hier bei 0,8620 gesehen.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/DJ