Bankenaufsicht macht Fortschritte EZB sucht Mitarbeiter
22.09.2013, 14:59 Uhr
Geht es jetzt endlich los mit der gemeinsamen europäischen Bankenaufsicht?
(Foto: picture alliance / dpa)
Die neue europäische Bankenaufsicht steht noch nicht, aber sie ist auf gutem Weg, sagt die EZB. Deutlich wird das daran, dass sie jetzt schon Personal anwirbt. Die Bundesbank empfiehlt ihre Leute - wohl nicht ganz ohne Hintergedanken.
Die Europäische Zentralbank ist nach Einschätzung von EZB-Direktor Yves Mersch beim Aufbau der künftigen europäischen Bankenaufsicht auf gutem Weg. "Wir sind quasi startklar", sagte der Luxemburger dem "Handelsblatt". Es gebe bereits eine Verständigung darüber, wie die rund 130 wichtigsten Banken künftig kontrolliert werden. Die entscheidenden Dokumente seien fast entscheidungsreif, so Mersch. Dazu zählten ein Handbuch für die Aufseher, ein Modell für die Aufsicht und ein rechtliches Rahmenwerk.
Ab 2014 soll eine gemeinsame Aufsicht unter dem Dach der EZB die Banken in der Eurozone kontrollieren. Dafür muss auch die Personaldecke aufgestockt werden. Die "Welt" berichtet von einer ersten Stellenanzeige der EZB. In der Karrierebeilage der "Financial Times" kündigt "eine führende globale Finanzbehörde" an, dass sie demnächst Leute für die Bankenaufsicht suchen wird, schreibt das Blatt. Als Voraussetzungen würden Teamgeist und eine "intrinsische Motivation, für Europa zu arbeiten" genannt. Konkrete Informationen - auch darüber, wie viele Aufseher es sein sollen - fehlten allerdings.
Dem "Handelsblatt" sagte Mersch, die EZB suche rund tausend neue Mitarbeiter. Bis zum Ende des laufenden Jahres werde die EZB allerdings nicht mehr als 200 oder 300 Aufseher einstellen können, konkretisierte er. Der EZB-Direktor drängt jedoch darauf, dass die komplette Führungsebene der neuen Bankenaufsicht bis Anfang 2014 steht. "Ziel sollte es sein, dass die organisatorische Struktur ab Januar nächsten Jahres vollständig besetzt und arbeitsfähig ist."
Bundesbank erleichtert Wechsel
Die Bundesbank macht derweil ihren Mitarbeitern einen Wechsel zur künftigen europäischen Bankenaufsicht schmackhaft. Wer bei der neuen Aufsicht anfangen möchte, bekommt nach Informationen der "Welt am Sonntag" drei bis fünf Jahre lang ein Rückkehrrecht zur Bundesbank. Die Aufseher behalten demnach ihren Beamtenstatus und bekommen die Zeit bei der EZB voll als Dienstjahre angerechnet. Hintergrund sei, dass Neueinsteiger bei der EZB in der Regel nur Zeitverträge bekämen, die auf drei bis fünf Jahre befristet seien.
Ein Bundesbank-Sprecher bestätigte diese Bestimmungen auf Anfrage der Zeitung. Eine vergleichbare Regelung soll es laut "Welt am Sonntag" auch für Beschäftigte der Finanzaufsicht Bafin in Bonn geben. Eine Bafin-Sprecherin wollte sich dazu nicht äußern.
Der Bundesbank-Vorstand sei gewillt, auch Top-Kräfte an die neue europäische Aufsichtsbehörde abzugeben. Dies nehme man in Kauf, um die deutsche Aufsichtskultur auf europäischer Ebene einzubringen, schrieb die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Bundesbank-Kreise. Man rechne damit, dass auch andere Euro-Länder möglichst viele Führungspositionen besetzen wollen.
Warten auf Nachbesserungen
Mersch sieht allerdings noch Handlungsbedarf bei den Mitgliedsstaaten. "Wir werden nicht anfangen, bevor die Regierungen sich nicht über Backstopps, also die Notfallfinanzierung von Kapitallücken geeinigt haben, die wir möglicherweise in den Bankbilanzen entdecken", sagte er der Zeitung. "Ohne die Finanzierung vorab geklärt zu haben, könnte uns die Prüfung zurück in eine Krise stürzen", betonte der Luxemburger, der mitverantwortlich für den Aufbau der europäischen Bankenaufsicht ist, die im Herbst 2014 unter dem Dach der EZB ihre Arbeit aufnehmen soll.
Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" wird sich die EZB bei der Organisation der anstehenden Bilanzprüfung der 130 europäischen Banken von der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman beraten lassen. Weder EZB noch Oliver Wyman wollten dies der Zeitung gegenüber kommentieren. Mit der Bilanzprüfung wolle sich die EZB einen Überblick über die Altlasten der Institute verschaffen. Dabei sollten in allen Ländern möglichst einheitliche Bedingungen gelten.
Quelle: ntv.de, dpa