Wirtschaft

Reaktionen auf Griechen-Votum Ein kleines Stück weiter

Die griechische Regierung erhält Rückendeckung für ihren Sparkurs. Nicht nur Politiker, auch Finanzmarktexperten geben sich erleichtert. Allerdings steht erst kommende Woche fest, ob weitere Hilfen von EU und IWF fließen. Die Zitterpartie geht weiter.

Von unbändigem Fortschritt kann keine Rede sein.

Von unbändigem Fortschritt kann keine Rede sein.

(Foto: REUTERS)

Das Sprachrohr der Europäischen Union, Kommissionspräsident José Manuel Barroso, hat das Ergebnis der Vertrauensabstimmung im griechischen Parlament als "gute Neuigkeit für Griechenland und die gesamte Europäische Union" begrüßt. Dass die Abgeordneten der Regierung von Ministerpräsident Giorgos Papandreou in der Nacht das Vertrauen ausgesprochen hätten, "beseitigt ein Stück Unsicherheit in einer ohnehin schwierigen Situation", erklärte Barroso in Brüssel kurz nach der Abstimmung. Auch an den Finanzmärkten wird die Entscheidung mit Erleichterung aufgenommen.

Die Entscheidung sei "an den Finanzmärkten weitgehend erwartet worden", so Peter Jankovskis von Oakbrook Investments. Aus diesem Grund habe es "auch den dramatischen Aufschwung (an den Börsen) vor der Abstimmung" gegeben. Die Tatsache, dass sich das bestätigt habe, sei gut. Aber es gebe noch ein paar Hürden, die Papandreou nehmen müsse. "Das Ganze hat die erste und größte Hürde genommen."

"Kein gutes Gespann"

Andere wundern sich über die große Bedeutung, die die Märkte der Abstimmung beimessen. So meint William Larkin, Cabot Money Management: "Das ist alles sehr seltsam, wir überreagieren etwas auf dieses eine Ereignis. In mancher Hinsicht habe ich den Eindruck, das wird noch eine Menge Fragen aufwerfen, weil es sich um ein langfristiges strukturelles Finanzproblem handelt. Politik und Finanzmarkt waren noch nie ein gutes Gespann."

Dieser Mittwoch werde ein Tag fürs Risiko mit einem starken Euro und einem schwachen US-Dollar sein. Aber es komme auf die weitere Reaktion der Griechen an. "Wenn Autos brennen und wir Proteste sehen, dann wird dieser kurzfristige Erfolg schnell vorbei sein", so Larkin.

"Wir verkaufen nicht": Die Proteste gegen die Prvatisierungen in Greichenland dauern an.

"Wir verkaufen nicht": Die Proteste gegen die Prvatisierungen in Greichenland dauern an.

(Foto: REUTERS)

Die Beobachtung, dass die Risikobereitschaft der Investoren an solchen Tagen gerne steigt, macht auch David Dietze, Point View Financial Services. "Auch wenn das die Dinge nicht auf lange Sicht löst, sehen die Investoren die Chance, dass der Ball nun weiter nach vorne gespielt werden kann. Damit gehe ich davon aus, dass am heutigen Mittwoch weltweit riskante Werte gefragt sind." Man sei einen Schritt von der Klippe zurückgetreten, und sei es nur für ein paar Wochen, nachdem man in den Abgrund einer Zahlungsunfähigkeit mit Turbulenzen an den Finanzmärkten und in der Bankenbranche geschaut habe.

"Das hat sich nicht verändert"

David Mann, Standard Chartered, blickt nach vorn. Ein extrem negatives Ereignis sei vermieden worden. Deswegen sei der Euro auch nach oben gesprungen. Jetzt konzentrierten sich die Leute darauf, "was als nächstes kommt. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir uns weiter Sorgen darüber machen, was in Griechenland in den kommenden Tagen und mindestens Wochen als nächstes ansteht." Man habe lediglich einen großen Schock vermieden. Aber in Griechenland müsse sich etwas ändern und "die Notwendigkeit einer Umschuldung letztendlich bleibt. Das hat sich nicht verändert."

Auch Nick Kalivas, MF Global, fragt sich, wie sich das Parlament letztendlich bei der Abstimmung kommenden Dienstag über das Sparpaket verhält. "Die große Frage ist, wie viel Unterstützung gibt es für eine Verabschiedung des Sparpakets in den nächsten Wochen." Allgemein werde davon ausgegangen, dass es durchgehe, weil es keine Alternative dazu gebe.

Brian Dolan, Forex Com, äußert sich skeptisch zu den weiteren Heilungs-Chancen Griechenlands. Die Griechen müssten noch immer ihr Sparpaket verabschieden und umsetzen". Dabei machen mich die in der Vergangenheit gezeigten Fähigkeiten der griechischen Regierung nicht allzu optimistisch, dass diese Defizit-Ziele erreicht werden können." Eine Pleite mag fürs erste vermieden worden sein, aber der Schulden-Überhang bleibe.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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