Milliardenstreit mit Dresden beigelegt Einigung beflügelt Gagfah-Aktien
05.03.2012, 11:37 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Börse feiert die Einigung im milliardenschweren Rechtsstreit mit der Stadt Dresden: Die Aktien des Immobilienkonzerns Gagfah verteuern sich um fast 30 Prozent. Der Vergleich ist ein Durchbruch für Deutschlands größten börsennotierten Immobilienkonzern - doch eine letzte Unsicherheit bleibt.
Die Aktien des Immobilienkonzerns Gagfah haben mit einem Kurssprung auf das vorläufige Ende des Rechtsstreits mit der Stadt Dresden reagiert. Die Anteilsscheine des im MDax notierten Unternehmens verteuerten sich um 27 Prozent auf über 5,50 Euro. Gagfah-Papiere werden damit auf dem höchsten Stand seit Mai vergangenen Jahres gehandelt. Das Immobilienunternehmen und die Stadt Dresden wollen ihren Rechtsstreit um Mieterschutz beilegen, wie Gagfah am Freitag mitgeteilt hatte. Eine letzte Unsicherheit bleibt allerdings: Der Dresdner Stadtrat und die zuständige Rechtsaufsichtsbehörde müssen dem Vergleich noch zustimmen.
Die Stadt Dresden hatte gegen die Tochter des US-Finanzinvestors Fortress Ende März 2011 eine Klage in Höhe von knapp 1,1 Mrd. Euro eingereicht. Sie wirft der Gagfah vor, gegen die Sozialcharta verstoßen zu haben, die die Stadt dem Unternehmen beim Verkauf von mehr als 45.000 ehemals städtischen Wohnungen zum Schutz der Mieter auferlegt hatte, indem sie nicht genügend in die Instandhaltung der Wohnungen investierte. Gagfah hatte die städtische Wohnungsgesellschaft Woba im Jahr 2006 für rund 1,7 Mrd. Euro übernommen. Gagfah hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und eine Gegenklage erhoben.
Guter Deal für Gagfah
Die Parteien einigten sich darauf, dass die sächsische Landeshauptstadt von 2012 bis 2020 jährlich jeweils 4 Mio. Euro erhält, insgesamt also 36 Mio. Euro. Zudem muss der Immobilienkonzern die Investitionen in die Instandhaltung der Wohnungen aufstocken. Dafür werden sämtliche Klagen gegeneinander zurückgenommen. "In Anbetracht der Summen, die bisher im Raum gestanden haben, kommt Gagfah damit sehr gut weg", meint ein Marktteilnehmer.
"Die Einigung ist zu begrüßen", bewertet auch die britische Bank HSBC den Deal. Hierdurch sei nicht nur eine erhebliche Unwägbarkeit beseitigt worden. "Damit wird auch die Refinanzierung des Dresdner Portfolios viel wahrscheinlicher". Die Mehrbelastung durch die Einigung hält sich nach Ansicht von Martin in Grenzen und ist im Abschlag von rund 50 Prozent zum Buchwert bereits berücksichtigt. Die HSBC hatte mit einer Einigung in dem Rechtsstreit gerechnet und sieht die Aktie als Kauf mit einem Ziel von sieben Euro. Auch die Deutsche Bank hat nach der Einigung ihr Kursziel für die Gagfah auf 6 Euro erhöht und ihre Einstufung von "Hold" auf "Buy" angehoben. Analysten sehen das Immobilienunternehmen mit der Einigung zurück auf dem Investorenradar. Nachdem dieses Damoklesschwert nicht mehr über Gagfah schwebe, rückten Liquidität und Marktkapitalisierung wieder in den Vordergrund.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts