Wirtschaft

Stagnation oder Einbruch? Einzelhandel im Umsatzloch

Für den deutschen Einzelhandel kommt es knüppeldick. 2010 droht ein weiteres Jahr mit sinkenden Erlösen zu werden. Vor allem die steigende Arbeitslosigkeit macht der Branche zu schaffen.

Kann sich der deutsche Einzelhandel 2010 aus der Abwärtsspirale befreien?

Kann sich der deutsche Einzelhandel 2010 aus der Abwärtsspirale befreien?

(Foto: picture alliance / dpa)

Dem deutschen Einzelhandel droht ein weiteres Jahr ohne Wachstum. Im Januar stagnierte der Umsatz auf dem Niveau des Vormonats, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Händler zählten 3,0 Prozent weniger in den Kassen als ein Jahr zuvor - allerdings hatte der Januar diesmal einen Verkaufstag weniger. "Wir werden die Krise anders als viele andere Branchen auch in diesem Jahr spüren", sagte die Sprecherin des Einzelhandelsverbandes HDE, Ulrike Hörchens. "Der Umsatz wird 2010 stagnieren." 2009 hatte es mit 2,3 Prozent den stärksten Einbruch seit der Wiedervereinigung gegeben.

Der Branche kämpft vor allem mit der steigenden Arbeitslosigkeit. "Auf jeden neuen Arbeitslosen kommen drei Beschäftigte, die um ihren Job bangen", sagte GfK-Marktforscher Rolf Bürkl. "Das führt zu Verunsicherung und Kaufzurückhaltung. Denn wer größere Anschaffungen tätigen will, braucht Planungssicherheit." Das von der GfK ermittelte Konsumklima hatte sich zuletzt fünf Monate in Folge eingetrübt. Die Zahl der Arbeitslosen war im Februar auf 3,643 Millionen gestiegen und wird sich in den kommenden Monaten nach Prognosen der meisten Experten der Vier-Millionen-Marke nähern.

Realeinkommen sinken

Auch die Einkommensverluste vieler Kunden machen den Händlern zu schaffen. Im Rezessionsjahr 2009 sanken die Bruttoverdienste der Deutschen erstmals seit Gründung der Bundesrepublik: Arbeitnehmer verdienten vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben durchschnittlich 27.648 Euro und damit 0,4 Prozent weniger als 2008. Hauptgrund waren der Anstieg der Kurzarbeit und der Abbau von Überstunden. Auch für dieses Jahr sind die Aussichten schlecht. "Die Realeinkommen werden schrumpfen", befürchtet der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Die 3,4 Millionen Beschäftigten der Metallbranche etwa müssen sich in diesem Jahr mit einer Einmalzahlung von 320 Euro begnügen.

"In schwierigem Umfeld gut behauptet"

Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) warnt dennoch vor Schwarzmalerei. "Wir haben uns zu Jahresbeginn in einem schwierigen Umfeld recht gut behauptet", sagte Verbandssprecherin Hörchens. "Der Modehandel etwa hat wegen des kalten Winters gute Geschäfte gemacht. Die restliche Winterbekleidung ist sehr gut weggegangen."

Die größten Einbußen musste der Internet- und Versandhandel hinnehmen. Den Unternehmen blieb 9,8 Prozent weniger in den Kassen als vor Jahresfrist. Ein Grund dafür ist allerdings die Pleite des einst größten deutschen Versandhauses Quelle, der im Sommer 2009 Insolvenz anmelden musste. Ähnlich schlecht lief es für Waren- und Kaufhäuser, die 7,3 Prozent weniger einnahmen. Der Lebensmittelhandel meldete ein Umsatzminus von 2,6 Prozent.

Nicht nur die deutschen Einzelhändler leiden unter der steigenden Arbeitslosigkeit, sondern auch die in den anderen 15 Euro-Ländern. In der gesamten Währungsunion sank der Umsatz im Januar um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat und um 1,3 Prozent zum Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote im Euroraum liegt derzeit mit 9,9 Prozent auf dem höchsten Niveau seit Oktober 1998.

Quelle: ntv.de, rts

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